Peitschenwürmer befallen den menschlichen Darm. Sie können Magen-Darm-Beschwerden verursachen und in seltenen Fällen sogar lebensbedrohlich sein.
Lesen Sie in diesem Artikel, was Peitschenwürmer sind, wie Menschen sich mit den Parasiten anstecken, an welchen Symptomen Sie einen Befall erkennen und wie er diagnostiziert und behandelt wird.
Was sind Peitschenwürmer?
Der Peitschenwurm (Trichuris trichiura) gehört zur Gruppe der Fadenwürmer, die auch Nematoden genannt werden. Fadenwürmer kommen auf der ganzen Welt in großen Zahlen vor. Einige Arten leben als Parasiten und können Menschen und Tiere befallen – dazu gehört auch der Peitschenwurm.
Seinen Namen hat der Wurm wegen seiner Form. Er hat einen dünneren vorderen Teil und ein dickes Ende, sodass er wie eine Peitsche mit Griff aussieht. Er lebt im menschlichen Dickdarm und wird drei bis fünf Zentimeter lang [1].
Wo kommen Peitschenwürmer vor?
Eine Infektion mit Peitschenwürmern ist weit verbreitet, gilt hierzulande aber als Reisekrankheit.
Verschiedene Schätzungen gehen von mehr als 500 Millionen bis hin zu fast 800 Millionen Menschen weltweit aus, die infiziert sind, darunter viele Kinder. In Europa ist die Trichuriasis allerdings selten. Die Würmer kommen vor allem in den Tropen und Subtropen vor, besonders in ärmeren Regionen mit schlechten Sanitäranlagen, keinem Zugang zu sauberem Wasser und feuchtwarmem Klima. Als wichtige Ausbreitungsgebiete gelten Afrika südlich der Sahara, Indien, China, Südostasien und Südamerika [2], [3].
Ansteckung mit Peitschenwürmern
Für den Peitschenwurm sind Menschen der einzige Wirt, es gibt keinen Zwischenwirt wie bei Bandwürmern, die Menschen über Schweine oder Rinder befallen.
In der Regel stecken Menschen sich über mit Eiern des Peitschenwurms verunreinigte Lebensmittel an. Wenn befallene Fäkalien auf Felder gelangen, auch im Dünger, haften die Wurmeier zusammen mit Erde an den Pflanzen. Das Risiko, sich anzustecken, ist am höchsten bei Lebensmitteln, die roh gegessen und nahe am Boden angebaut werden, zum Beispiel bei Beeren und Salat.
Kochen, Waschen oder Schälen senkt das Infektionsrisiko deutlich, aber Achtung: Es ist auch möglich, sich anzustecken, wenn Sie befallenes Obst und Gemüse oder auch Erde berühren und sich dann mit dem Finger in den Mund langen.
Wussten Sie das? In Ländern wie Deutschland wird der menschliche Stuhl über Kläranlagen gezielt entsorgt und gelangt in der Regel nicht in die Böden. Unter anderem deswegen – und weil der Parasit feuchtwarmes Klima bevorzugt – kommen Infektionen mit dem Peitschenwurm hierzulande so gut wie nicht vor.
Essen Menschen befallene Speisen, gelangen die Wurmeier zunächst in den Dünndarm. Dort schlüpfen sie und wachsen innerhalb von bis zu drei Monaten zu Larven heran, die in den Dickdarm wandern. Mit ihrer dünnen Seite stechen sie sich durch die Darmwand, aus der sie Blut ziehen, das ihnen als Nahrung dient. Die Weibchen legen tausende von Eiern im Dickdarm ab. Die Wurmeier gelangen mit dem Stuhl aus dem Körper. Im Boden entwickeln sie sich und sind nach 15 bis 30 Tagen ansteckend [1].
Symptome des Peitschenwurm-Befalls
Sind Menschen mit Peitschenwürmern befallen, spricht man von einer Trichuriasis. Kommen dabei nur wenige der Würmer im Darm vor, treten oft gar keine Symptome auf. So können die Würmer jahrelang unbemerkt im Darm überleben.
Fällt die Infektion heftiger aus, können die Peitschenwürmer Schäden, Entzündungen und Blutungen an der Darmwand auslösen. Die Folge sind Bauchschmerzen, Erbrechen und schleimige, manchmal auch blutige Durchfälle. Weitere mögliche Symptome sind Kopfschmerzen, Übelkeit und plötzlicher unerwarteter Gewichtsverlust. Da die Würmer sich von Blut ernähren, kann es auch zu Eisenmangel und Anämie (Blutarmut) kommen, vor allem bei betroffenen Kindern. Außerdem scheinen die Peitschenwürmer auch die Zusammensetzung der Darmflora zu verändern [4].
In seltenen Fällen kommt es zu einem Darmverschluss: Dann leben so viele der Würmer im Darm, dass der Stuhl nicht mehr richtig hindurchgelangt. Es kommt zu starken Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen. Oft ist der Bauch aufgebläht, zusätzlich tritt Fieber auf und Betroffene fühlen sich generell unwohl. Ein Darmverschluss ist ein lebensgefährlicher Notfall – bei Verdacht sollten Sie umgehend den Notruf tätigen [2].
Peitschenwurm-Befall behandeln
Wenn Sie bei sich einen Befall mit Würmern vermuten, lassen Sie sich untersuchen. Die Eier des Peitschenwurms lassen sich in menschlichen Stuhlproben nachweisen. Die Proben werden in der Regel im Labor mit dem Mikroskop analysiert. Oft stellen Ärzt*innen die Würmer auch zufällig fest, zum Beispiel weil sie aus anderen Gründen eine Darmspiegelung durchführen [1].
Werden die Peitschenwürmer erkannt, können Ärzt*innen Medikamente verschreiben, spezielle Anti-Wurm-Mittel, auch Antihelmithika genannt. Die Wirkstoffe, die zum Einsatz kommen, sind Mebendazol und Albendazol. Die Mittel töten die Würmer im Körper ab und sorgen in den meisten Fällen für eine vollständige Heilung [5].
Die Antihelmithika, die derzeit verwendet werden, wirken bei einigen wenigen Menschen nicht effektiv gegen Peitschenwürmer. Forscher*innen arbeiten deswegen daran, neue Medikamente zu entwickeln. Unter anderem werden in Tierversuchen bereits Impfungen getestet, die dem Körper ermöglichen sollen, die Würmer abzustoßen [6].
Wichtig ist auch, sicherzugehen, dass Sie sich nicht erneut mit den Wurmeiern anstecken. Das ist in einer hygienischen Umgebung meist relativ einfach. Sie sollten vor allem darauf achten, sich nach dem Toilettengang gründlich die Hände zu waschen.
Wie beuge ich Peitschenwürmern vor?
Wenn Sie vorbeugen wollen, sollten Sie sich an die gängigen Hygiene-Maßnahmen halten. Lebensmittel-Hygiene schützt Sie nicht nur vor Peitschenwürmern und weiteren Fadenwürmern, sondern auch vor anderen Parasiten. Diese Regeln sind besonders auf Reisen in Tropen und Subtropen wichtig.
- Hände waschen vor dem Kochen und Essen sowie nach dem Umgang mit Erde oder dem Kontakt mit Tieren.
- Lebensmittel schälen, kochen oder lieber nicht essen, nach dem Prinzip „peel it, cook it or leave it“.
- Vorsicht bei Kontakt mit Erde, vor allem auf Feldern. Waschen Sie sich auch danach gründlich die Hände.
- Auf Kinder aufpassen: Sie sollten sich regelmäßig die Hände waschen und sich mit ungewaschenen Händen nicht ins Gesicht fassen.
Achten Sie generell besonders auf Kinder – sie scheinen besonders empfänglich für Peitschenwurm-Infektionen zu sein. Das kann daran liegen, dass Kinder sich weniger an Hygieneregeln halten, aber auch am Immunsystem, das mit dem Alter eine Resistenz gegen die Würmer aufbaut [1], [4].
Peitschenwürmer: Auf einen Blick
Peitschenwürmer sind Parasiten, die bis zu fünf Zentimeter lang werden und im menschlichen Darm leben. Dort legen sie ihre Eier, die über den Stuhl nach draußen gelangen.
Menschen stecken sich über mit Wurmeiern befallenes Obst und Gemüse an, meist in den Tropen und Subtropen.
Ein Peitschenwurm-Befall kann Symptome wie Bauchschmerzen, Erbrechen und blutige Durchfälle verursachen. Bei sehr starkem Befall kann es zu einem lebensgefährlichen Darmverschluss kommen.
Ärzt*innen verschreiben Anti-Wurm-Mittel, die die Peitschenwürmer meist komplett abtöten.
Um vorzubeugen: Hände waschen, Lebensmittel schälen, kochen oder nicht essen, auf Kinder achten – besonders in den Tropen und Subtropen.
Quellen
[1] A. Viswanath, S. N. S. Yarrarapu, und M. Williams, „Trichuris Trichiura (Whipworm, Roundworm)“, in StatPearls, Treasure Island (FL): StatPearls Publishing, 2020. Zugegriffen: 15. September 2020. [Online]. Verfügbar unter: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK507843/
[2] „CDC - Trichuriasis“, 15. Januar 2021. https://www.cdc.gov/parasites/whipworm/index.html (zugegriffen 29. Juni 2022).
[3] B. A. Rosa u. a., „Whipworm-Associated Intestinal Microbiome Members Consistent Across Both Human and Mouse Hosts“, Front. Cell. Infect. Microbiol., Bd. 11, S. 637570, März 2021, doi: 10.3389/fcimb.2021.637570.
[4] K. J. Else u. a., „Whipworm and roundworm infections“, Nat. Rev. Dis. Primer, Bd. 6, Nr. 1, S. 44, 28 2020, doi: 10.1038/s41572-020-0171-3.
[5] F. A. Partridge u. a., „Dihydrobenz[e][1,4]oxazepin-2(3H)-ones, a new anthelmintic chemotype immobilising whipworm and reducing infectivity in vivo“, PLoS Negl. Trop. Dis., Bd. 11, Nr. 2, S. e0005359, Feb. 2017, doi: 10.1371/journal.pntd.0005359.
[6] R. K. Shears, A. J. Bancroft, C. Sharpe, R. K. Grencis, und D. J. Thornton, „Vaccination Against Whipworm: Identification of Potential Immunogenic Proteins in Trichuris muris Excretory/Secretory Material“, Sci. Rep., Bd. 8, Nr. 1, S. 4508, März 2018, doi: 10.1038/s41598-018-22783-y.