Anonymisiert ausgewertete Testergebnisse unseres Langzeit-Blutzucker-Tests zeigen, wie Blutzuckerwerte mit Alter und Geschlecht zusammenhängen – und natürlich damit, ob eine Diabetes-Erkrankung besteht oder nicht.
Wir von cerascreen werten jeden Tag Gesundheitsparameter von Menschen aus, wie zum Beispiel den Langzeitblutzucker HbA1c. Zum Glück erlauben viele unserer Kund*innen uns, ihre Daten anonymisiert für Forschungszwecke zu nutzen. Das ermöglicht uns, große Datensätze zu untersuchen, Zusammenhänge zu erkennen und in Zukunft auch neue Gesundheitslösungen zu entwickeln.
In diesem Artikel präsentieren wir Ihnen Erkenntnisse, die wir aus den Testergebnissen des cerascreen Langzeit-Blutzucker Tests gewonnen haben, in dem unser Partnerlabor den sogenannten HbA1c-Wert im Blut feststellt.
So wurde die Analyse durchgeführt
Wir haben uns die Testergebnisse des cerascreen Langzeit-Blutzucker Tests angesehen. Ausgewertet wurden die Ergebnisse von 730 Tests, die zwischen November 2020 und Dezember 2021 durchgeführt wurden. Die Daten wurden für die Auswertung komplett anonymisiert, es sind keine Rückschlüsse auf einzelne Personen möglich.
Tipp: In unserem Gesundheitsportal finden Sie noch mehr Informationen rund um den Langzeitblutzucker HbA1c.
Die Personen, deren Tests in die Analyse einflossen, hatten im zugehörigen Fragebogen zugestimmt, dass wir ihre Daten anonymisiert für Forschungszwecke nutzen dürfen. Außerdem haben sie dort angegeben, ob sie an Diabetes erkrankt sind oder nicht, ihr Geburtsdatum (und damit ihr Alter) sowie ihre Größe und ihr Gewicht, woraus wir den BMI berechnen konnten.
HbA1c-Wert nach Alter und Geschlecht
Generell hatten Männer in den meisten Altersklassen höhere HbA1c-Werte als Frauen. In der Altersklasse der über 66-Jährigen lag der Durchschnittswert der Männer sogar im Diabetes-Bereich von mehr als 6,5 Prozent.
Datengrafik: Durchschnittliche HbA1c-Werte nach Alter und Geschlecht
Auffällig sind auch die hohen Werte bei den männlichen 18-25-Jährigen. Die lassen sich allerdings unter Umständen mit Diabetes Typ 1 erklären. Typ-1-Diabetes ist zu großen Teilen angeboren und tritt meist schon in jüngeren Jahren zutage. Männer haben Studien zufolge etwas häufiger Diabetes Typ 1 als Frauen, das könnte der Grund dafür sein, dass in unseren Daten die Frauen in dieser Altersklasse im Schnitt keine auffälligen Werte hatten [3].
HbA1c-Wert nach Diabetes Ja oder Nein
Dazu passt auch unsere nächste Datengrafik. Im Fragebogen zum Test haben unsere Kund*innen die Frage beantwortet, ob Sie an Diabetes erkrankt sind oder nicht. Dabei zeigt sich: Fast 95 Prozent der Menschen, die bei Diabetes “Ja” angegeben haben, hatten HbA1c-Werte von mehr als 5,7 Prozent. Unter den Diabetes-Erkrankten lagen beide Geschlechter in allen Altersklassen durchschnittlich im Diabetes-Bereich von mehr als 6,5 Prozent.
Datengrafik: HbA1c-Wert nach bestehender Diabeteserkrankung und Alter bei Frauen
Datengrafik: HbA1c-Wert nach bestehender Diabeteserkrankung und Alter bei Männern
Allerdings: Auch unter den Menschen, die bei der Frage nach Diabetes “Nein” angegeben hatten, lagen ganze 35 Prozent mit ihrem HbA1c-Wert in den Bereichen für Prädiabetes und Diabetes. Offenbar gab es also auch unter unseren Kund*innen einige, die ein erhöhtes Krankheitsrisiko oder sogar einen bestehenden Diabetes hatten, ohne es zu wissen. Das betraf vor allem die höheren Altersklassen, wie Sie auch an der Grafik erkennen können. Die 56-65-Jährigen, die über 66-Jährigen und die Männer unter den 46-55-Jährigen lagen im Schnitt im Prädiabetes-Bereich.
HbA1c-Wert nach Gewicht und Diabetes
Ein weiterer Einflussfaktor war das Gewicht. Da Diabetes und Übergewicht zusammenhängen, ist es wenig überraschend, dass Menschen mit einem höheren BMI auch eher einen hohen HbA1c-Wert haben. Genau das spiegelt sich auch in unseren Daten wieder.
Datengrafik: HbA1c-Wert nach Alter und BMI bei Menschen, die angegeben haben, dass sie Diabetes haben
Datengrafik: HbA1c-Wert nach Alter und BMI bei Menschen, die angegeben haben, dass sie keinen Diabetes haben
Was in den Grafiken auffällt ist, dass es einen unerwarteten, sehr hohen HbA1c-Wert in der Altersklasse 18-25 gibt – genauer gesagt, unter den Kund*innen, die angegeben haben, dass sie Diabetes haben und gleichzeitig untergewichtig sind. Tatsächlich befand sich in unserem Datensatz nur eine einzige Person, auf die all das zutrifft. Der große Balken in der Grafik steht also für einen Einzelfall, vermutlich eine junge Person, deren Diabetes nicht optimal eingestellt ist.
Was hier auch auffällt: Für alle anderen Altersklassen gab es überhaupt keine Fälle, in denen Kund*innen gleichzeitig Diabetes und Untergewicht hatten. Auch das war aber zu erwarten, da die Zuckerkrankheit eher mit Übergewicht einhergeht. Auf der anderen Seite gab es durchaus einige Untergewichtige in den höheren Altersklassen, deren Langzeit-Blutzucker zumindest im Prädiabetes-Bereich lag.
Die Grenzen unserer Daten
Auf den ersten Blick erscheinen die Ergebnisse unserer Analyse erst einmal erstaunlich. Denn in allen Altersklassen ab 46 Jahren lagen die Durchschnittswerte im Bereich von Prädiabetes oder Diabetes. Das sind höhere Werte, als wir sie in der Gesamtbevölkerung erwarten würden. Doch dafür gibt es eine einfache Erklärung, die wir Ihnen weiter unten nahebringen. Und in anderen Bereichen passen unsere Auswertungen sehr gut zu dem, was wir aus Literatur und Forschung erwarten würde.
Wenn wir Daten untersuchen, müssen wir uns genau fragen, wo die Daten herkommen und wie sie erhoben wurden. In diesem Fall haben wir keine Zufallsstichprobe aus der Bevölkerung genommen, sondern Testergebnisse unserer Kund*innen zusammengeführt. Das führt uns zu einer wichtigen Einschränkung der Analyse: Menschen, die den Langzeit-Blutzucker Test kaufen, tun das meistens nicht nur aus reiner Neugier. Viele von ihnen haben vermutlich bereits Probleme mit Übergewicht, Blutzucker oder sogar Diabetes. Manche sind Diabetiker*innen, die Ihre Werte mit dem Test regelmäßig überprüfen.
Das erklärt mit hoher Wahrscheinlichkeit, warum der Langzeitblutzucker in unserer Erhebung höher ist als in der allgemeinen Bevölkerung.
In der Wissenschaft spricht man in einem solchen Fall von einem Bias, was auf Deutsch ungefähr “Verzerrung” bedeutet. In diesem Fall haben wir den Bias aber erkannt und können ihn einordnen.
Hintergrund: Was ist der HbA1c-Wert?
Der HbA1c-Wert, auch Langzeitblutzucker genannt, ist eine wichtige Messgröße für die Diagnose von Diabetes. Auch ein Verdacht auf Prädiabetes lässt sich damit ermitteln, also der Verdacht auf die Vorstufe der Zuckerkrankheit. Diese Erkenntnis ist besonders wertvoll, denn falls Sie einen Prädiabetes haben, können Sie in der Regel noch gegensteuern und so vielleicht verhindern, dass sich ein Diabetes Typ 2 entwickelt.
Der HbA1c-Wert gibt an, wie viel Prozent des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin verzuckert sind. Das bedeuten die Referenzbereiche, die der cerascreen Langzeit-Blutzucker Test heranzieht und die beispielsweise auch von der American Diabetes Association vorgeschlagen werden [1]:
- unter 5,7 Prozent: kein Diabetes
- 5,7 bis 6,4 Prozent: Prädiabetes, also die Vorstufe der Zuckerkrankheit
- über 6,5 Prozent: Diabetes
Der Vorteil des Langzeitblutzuckers gegenbüber anderen Messmethoden: Es handelt sich nicht um eine Momentaufnahme. Stattdessen gibt der Wert Aufschluss darüber, wie hoch der Blutzucker in den letzten 3 Monaten war.
Menschen, die schon an Diabetes erkrankt sind, beobachten ihren Wert über die Zeit hinweg, oft gemeinsam mit ihren Ärzt*innen. Fachgesellschaften haben dabei immer wieder unterschiedliche Zielwerte empfohlen. Die 2021 überarbeiteten ärztlichen Leitlinien zu Diabetes Typ 2 sehen vor, dass die Zielwerte zwischen 6,5 und 8,5 Prozent liegen, Ärzt*innen sie aber individuell für Ihre Patient*innen festlegen. Dabei fließen Faktoren wie Nebenerkrankungen, andere Medikamente, die zu erwartende Belastung durch die Therapie und vieles mehr ein [2].
Quellen
[1] American Diabetes Association, „Understanding A1c: Diagnosis | ADA“. https://www.diabetes.org/diabetes/a1c/diagnosis (zugegriffen 10. März 2022).
[2] Bundesärztekammer (BÄK), Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen, und Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF), Nationale Versorgungs-Leitlinie Typ-2-Diabetes, 2. Aufl. 2021.
[3] J. Rosenbauer, A. Neu, U. Rothe, J. Seufert, und R. W. Holl, „Diabetestypen sind nicht auf Altersgruppen beschränkt: Typ-1-Diabetes bei Erwachsenen und Typ-2-Diabetes bei Kindern und Jugendlichen“, Juni 2019, doi: 10.25646/5981.