Madenwürmer sind für die meisten Wurminfektionen beim Menschen in Industrieländern verantwortlich. Vor allem Kinder leiden häufig unter dem Wurmbefall, der nächtlichen Juckreiz im Afterbereich auslösen kann.
Wussten Sie, dass Millionen von Menschen in Deutschland von Wurmbefall betroffen sind? Keine Panik: Es geht dabei nicht um die berüchtigten meterlangen Bandwürmer, die in Europa tatsächlich sehr selten sind. Für den häufigen Wurmbefall sind stattdessen vor allem Madenwürmer verantwortlich. Diese Wurmparasiten sind besonders unter Kindern weit verbreitet und machen einen Großteil der Wurminfektionen beim Menschen aus.
Das Tückische am Madenwurm: Wenn Sie einmal befallen sind, kann es passieren, dass Sie sich immer wieder selbst mit Wurmeiern anstecken. Meist gelingt es nur mit einer Kombination aus Anti-Wurm-Medikamenten und strenger Hygiene, die Darmparasiten wieder loszuwerden. Lesen Sie in diesem Artikel, wie das geht und wie Sie eine Madenwurm-Infektion bemerken.
Was sind Madenwürmer?
Der Madenwurm (Enterobius vermicularis) gehört zu den Fadenwürmern. Er ist einer der am weitesten verbreiteten Parasiten beim Menschen und verursacht weltweit die meisten Wurminfektionen. Im Gegensatz zu vielen anderen Parasiten tritt der Befall mit Madenwürmern auch häufig in entwickelten Ländern wie Deutschland auf.
Madenwürmer sind auf den Menschen spezialisiert, bei anderen Tieren kommen sie nur sehr selten vor – bekannt sind etwa Fälle bei Affen. Den Befall mit Madenwürmern bezeichnen Fachleute auch als Oxyuriasis. Die Würmer leben im Dickdarm, also dem letzten Teil des Verdauungstraktes. Sie sehen aus wie dünne, weiße Fäden. Weibchen werden rund acht bis 13 Millimeter groß, die Männchen sind mit zwei bis fünf Millimetern deutlich kleiner [1].
Madenwürmer kommen in allen Ländern, sozialen Klassen und bei allen Geschlechtern gleichermaßen vor. Eine Studie aus den USA schätzte, dass dort fast zwölf Prozent der Bevölkerung befallen ist. Unter Kindern ist die Verbreitung vermutlich deutlich größer [2].
Wie steckt man sich mit Madenwürmern an?
Was die Madenwürmer von anderen Wurmparasiten unterscheidet ist, dass sie sich nicht über den Stuhl ihres Wirts verbreiten. Stattdessen kriechen die Madenwürmer nachts aus dem Enddarm heraus und legen tausende von Eiern um den Anus herum ab. Wenn Menschen sich nun am Gesäß kratzen, bekommen sie die winzigen Eier an die Finger und unter die Nägel. Von dort aus können sie an Gegenstände oder Lebensmittel oder direkt in den Mund gelangen. Werden die Eier zusammen mit Staub aufgewirbelt, können sie auch eingeatmet werden. So verbreiten sich die Wurmeier innerhalb von Familien, gehen aber auch auf andere Haushalte über, zum Beispiel im Kindergarten, in der Schule oder am Arbeitsplatz.
Vermutlich können die Larven des Madenwurms sogar im Analbereich schlüpfen und zurück in den Darm kriechen – eine solche Selbstansteckung kommt aber selten vor [3].
Gut zu wissen: Die Eier des Madenwurms sind in feuchter Umgebung bis zu drei Wochen ansteckend und können auch auf Gegenständen und Oberflächen verbleiben. Ist es trocken, überleben sie meist nur bis zu zwei Tage [4].
Finden die Wurmeier ihren Weg in den Verdauungstrakt eines neuen – oder auch des alten –Wirts, schlüpfen dort die Larven. Rund zwei bis drei Wochen nach der Ansteckung sind die Würmer geschlechtsreif und legen erneut Eier im Afterbereich, von wo aus sie sich weiterverbreiten können. So kann es zu einem Teufelskreis kommen: Betroffene stecken sich immer wieder neu an, wenn sie nicht auf eine strenge Hygiene im Haushalt achten.
Madenwürmer bei Kindern
Kinder sind relativ leichte Opfer für die Madenwürmer. Sie nehmen gerne ihre Finger oder Spielzeuge in den Mund und halten sich nicht immer so sehr an die Handhygiene, wie es ihre Eltern gerne hätten. Vermutlich ist das der Grund dafür, dass Kinder besonders häufig vom Madenwurm betroffen sind.
Auch Spielzeuge sowie Sand und Erde auf Spielplätzen können Madenwürmer und andere Parasiten enthalten. Kinder sollten vor allem auf öffentlichen Spielplätzen deswegen möglichst nichts in den Mund nehmen, um einem Wurmbefall vorzubeugen. Nach dem Spielen ist gründliches Händewaschen sinnvoll [5].
Symptome von Madenwurm-Befall
Im Darm selbst verursachen die Madenwürmer meist keine Beschwerden. Rund ein Drittel der Betroffenen hat überhaupt keine Symptome.
Viele spüren es allerdings, wenn die Würmer nach draußen kriechen und ihre Eier legen. Es kann zu einem unangenehmen Juckreiz und krabbelndem Gefühl am After kommen. Da die Würmer meist nachts ihre Eier legen, treten diese Symptome vor allem zu dieser Zeit auf. In einigen Fällen sind Schlafprobleme und Rastlosigkeit die Folge.
Madenwurm-Symptome bei Kindern
Weitere Symptome, die bei Kindern beobachtet wurden, sind [4]:
- Appetitlosigkeit
- Gewichtsverlust
- Reizbarkeit
- Nächtliches Bettnässen
Komplikationen von Madenwurm-Befall
In der Regel sind die Madenwürmer lästig und unangenehm, aber harmlos. Allerdings können in seltenen Fällen zu Komplikationen auftreten, wenn es zu einem sehr starken Befall kommt oder die Würmer an andere Körperstellen gelangen [6], [7]:
- Scheide: Die Würmer können in den weiblichen Genitalbereich wandern und dort eine Scheiden- oder Eileiterentzündung auslösen.
- Augen: Gelangen die Wurmeier ins Gesicht, kann es zu einer Entzündung der Augenlider kommen.
- Blinddarm: In sehr seltenen Fällen können Madenwürmer den Blinddarm befallen und dort eine Entzündung verursachen.
Madenwürmer diagnostizieren
Madenwürmer lassen sich nicht im Stuhl feststellen und deswegen leider nicht wie viele andere Parasiten über Stuhltests diagnostizieren. Im Stuhl feststellen lassen sich zum Beispiel Bandwürmer und andere Fadenwürmer wie der Zwergfadenwurm und der Peitschenwurm.
Ärzt*innen können mit speziellen Klebebändern einen Abstrich vom Analbereich machen. Ein Labor untersucht das Klebeband dann auf die winzigen Wurmeier. Einen solchen Klebestreifen-Test können Sie auch selbst zuhause durchführen, zum Beispiel bei Ihrem Kind. Geben Sie dazu morgens einen ganz normalen Klebestreifen an den After und entfernen Sie ihn sofort wieder. Packen Sie den Klebestreifen in einem verschlossenen Behälter und nehmen Sie ihn mit zum Arztbesucht – Ärzt*innen können dann direkt eine Laboranalyse einleiten [5].
Manchmal ist das aber gar nicht nötig, denn die Madenwürmer sind mit bloßem Auge zu erkennen. So können zum Beispiel Eltern oder Partner*in am Analbereich nachsehen, wenn nächtlicher Juckreiz aufgetreten ist – und entdecken dadurch häufig die Würmer. Sichtbar sind die Würmer meistens nachts oder morgens zwischen Aufstehen und dem ersten Stuhlgang. Manchmal sind die Madenwürmer auch im Stuhl, auf dem Toilettenpapier, im Bett oder in der Unterwäsche zu sehen. Aber Achtung: In einigen Fällen verstecken die Parasiten sich gut. Wenn Sie keine sichtbaren Würmer entdecken, heißt das noch nicht, dass kein Befall vorliegt!
Madenwürmer behandeln
Madenwürmer lassen sich mit Anti-Wurm-Mitteln sehr effektiv behandeln. Die Therapie ist trotzdem mühselig – denn es gilt, mit strenger Hygiene zu verhindern, dass Sie oder Ihre Familie sich neu mit den Würmern anstecken. Wenn ein Mitglied der Familie oder des Haushalts betroffen ist, sollten sich generell alle der Behandlung unterziehen.
Die Medikamente gegen Würmer (Antihelmintika) können Sie teilweise ohne Rezept in der Apotheke kaufen, manche der Mittel sind aber verschreibungspflichtig. Es ist also empfehlenswert, Ihre Ärztin oder Ihren Arzt aufzusuchen, um das passende Anti-Wurm-Mittel verschrieben zu bekommen. Ärzt*innen können Ihnen auch weiterhin genaue Anweisungen für die Hygiene-Maßnahmen geben [8], [9].
Medikamente plus strenge Hygiene
Auch wenn Sie die Medikamente einnehmen, ist eine strenge Hygiene wichtig, damit die Wurmeier nicht verteilt werden und es immer wieder zu einem neuen Befall kommt. Die entscheidenden Hygiene-Maßnahmen sind [5]:
- Duschen oder baden Sie sich jeden Morgen.
- Wechseln Sie täglich Ihre Unterwäsche und waschen Sie sie bei mindestens 60 Grad.
- Wechseln Sie Ihre Bettwäsche am Tag, nachdem Sie das Anti-Wurm-Mittel eingenommen haben. Waschen Sie sie bei mindestens 60 Grad.
- Waschen Sie sich regelmäßig und gründlich die Hände – besonders nach jedem Stuhlgang und vor dem Essen.
- Berühren Sie Ihr Gesäß möglichst nicht, wenn doch sofort danach die Hände waschen.
- Halten Sie die Fingernägel von sich und Ihren Kindern kurz.
- Halten Sie Kinder davon ab, an den Nägeln zu kauen und die Finger in den Mund zu nehmen.
Wie lange dauert es, bis Madenwürmer behandelt sind?
Wenn Sie Glück haben, reichen zwei Behandlungen mit dem Entwurmungs-Mittel, um die Madenwürmer loszuwerden. In der Regel müssen Sie von den Medikamenten zuerst eine Dosis einnehmen und eine weitere zwei Wochen später [3].
Manchmal kommt es aber trotz Medikamenten und Hygienemaßnahmen dazu, dass Menschen sich neu mit Wurmeiern anstecken. Dann gilt es, die Behandlung zu wiederholen – so lange, bis die Würmer wirklich fortbleiben. In einigen Fällen können wiederholte Behandlungen über ein ganzes Jahr hinweg nötig sein [10].
Tipp: Gegen den Juckreiz kann es helfen, wenn Sie die betroffene Stelle mit Vaseline eincremen. Aber Achtung: Waschen Sie sich danach sehr gründlich die Hände und reinigen Sie auch unter den Fingernägeln, um nicht durch das Eincremen die Wurmeier zu verbreiten.
Wirken Hausmittel gegen Madenwürmer?
Es ist nicht empfehlenswert, Madenwürmer ausschließlich mit Hausmitteln zu bekämpfen – schließlich ist es sogar mit erwiesenermaßen wirksamen Medikamenten nicht leicht, den Wurmbefall nachhaltig loszuwerden. Sie können Hausmittel ergänzend zu Medikamenten und Hygienemaßnahmen ausprobieren. Es gibt einige Pflanzenstoffe, die den Würmern nicht bekommen und die helfen können, sie zu abzutöten.
Knoblauch zum Beispiel gilt seit der Antike als Mittel gegen Darmparasiten – auch heute noch werden Knoblauchkuren in der Naturheilkunde gegen Wurmbefall eingesetzt [11]. Weitere mögliche Hausmittel gegen Madenwürmer sind unter anderem:
- Grapefruitextrakt
- Weißkohlsaft (morgens auf nüchternen Magen)
- Ananas, Papaya, Karotten, vor den Mahlzeiten verzehrt
- Kürbiskerne
Wichtig: Es gibt keinen wissenschaftlichen Beleg dafür, dass diese Hausmittel die Madenwürmer effektiv bekämpfen können. Wenn Sie bei sich einen Wurmbefall vermuten, holen Sie sich ärztlichen Rat.
Madenwürmer – auf einen Blick
- Madenwürmer sind bis zu 13 Millimeter lange Parasiten, die den menschlichen Darm befallen. Sie gehören zu den Fadenwürmern.
- Die Madenwürmer verbreiten ihre Eier in der Regel nicht über den Stuhl. Stuhlproben können den Wurmbefall deswegen nicht zuverlässig nachweisen.
- Die Würmer legen ihre Eier im Analbereich ab. Durch Kratzen gelangen die Eier an die Finger, auf Gegenstände und Lebensmittel oder in die Atemluft. Die Ansteckung erfolgt, wenn sie über den Mund in den Verdauungstrakt kommen.
- Die häufigsten Symptome sind ein krabbelndes Gefühl und Juckreiz am Gesäß, vor allem nachts. Es kann auch zu Schlafstörungen und innerer Unruhe kommen.
- Sie können mit einem Klebestreifen einen Abstrich vom Analbereich nehmen, den ein Labor dann auf Wurmeier untersucht. Die Würmer sind manchmal auch mit dem bloßen Auge erkennbar, zum Beispiel direkt am After, im Stuhl, im Bett oder der Unterwäsche.
- Anti-Wurm-Mittel können die Madenwürmer effektiv abtöten. Zusätzlich sollten Sie Hygienemaßnahmen einhalten, um sich nicht erneut anzustecken.
Quellen
[1] „pinworm | nematode | Britannica“. https://www.britannica.com/animal/pinworm (zugegriffen Nov. 16, 2021).
[2] C. N. Burkhart und C. G. Burkhart, „Assessment of frequency, transmission, and genitourinary complications of enterobiasis (pinworms)“, Int. J. Dermatol., Bd. 44, Nr. 10, S. 837–840, 2005, doi: 10.1111/j.1365-4632.2004.02332.x.
[3] P. Rawla und S. Sharma, „Enterobius Vermicularis“, in StatPearls, Treasure Island (FL): StatPearls Publishing, 2021. Zugegriffen: Nov. 17, 2021. [Online]. Verfügbar unter: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK536974/
[4] G. C. Cook und A. Zumla, Manson’s Tropical Diseases. Elsevier Health Sciences, 2009.
[5] Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, „Madenwürmer bei Kindern | kindergesundheit-info.de“. https://www.kindergesundheit-info.de/themen/krankes-kind/wuermer/madenwuermer/ (zugegriffen Nov. 16, 2021).
[6] S. Panidis u. a., „Acute appendicitis secondary to Enterobius vermicularis infection in a middle-aged man: a case report“, J. Med. Case Reports, Bd. 5, Nr. 1, S. 559, Nov. 2011, doi: 10.1186/1752-1947-5-559.
[7] A. Taghipour, M. Olfatifar, E. Javanmard, M. Norouzi, H. Mirjalali, und M. R. Zali, „The neglected role of Enterobius vermicularis in appendicitis: A systematic review and meta-analysis“, PLoS ONE, Bd. 15, Nr. 4, S. e0232143, Apr. 2020, doi: 10.1371/journal.pone.0232143.
[8] Y. Gutierrez, Diagnostic Pathology of Parasitic Infections with Clinical Correlations. Oxford University Press, 2000.
[9] R. Cummings und S. Turco, „Parasitic Infections“, in Essentials of Glycobiology, 2nd Aufl., A. Varki, R. D. Cummings, J. D. Esko, H. H. Freeze, P. Stanley, C. R. Bertozzi, G. W. Hart, und M. E. Etzler, Hrsg. Cold Spring Harbor (NY): Cold Spring Harbor Laboratory Press, 2009. Zugegriffen: Sep. 03, 2020. [Online]. Verfügbar unter: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK1899/
[10] G. C. Cook, „Enterobius vermicularis infection.“, Gut, Bd. 35, Nr. 9, S. 1159–1162, Sep. 1994.
[11] B. B. Petrovska und S. Cekovska, „Extracts from the history and medical properties of garlic“, Pharmacogn. Rev., Bd. 4, Nr. 7, S. 106–110, 2010, doi: 10.4103/0973-7847.65321.