Progesteron ist ein wichtiges Sexualhormon, das bei Frauen den Zyklus stark beeinflusst und eine Schwangerschaft ermöglicht.
Progesteron hat viele Auswirkungen auf den weiblichen Körper: Es bestimmt Ihren Zyklus und ob Sie schwanger werden können und nimmt eine wichtige Rolle bei der Hormontherapie gegen Wechseljahrsbeschwerden ein. Kann Ihr Körper nicht genug Progesteron bilden, führt das häufig zu Zyklusstörungen. Ein Progesteronmangel kann sogar dazu führen, dass Frauen nicht schwanger werden. Auch Männer bilden weibliche Geschlechtshormone wie Progesteron – nur in einer geringeren Konzentration.
Wir verraten Ihnen, wie Progesteron gebildet wird, wie es auf den Körper wirkt und was bei einem Progesteronmangel passiert.
Was ist Progesteron?
Progesteron ist ein weibliches Sexualhormon und gehört zu den sogenannten Gestagenen. Es beeinflusst den Zyklus und die weibliche Fruchtbarkeit.
Bei Frauen wird das Hormon im sogenannten Gelbkörper (Corpus Luteum) und in einer geringen Menge in der Nebenniere gebildet. Gelbkörper entstehen aus den leeren Eibläschen, in denen die Eizellen zuvor im Eierstock heranreifen. Pro Zyklus verlässt eine dieser Eizellen ihr Eibläschen und gelangt durch den Eileiter in die Gebärmutter, wo sie befruchtet werden kann. Kommt es zu einer Schwangerschaft, wird Progesteron außerdem ab der zehnten Schwangerschaftswoche in der Plazenta produziert [1].
Der männliche Körper bildet eine weitaus geringere Menge Progesteron als der weibliche. Bei Männern wird das Hormon ebenfalls in der Nebenniere gebildet [2], [3].
Wussten Sie schon? Die zweite Zyklushälfte wird auch Lutealphase genannt – in Anlehnung an das im Corpus Luteum gebildete Progesteron, das hier zum Einsatz kommt.
Die Rolle von Progesteron im weiblichen Zyklus
Das Progesteron ist Teil des komplexen weiblichen Zyklus, zusammen mit anderen weiblichen Hormonen wie dem Östrogen. Es wird vor allem in der zweiten Zyklushälfte (Lutealphase) ausgeschüttet, also der Zeit zwischen dem Eisprung und der Monatsblutung. Diese Lutealphase bereitet die Gebärmutterschleimhaut so vor, dass sich ein Ei in sie einnisten kann. Wenn es nicht zur Schwangerschaft kommt, sinkt der Progesteron-Spiegel schnell wieder ab und es kommt zur Monatsblutung [4].
Daher wird das Progesteron auch als Schwangerschaftshormon bezeichnet – es schafft die idealen Bedingungen für eine Schwangerschaft [2].
Die Rolle von Progesteron im männlichen Körper
Auch beim Mann herrscht ein Zusammenspiel zwischen Progesteron und Östrogen: Bildet sich beim Mann nicht ausreichend Progesteron, um das Östrogen im Körper auszugleichen, kommt es zu einer sogenannten Östrogendominanz. Dieser Überschuss an Östrogen kann sich bei Männern, ähnlich wie bei der Frau, negativ auf die Stimmung und die Verdauung auswirken, Kopfschmerzen verursachen und die Libido hemmen. Außerdem kann es zu Ödemen oder einer Gewichtszunahme an Körperbereichen wie Oberschenkeln und Hüfte kommen – also an Stellen, an denen sich bei Frauen typischerweise Fett ansammelt [3].
Wie wirkt Progesteron auf den Körper?
Progesteron ist viel mehr als ein Schwangerschaftshormon. Es hat viele Aufgaben im Körper und viele der Auswirkungen von Progesteron können Frauen im Laufe ihres Zyklus beobachten und nutzen, um ihren Körper besser zu verstehen [1], [2], [4]:
- Im Uterus schafft Progesteron nach dem Eisprung die optimalen Bedingungen dafür, dass sich ein befruchtetes Ei einnisten kann.
- Im Gebärmutterhals (Zervix) wirkt Progesteron verdickend auf den Zervixschleim. Dadurch bildet sich ein sogenannter Schleimpfropf, der ein befruchtetes Ei vor schädlichen Einflüssen von außen schützt.
- Die Brust wird durch Progesteron größer und so darauf vorbereitet, Milch zu produzieren.
- Auf das zentrale Nervensystem wirkt Progesteron anregend. Durch die Progesteronausschüttung erhöht sich die Körpertemperatur um 0,5 Grad Celsius.
- Progesteron wirkt muskelentspannend.
- Durch Progesteron wird der Appetit und Durst angeregt.
- Darüber hinaus hemmt Progesteron die Östrogenausschüttung und stimuliert den Abbau von Östrogen.
- Progesteron wirkt sich positiv und beruhigend auf die Stimmung aus.
Wussten Sie schon? Bei der Familienplanung werden einige dieser Symptome genutzt, um die fruchtbaren Tage zu bestimmen. Mehr Informationen finden Sie in unserem Gesundheitsportal unter Tipps zum schwanger werden.
Was passiert bei Progesteronmangel?
Ein Mangel an Progesteron wirkt sich auf den Zyklus aus: Wenn das Progesteron nicht mehr zuverlässig dafür sorgt, dass sich Muskeln und Stimmung entspannen, kann es zu stärkeren PMS-Symptomen sowie Muskel- und Gelenkschmerzen kommen. Es kommt auch zu Zyklusstörungen: Die zweite Zyklushälfte wird kürzer und es treten Schmierblutungen auf.
Progesteronmangel kann auch zu einem unerfülltem Kinderwunsch beitragen, denn ohne ausreichend Progesteron bereitet sich die Gebärmutterschleimhaut nicht auf das befruchtete Ei vor. Das kann dazu führen, dass das Ei sich nicht einnisten kann oder es zu Fehlgeburten in den ersten Schwangerschaftswochen kommt.
Ein Mangel an Progesteron zeigt sich jedoch nicht immer durch Symptome. Frauen in den Wechseljahren beispielsweise haben keine Beschwerden aufgrund ihres sinkenden Progesteronspiegels – für die typischen Wechseljahresbeschwerden ist das fehlende Östrogen verantwortlich. Dennoch müssen Sie bei einer Hormonersatztherapie auch Progesteron einnehmen, da es Risiken mit sich bringt, ausschließlich Östrogen einzunehmen [4].
Ursachen für Progesteronmangel
Die Ursache für einen Progesteronmangel ist häufig der fehlende Eisprung. Zyklen ohne Eisprung werden auch anovulatorische Zyklen genannt. Ohne den Eisprung gibt es keinen Gelbkörper und somit wird kein Progesteron ausgeschüttet, es kommt auch zu keiner Lutealphase.
Dass die Eisprünge fehlen, kann unterschiedliche Ursachen haben: Wenn Frauen die Pille absetzen, führt das zum Beispiel in zehn Prozent der Fälle zu Zyklen ohne Eisprung. Auch mit Einsetzen der Wechseljahre kommt es immer häufiger zu den anovulatorischen Zyklen, bis der Eisprung irgendwann ganz ausbleibt. Darüber hinaus können auch Erkrankungen der Eierstöcke dazu führen, dass Eisprünge nicht mehr bei jedem Zyklus auftreten oder sogar ganz ausbleiben [6].
Weitere mögliche Ursachen für einen Progesteronmangel sind Erkrankungen oder Störungen des Hypothalamus, einem Teil des Zwischenhirns, und die sogenannte Gelbkörperschwäche. Bei einer Gelbkörperschwäche produzieren die Gelbkörper nach dem Eisprung nur wenig Progesteron. Auch hier ist das Absetzen der Pille eine mögliche Ursache, denn dadurch kommt es in 49 Prozent der Fälle zu Zyklusstörungen [7].
Haben Sie kürzlich die Pille abgesetzt? Durcheinander gebrachte Zyklen regulieren sich normalerweise von selbst. Das passiert in der Regel schnell, in Einzelfällen kann es jedoch bis zu ein Jahr dauern [7].
Wie wird Progesteronmangel festgestellt?
Die Gelbkörperschwäche wird durch die Untersuchung von Blut festgestellt, das nach dem Eisprung abgenommen wird. Dabei untersuchen Gynäkolog*innen den Progesteronspiegel an diesem Zeitpunkt im weiblichen Zyklus. Da der Eisprung vieler Frauen jedoch häufig von dem lange als Standard angenommenen 28-Tage-Zyklus abweicht, werden hier jedoch häufig Fehldiagnosen gestellt. Denn die Blutabnahme sollte in der Mitte der Lutealphase stattfinden, um eine genaue Diagnose zu stellen [7].
Stellt ein*e Ärzt*in einen Progesteronmangel fest, kann er mittels einer Hormontherapie behandelt werden. Das Hormon kann in Form von Vaginalgels, Weichkapseln, Vaginaltabletten aber auch einer Injektionslösung verabreicht werden. Eine erfolgreiche Hormontherapie kann Zyklusstörungen lindern und Schwangerschaften ermöglichen. Auch im Rahmen einer Östrogentherapie für Frauen in den Wechseljahren wird häufig Progesteron eingesetzt [8].
Progesteron - Auf einen Blick
Was ist Progesteron und wie wirkt es auf den Körper?
Progesteron wird sowohl bei Frauen als auch bei Männern in der Nebenniere gebildet. Bei Frauen wird zusätzlich Progesteron in der zweiten Zyklushälfte von dem Gelbkörper ausgeschüttet, der aus dem entstandenen Eibläschen hervorgeht. Das Hormon bereitet die Gebärmutter und Brust auf Schwangerschaft und Stillzeit vor. Auf Körper und Stimmung hat das Hormon eine entspannende und beruhigende Wirkung.
Was passiert bei einem Progesteronmangel?
Leiden Frauen an einem Progesteronmangel, kann es zu einem unerfüllten Kinderwunsch, Zyklusstörungen und PMS-Symptomen kommen. Männer können ebenfalls an einem Progesteronmangel leiden, bei ihnen kann er sich negativ auf die Stimmung und Verdauung auswirken oder zu Ödemen, Gewichtszunahme und Kopfschmerzen führen.
Welche Ursachen führen zu Progesteronmangel?
Ein Progesteronmangel entsteht, wenn der Eisprung ausbleibt. Das kann durch Wechseljahre oder Erkrankungen der Eierstöcke passieren. Auch das Absetzen der Pille kann zu einem ausbleibenden Eisprung oder Zyklusstörungen führen. Weitere Ursachen für einen Progesteronmangel sind Erkrankungen des Hypothalamus und die Gelbkörperschwäche.
Quellen
[1] „Progesteron“. https://www.familienplanung.de/service/lexikon/ (zugegriffen 28. Januar 2022).
[2] „Sexualhormone - Wissen @ AMBOSS“. https://www.amboss.com/de/wissen/Sexualhormone (zugegriffen 24. Januar 2022).
[3] „DHZ0715_Praxis_Krug_Hormondysbalance.indd“, Deutsche Heilpraktiker Zeitschrift, S. 6.
[4] B. Kleine-Gunk, Das Frauen-Hormone-Buch. Georg Thieme Verlag, 2013.
[5] „Progesteron“, gesundheitsinformation.de. https://www.gesundheitsinformation.de/glossar/progesteron.html (zugegriffen 4. Februar 2022).
[6] „Progesteron - Hormone - Zyklus der Frau“, Gesundheitsportal. https://www.gesundheit.gv.at/labor/laborwerte/hormone-tumormarker/progesteron (zugegriffen 4. Februar 2022).
[7] „Gelbkörperschwäche – Was ist das, wie stellt man sie fest? | myNFP“. https://www.mynfp.de/gelbkoerperschwaeche (zugegriffen 1. Februar 2022).
[8] G. L. Online, „Progesteron - Anwendung, Wirkung, Nebenwirkungen | Gelbe Liste“, Gelbe Liste Online. https://www.gelbe-liste.de/wirkstoffe/Progesteron_21326 (zugegriffen 4. Februar 2022).