Kryptosporidien sind winzige Parasiten, die starke Bauchkrämpfe und Durchfall auslösen können. Besonders Kleinkinder und immungeschwächte Personen sind gefährdet. Lesen Sie hier alles über die Kryptosporidiose!
Kryptosporidien sind einzellige Parasiten, die sich in unserem Darm vermehren und starkes Bauchweh, Übelkeit und Durchfall auslösen können. Die winzigen Lebewesen kann man sich dabei nicht nur während einer Reise in ferne Länder einfangen: Über das Badewasser, Schwimmbäder, eine Schmierinfektionen oder befallene Lebensmittel – Ansteckungsmöglichkeiten gibt es auch hierzulande viele.
Das Robert-Koch-Institut schätzt, dass zwei bis vier Prozent der Menschen in Industriestaaten, die unter Durchfall leiden, von Kryptosporidien befallen sind [1]. Daten aus Afrika und Südasien zeigen, dass Kryptosporidien dort die zweithäufigste Durchfallursache bei Kindern unter zwei Jahren sind – nur Magen-Darm-Infekte mit Rotaviren sind noch häufiger [2].
Welche Arten von Kryptosporidien unterscheidet man und was deutet auf eine Infektion, also eine Kryptosporidiose, hin? Wie kann ich mich auf Kryptosporidien testen und behandeln lassen? Wie kann ich mich vor einer Ansteckung mit dem Parasiten schützen? Diese Fragen beantworten wir Ihnen in diesem Artikel.
Was sind Kryptosporidien?
Kryptosporidien sind einzellige Parasiten, das heißt sie brauchen einen Wirt (Mensch oder Tier), um sich zu vermehren.
Fachleute unterscheiden 19 verschiedene Arten von Kryptosporidien, wobei zwei von ihnen Infektionen bei uns Menschen auslösen können: Cryptosporidium hominis und Cryptosporidium parvum [1].
Cryptosporidium parvum befallen zunächst Tiere wie Rinder, Pferde, Ziegen, Schafe, Hunde, Katzen und Vögel. Dann ist auch eine Übertragung auf uns Menschen möglich, beispielsweise über direkten Kontakt, verunreinigte Lebensmittel oder kontaminiertes Wasser in Seen und Flüssen.
Cryptosporidium hominis kommt dagegen hauptsächlich beim Menschen vor.
Wussten Sie das? Die dickwandigen Eier der Kryptosporidien sind bei feuchter Umgebung in der Umwelt monatelang überlebensfähig – Fachleute sprechen sogar von bis zu zwei Jahren. Sie sind extrem widerstandsfähig gegenüber Kälte und vielen Desinfektionsmitteln, auch gegen Chlor, das zur Desinfektion von Trinkwasser und Swimming-Pools eingesetzt wird [1].
Was machen die Kryptosporidien im Körper?
Die Infektion mit Kryptosporidien erfolgt fäkal-oral: Wenn Betroffene die winzigen Eier (auch Oozysten genannt) verschlucken, gelangen sie zunächst in den Darm. Dort setzen sie eine unreife Form des Parasiten frei, der in die Zellen der Darmschleimhaut eindringen kann. Die Kryptosporidien können sich hier ungestört entwickeln und neue dickwandige Eier produzieren, die von den Betroffenen dann mit dem Kot ausgeschieden werden [1].
Wie bekommt man Kryptosporidien?
Bereits wenige Eier (10 - 1.000) reichen aus, um sich mit Kryptosporidien anzustecken. Diese Übertragungswege sind möglich [1], [3]:
- Über das Wasser (Trinkwasser, Eiswürfel, Badewasser, Flüsse, Seen, Swimming-Pools)
- Als Schmierinfektion von Mensch zu Mensch, insbesondere bei Kleinkindern; beispielsweise, wenn nach der Toilettenbenutzung die Hände nicht gründlich gewaschen werden.
- Als Schmierinfektion von Tier zu Mensch
- Über kontaminierte Lebensmittel (zum Beispiel mit Oozysten befallenes Fleisch oder Gemüse)
Symptome: Wie äußert sich eine Kryptosporidiose?
Die durch Kryptosporidien ausgelöste Erkrankung bezeichnen Fachleute auch als Kryptosporidiose. Bei manchen Menschen verläuft sie symptomlos, viele Betroffene spüren allerdings erste Symptome etwa sieben bis zehn Tage nach der Infektion. Häufige Beschwerden sind beispielsweise [1]:
- wässrige Durchfälle (teilweise hoher Flüssigkeitsverlust)
- Bauchschmerzen
- Übelkeit
- Fieber
- Gewichtsverlust
In der Regel bessern sich die Beschwerden nach ein bis zwei Wochen. Bei Säuglingen und Menschen mit schwacher Immunabwehr (beispielsweise ausgelöst durch AIDS) können die Durchfälle über Wochen hinweg anhalten [1]. Es kann auch vorkommen, dass Betroffene einige Tage beschwerdefrei sind und die Symptome dann wieder einsetzen [4].
Wie lange bin ich mit Kryptosporidien ansteckend? Betroffene scheiden die Eier etwa fünf bis 21 Tage nach der Kryptosporiodien-Infektion aus. Auch wenn die Symptome abklingen, sind sie also häufig noch ansteckend [3].
Wie kann ich mich auf Kryptosporidien testen lassen?
Wenn Sie unter den oben genannten Beschwerden leiden, veranlasst Ihr*e Ärzt*in normalerweise die Untersuchung einer Stuhlprobe. Im Rahmen eines solchen Darmparasiten Tests können Fachkräfte im Labor die Kryptosporidien mithilfe einer speziellen Färbemethode unter dem Mikroskop erkennen. Da Betroffene die Eier mit Unterbrechungen ausscheiden können, empfehlen Fachleute die Untersuchung von drei Proben, die an verschiedenen Tagen genommen wurden. Dadurch kann man eine Ansteckung im Zweifel sicher ausschließen [1].
Auf dieselbe Weise können auch zum Beispiel die Eier von Bandwürmern (meistens Rinder- und Schweinebandwurm), Fadenwürmer sowie auf Amöben, Blastozysten und Lamblien erkannt werden.
Außerdem können Labore die Stuhlprobe auf bestimmte Eiweißsubstanzen der Kryptosporidien testen (ELISA-Methode). Manchmal entnehmen Ärzt*innen auch Gewebeproben des Darms, um die Parasiten nachzuweisen [1].
Übrigens: Kryptosporidien sind nach dem Infektionsschutzgesetz meldepflichtig. Das bedeutet, dass Labore und Arztpraxen, die Kryptosporidien diagnostizieren, dem Gesundheitsamt Bescheid geben müssen.
Therapie: Wie behandelt man eine Kryptosporidiose?
Was kann man tun, wenn man sich mit Kryptosporidien angesteckt hat? Bisher gibt es keine Medikamente, die Kryptosporidien im Körper sicher abtöten können. In den meisten Fällen verschwindet die Infektion nach etwa zwei Wochen von alleine wieder [5].
Ärzt*innen behandeln Betroffene also nach ihren Beschwerden. Wer wegen der Durchfälle viel Flüssigkeit verliert, sollte sehr viel trinken und Elektrolyte einnehmen. Bei schweren Fällen können entsprechende Elektrolytlösungen auch intravenös verabreicht werden [1].
Wichtig: Wenn Sie an Kryptosporidien erkrankt sind, meiden Sie bitte unbedingt den engen Kontakt mit Immungeschwächten und Säuglingen. Besuchen Sie während und mindestens zwei Wochen nach Abklingen des Durchfalls keine öffentlichen Schwimmbäder oder Badegewässer (wie beispielsweise Seen).
Tipps: Wie kann ich mich vor Kryptosporidien schützen?
Wenn Sie einer Infektion mit Kryptosporidien vorbeugen wollen, ist die richtige Hygiene entscheidend. Fachleute empfehlen beispielsweise [1], [3]:
- Bei Auslandsreisen mit unklarer Wasserqualität: nur abgekochtes Wasser oder abgefülltes Mineralwasser zum Trinken und Zähneputzen verwenden. Auf Eiswürfel verzichten.
- Rohes Gemüse, Blattsalate und Obst vor dem Verzehr gründlich waschen und eventuell schälen.
- Nach jedem Gang zur Toilette, nach Tierkontakt, nach der Gartenarbeit, vor dem Zubereiten von Speisen oder vor dem Essen sorgfältig die Hände waschen!
- Wäsche: Kryptosporidien werden bei einer Temperatur von über 60 °C für mindestens 30 Minuten sicher abgetötet.
- Schlucken Sie kein Wasser, wenn Sie in Pools, Seen, Flüssen oder im Meer schwimmen.
Noch ein Tipp für Reisende: Sogenannte Wasserentkeimungstabletten töten Kryptosporidien nicht ab und sind daher nicht zu empfehlen. Wenn Sie das Wasser abkochen, töten Sie dagegen alle möglicherweise enthaltenen Viren, Bakterien und Parasiten sicher ab [5]!
Auf einen Blick: Kryptosporidien
Was sind Kryptosporidien?
Kryptosporidien sind einzellige Parasiten, die sich in unserem Darm vermehren und starkes Bauchweh, Übelkeit und Durchfall auslösen können.
Die Infektion erfolgt meistens fäkal-oral: Die Kryptosporidien-Eier werden geschluckt und setzen im Darm eine unreife Form des Parasiten frei, der sich vermehren kann. Die Kryptosporidien produzieren neue Eier, die dann von Betroffenen über den Kot ausgeschieden werden.
Wie kann man sich mit Kryptosporidien anstecken?
Mögliche Übertragungswege sind das Wasser (Trinkwasser, Eiswürfel, Badewasser, Flüsse, Seen, Swimming-Pools), kontaminierte Lebensmittel, eine Schmierinfektion von Mensch zu Mensch oder eine Schmierinfektion von Tier zu Mensch.
Was sind die Symptome bei einer Kryptosporidiose?
Bei manchen Menschen verläuft eine Erkrankung mit Kryptosporidien symptomlos, viele Betroffene spüren allerdings erste Symptome etwa sieben bis zehn Tage nach der Infektion.
Häufige Beschwerden sind beispielsweise wässrige Durchfälle, Bauchschmerzen, Übelkeit, Fieber und Gewichtsverlust.
Wie wird eine Kryptosporidiose behandelt?
In der Regel bessern sich die Beschwerden nach ein bis zwei Wochen. Bislang gibt es keine Medikamente, die Kryptosporidien sicher abtöten. Ärzt*innen behandeln Betroffene daher nach Ihren Symptomen.
Wichtig ist der Ausgleich von Flüssigkeits- und Elektrolytverlust, der durch die wässrigen Durchfälle ausgelöst wird.
Wie kann ich mich vor Kryptosporidien schützen?
Die richtige Hygiene kann Sie vor einer Infektion mit Kryptosporidien schützen. Dazu gehören beispielsweise regelmäßiges Händewaschen, gründliches Waschen von Lebensmitteln und das Trinken von abgekochtem oder abgefülltem Wasser auf Reisen.
Quellenangaben
[1] Robert Koch-Institut, „RKI-Ratgeber - Kryptosporidiose“, Feb. 08, 2019. https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Kryptosporidiose.html;jsessionid=D067914A007B001B11F3E6583B8CDAFC.internet121#doc2398518bodyText3 (zugegriffen Feb. 15, 2021).
[2] W. Checkley u. a., „A review of the global burden, novel diagnostics, therapeutics, and vaccine targets for cryptosporidium“, Lancet Infect Dis, Bd. 15, Nr. 1, S. 85–94, Jan. 2015, doi: 10.1016/S1473-3099(14)70772-8.
[3] Arbeitskreis Infektionsepidemiologie, „Informationen zu Kryptosporidiose“. Freie und Hansestadt Hamburg: Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz, Institut für Hygiene und Umwelt, 2017, Zugegriffen: Feb. 15, 2021. [Online]. Verfügbar unter: https://www.hamburg.de/contentblob/4625752/16af6f52ec2c47daad8e24d07f2ad5d5/data/informationen-zu-kryptosporidiose.pdf.
[4] H. Rinder, „Tiergesundheit: Kryptosporidiose“, Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Apr. 02, 2013. https://www.lgl.bayern.de/tiergesundheit/tierkrankheiten/parasitosen/kryptosporidiose/index.htm (zugegriffen Feb. 16, 2021).
[5] H. Heuer und K. Panagiotis, „Unterschätzte Kryptosporidiose“, Deutsche ApothekerZeitung online (DAZ.online), Juni 15, 2017. https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2017/daz-24-2017/unterschaetzte-kryptosporidiose (zugegriffen Feb. 17, 2021).