Wir haben Ergebnisse unseres Vitamin B12 Tests ausgewertet. Dabei zeigt sich: Im Schnitt sind unsere Kund*innen gut mit dem Vitamin versorgt, doch circa 15 Prozent der Getesteten liegen unterhalb der empfohlenen Werte.
Den meisten ist Vitamin B12 wahrscheinlich als der Nährstoff bekannt, der Veganer*innen fehlt, wenn sie ihn nicht über Nahrungsergänzungsmittel zuführen. Doch es kann auch andere Gründe für einen Mangel geben, zum Beispiel bestimmte Krankheiten, die den Darm dabei stören, das Vitamin aufzunehmen.
Unser Vitamin B12 Test misst die Blutwerte des Vitamins und hilft so dabei, einzuschätzen, ob Nahrungsergänzungsmittel sinnvoll sind. Wir haben uns nun einige der Testergebnisse angesehen und geprüft, wie der Vitamin-B12-Spiegel unserer Kund*innen im Schnitt aussah.
In unserem Gesundheitsportal finden Sie mehr Informationen über Vitamin B12.
Methoden
Für die Datenanalyse haben wir uns die Testergebnisse des Vitamin B12 Tests angesehen, die zwischen Februar 2021 und April 2022 durchgeführt wurden.
Insgesamt haben wir uns 5066 Testergebnisse angesehen – wir haben die Ergebnisse und Angaben der Kund*innen einfließen lassen, die uns im Fragebogen zur Testaktivierung erlaubt haben, ihre Daten zu Forschungszwecken zu verwenden. Die Auswertung ist komplett pseudonymisiert, Rückschlüsse auf einzelne Personen sind nicht möglich.
Neben den Messwerten haben wir unter anderem Geschlecht und Alter erhoben sowie Größe und Körpergewicht, woraus wir den Body-Mass-Index (BMI) der Getesteten in Gewicht durch Größe zum Quadrat (kg/m2) berechnen können.
Ergebnisse
Wir haben die Laborergebnisse des Vitamin B12 Tests vor allem mit dem Alter, dem Geschlecht und dem BMI unserer Kund*innen abgeglichen. Im Folgenden werden wir die Ergebnisse vorstellen und versuchen, sie zu erklären.
Was uns auffiel: Deutlich mehr Frauen als Männer haben den Test gemacht. 3227 der Getesteten haben als Geschlecht weiblich angegeben, 1839 männlich. Es ist zwar typisch, dass die meisten unserer Tests etwas mehr von Frauen durchgeführt werden, aber dieser Unterschied ist noch viel deutlicher als sonst. Eine Theorie: Frauen sind häufiger Vegetarierinnen oder Veganerinnen und wollen deshalb auch öfter ihre Vitamin-B12-Werte überprüfen.
Außerdem waren die Getesteten auffällig jung. 41,73 Prozent waren zwischen 18 und 35 Jahre alt. 27,60 waren Frauen in dieser Altersklasse. Auch das spricht dafür, dass junge Menschen, die sich öfter mit vegetarischer und veganer Ernährung befassen, auch öfter Interesse daran haben, ihre Vitamin-B12-Werte zu überprüfen. Auf der anderen Seite gab es Getestete in allen Altersklassen – immerhin 5,55 Prozent waren 66 Jahre oder älter.
Durchschnittswerte nach Alter und Geschlecht
Im Schnitt lagen unsere Kund*innen sehr deutlich im empfohlenen Referenzbereich. Sowohl Männer als auch Frauen hatten in allen Altersklassen einen Durchschnittswert, der klar über der Grenze von 50 pmol/l lag.
Unterschiede gab es dennoch: Während die Durchschnittswerte bei den Männer über die Altersklassen hinweg fast identisch waren, gab es bei den Frauen starke Unterschiede. Jüngere Frauen hatten noch niedrigere Vitamin-B12-Werte als ihre männlichen Altersgenossen. Ab ungefähr 40 Jahren dreht sich das Verhältnis und Frauen haben die höheren Werte, die im höheren Alter sogar noch weiter steigen.
Datengrafik: Vitamin-B12-Spiegel nach Alter und Geschlecht
Eine mögliche Erklärung: Junge Frauen sind besonders oft Vegetarierinnen oder Veganerinnen. Das zeigt zum Beispiel eine Erhebung des Robert-Koch-Instituts aus dem Jahr 2016. Unter den 18- bis 29-jährigen Frauen war der Anteil der Vegetarierinnen oder Veganerinnen am höchsten, mit 9,2 Prozent [1]. Und ohne Vitamin-B12-Supplemente führt eine vegetarische Ernährung häufig und eine vegane Ernährung immer zu niedrigen Vitamin-B12-Werten.
In älteren Gruppen gibt es sicherlich auch Menschen, die sich vegan oder vegetarisch ernähren. Hier ist aber die Wahrscheinlichkeit höher, dass sie schon gut auf ihre Ernährungsweise eingestellt sind und Supplemente nehmen. Generell wäre es möglich, dass Menschen, die supplementieren, den höchsten Vitamin-B12-Spiegel haben – in diesem Fall lägen die Werte der Veganer*innen und Vegetarier*innen möglicherweise sogar über denen der Allesesser.
Das sind aber nur Spekulationen. Die Ernährungsweisen unserer Kund*innen hatten wir bislang nicht abgefragt, sodass uns keine Daten dazu vorliegen, wie hoch der Anteil an Veganer*innen und Vegetarier*innen in dieser Untersuchung war.
Zum Weiterlesen: In unserem Gesundheitsportal erfahren Sie noch mehr über die vegane Ernährung, unter anderem über die kritischen Nährstoffe der Ernährungsweise.
Anteil der Ergebnisse unterhalb der Referenzwerte
Dass die Ergebnisse sich im Schnitt alle im grünen Bereich bewegten, bedeutet nicht, dass es nicht auch eine Reihe von Kund*innen gab, die unterhalb der empfohlenen Werte lagen.
Wie die Durschnittswerte oben schon vermuten lassen, wurden für Frauen häufiger Werte im zu niedrigen Bereich gemessen – aber nur ein wenig. Unter den Frauen hatten 10,88 Prozent fast entleerte (35-50 pmol/l) und 5,39 Prozent entleerte (0-35 pmol/l) Vitamin-B12-Speichern. Unter den Männern waren es 9,60 Prozent mit fast entleerten und 4,02 Prozent mit entleerten Vitamin-B12-Speichern.
Datengrafik: Anteil von Kund*innen, die entleerte oder fast entleerte Vitamin-B12-Speicher hatten
Vitamin-B12-Werte nach BMI
Mit unseren Daten können wir auch den Body-Mass-Index (BMI) der Getesteten berechnen, eingeteilt nach Untergewicht (BMI < 18.5), Normalgewicht (18.5 ≥ BMI < 25) und Übergewicht (BMI > 25).
Dabei zeigte sich interessanterweise: Übergewichtige hatten im Schnitt in allen Altersklassen die niedrigsten Vitamin-B12-Wert. Untergewichtige hatten die höchsten Werte bis zum Alter von 75 – danach kam in dieser BMI-Klasse niemand mehr vor. Die höchsten Werte insgesamt hatten im Schnitt die ältesten der Normalgewichtigen.
Datengrafik: Vitamin-B12-Versorgung nach BMI
Die Daten zum BMI sind aber immer mit etwas Vorsicht zu genießen, vor allem zu den Untergewichtigen – von denen haben wir in der Regel nur wenige in den Datensätzen, weil Untergewicht relativ selten vorkommt. 3,61 Prozent der Getesteten lagen im Untergewichts-Bereich, 57,40 Prozent waren normalgewichtig, 38,99 Prozent übergewichtig.
Woher diese Unterschiede kommen könnten, ist schwer zu sagen. Wir können unsere Spekulation von weiter oben aufgreifen: Stimmt es vielleicht, dass Veganer*innen überdurchschnittlich hohe Vitamin-B12-Werte haben, weil sie meistens Nahrungsergänzungsmittel nehmen? Das würde in unseren Ergebnissen dazu passen, dass vegan lebende Menschen in Studien in der Regel einen niedrigeren BMI haben als der Rest der Bevölkerung [2], [3].
Diskussion
Kann es sein, dass Veganer*innen, für die Vitamin B12 als kritischer Nährstoff gilt, sogar mehr von dem Vitamin im Blut haben, weil sie regelmäßig Nahrungsergänzungsmittel einnehmen? Wirklich beantworten können wir das mit unseren Daten nicht, auch wenn man einige Ergebnisse mit etwas Fantasie und viel Spekulation so auslegen kann. Wir planen aber, in Zukunft noch weitere Daten zu erheben – natürlich von den Kund*innen, die sie mit uns teilen wollen. Dazu könnten dann auch Ernährungsweisen gehören, wodurch wir abgleichen könnten, wie Vitamin-B12-Werte mit vegetarischer oder veganer Ernährung zusammenhängen.
Eine wichtige Einschränkung der Ergebnisse: Wir haben für die Analyse keine Zufallsstichprobe gemacht. Kund*innen führen unsere Tests aus eigenen Antrieb durch. Deswegen kann es sein, dass wir viele Menschen getestet haben, die schon vermuten, dass sie zu wenig Vitamin B12 bekommen, zum Beispiel weil sie sich vegan ernähren oder eine bestimmte Erkrankung haben. Wieder andere prüfen vielleicht regelmäßig, ob ihre Vitamin-B12-Werte gut eingestellt sind.
Trotzdem können die Auswertungen dazu beitragen, Zusammenhänge besser zu verstehen. Welche Menschen neigen dazu, zu wenig Vitamin B12 zu bekommen? Wie können wir einen Mangel vorhersagen, wem können wir Tests oder Supplemente empfehlen? Diesen und anderen Fragen wollen wir mit mehr Daten und weiteren Analysen in Zukunft nachgehen. Sie können uns dabei unterstützen: Wenn Sie einen unserer Tests machen, füllen Sie den dazugehörigen Fragebogen aus und genehmigen Sie uns, die Daten für die Forschung zu verwenden. Danke!
Quellen
[1] Robert Koch-Institut, „Verbreitung der vegetarischen Ernährungsweise in Deutschland“, 2016, doi: 10.17886/RKI-GBE-2016-033.
[2] W. J. Craig, „Health effects of vegan diets“, Am. J. Clin. Nutr., Bd. 89, Nr. 5, S. 1627S-1633S, Mai 2009, doi: 10.3945/ajcn.2009.26736N.
[3] N. S. Rizzo, K. Jaceldo-Siegl, J. Sabate, und G. E. Fraser, „Nutrient Profiles of Vegetarian and Nonvegetarian Dietary Patterns“, J. Acad. Nutr. Diet., Bd. 113, Nr. 12, S. 1610–1619, Dez. 2013, doi: 10.1016/j.jand.2013.06.349.