Juckreiz und starker Ausfluss, der unangenehm riecht? Wenn im Intimbereich etwas nicht stimmt, merken wir das in der Regel recht schnell. Dahinter kann eine bakterielle Infektion stecken.
Lesen Sie in diesem Artikel, wann man von einer Bakteriellen Vaginose spricht, welche Symptome auftreten und wie sie behandelt wird. Erfahren Sie außerdem, welche Risiken besonders bei Schwangeren auftreten und was Sie tun können, um einer bakteriellen Vaginose vorzubeugen.
Was ist eine bakterielle Vaginose?
Eine bakteriellen Vaginose liegt vor, wenn die natürliche Bakterienbesiedlung der Scheide aus dem Gelichgewicht geraten ist. Ausgelöst wird dieses Ungleichgewicht, wenn „schlechte“ Bakterien in die Scheide gelangen und sich dort vermehren. In den meisten Fällen sind sogenannte Gardnerellen dafür verantwortlich [1].
Eine gesunde Scheide ist größtenteils mit Laktobazillen, also Milchsäurebakterien besiedelt. Gemeinsam mit anderen Keimen bilden sie die sogenannte Scheidenflora und sorgen für ein leicht säuerliches Scheidenmilieu. So bildet der Körper ein Schutzschild gegen Krankheitserreger.
Gerät die Scheidenflora aus dem Gleichgewicht, können sich bestimmte Bakterien stark vermehren, während gleichzeitig die Anzahl der Milchsäurebakterien stark zurückgeht. Dieses Ungleichgewicht, auch Dysbiose genannt, kann verschieden Symptome hervorrufen [2].
Wussten Sie das? Auch unter den Darmbakterien kann ein Ungleichgewicht auftreten. Lesen Sie mehr dazu in unserem Artikel über die Dysbiose im Darm. Außerdem finden Sie hier mehr Informationen über Laktobazillen und Bifidobakterien.
Welche Symptome treten bei einer Bakteriellen Vaginose auf?
Während etwa 50 Prozent der Betroffenen keine Symptome bemerken, verspüren andere Beschwerden, die deutlich auf eine Scheideninfektion hinweisen.
Die meisten Betroffenen merken an ihrem veränderten Ausfluss, dass etwas nicht stimmt. Bei vielen tritt der Ausfluss häufiger und in dünnflüssiger oder schaumigen Konsistenz auf. Außerdem kann der Ausfluss einen fischartigen Geruch annehmen, der sich nach dem Geschlechtsverkehr oder der Regelblutung verstärkt. Grund dafür: Bei der Reaktion der Bakterien mit Sperma und Regelblut entstehen chemische Verbindungen. Diese Verbindungen werden Amine genannt, sie sind verantwortlich für den fischähnlichen Geruch [3].
Nicht nur der Ausfluss kann sich verändern. Die bakterielle Vaginose greift in einigen Fällen auch den äußeren Scheidenbereich an. Es können Juckreiz und Hautirritationen entstehen.
Gut zu wissen: Auch ein Scheidenpilz kann den Ausfluss verändern. Im Unterschied zur bakteriellen Vaginose ist der Ausfluss meistens weißlich und hat eine trockene bis bröcklige Konsistenz. Zusätzlich kann es zu Juckreiz und Brennen im Intimbereich kommen [4]. Die Pilzinfektion wird durch einen Hefepilz der Art Candida albicans verursacht.
Welche Ursachen können eine bakterielle Vaginose auslösen?
Es gibt verschiedene Faktoren, die ein Ungleichgewicht in der Scheide erzeugen können.
Woher genau die Keime kommen, die sich bei einer bakteriellen Vaginose in der Scheide ansiedeln, ist bisher noch nicht bekannt.
Häufig ist auch eine übertriebene Intimhygiene der Auslöser einer bakteriellen Vaginose. Viele Waschprodukte enthalten Inhaltstoffe, die die Scheidenflora aus dem Gleichgewicht bringen. Expert*innen empfehlen, den Intimbereich nur mit Wasser oder pH-neutralen Waschlotionen zu reinigen [5].
Obwohl die bakterielle Vaginose nicht zu den sexuell übertragbaren Krankheiten, kurz STD oder STI, zählt, ist Geschlechtsverkehr die häufigste Ursache. Deshalb gehen Forscher*innen auch davon aus, dass Menschen mit regelmäßig wechselnden Partner*innen ein höheres Risiko für eine bakterielle Vaginose haben.
Bisher vermuten Ärzt*innen, dass sich die Gardnerella Bakterien auch im männlichen Intimbereich ansiedeln können und beim Geschlechtsverkehr an Frauen, oder solch die sich als Frau definieren, werden können. Kondome können verhindern, dass ungewünschte Bakterien in den Intimbereich gelangen [6].
Welche Risiken birgt eine bakterielle Vaginose?
An sich gilt eine bakterielle Vaginose als weitestgehend ungefährlich. Trotzdem sollte sie schnellstmöglich behandelt werden, um weitere Komplikationen zu vermeiden.
Zwar zählt die bakterielle Vaginose nicht als Geschlechtskrankheit, sie kann aber das Risiko erhöhen, an einer solchen zu erkranken.
Da bei einer bakteriellen Vaginose die Scheidenflora aus dem Gleichgewicht gerät, fällt es unter anderem „schlechten“ Bakterien leichter, in die Scheide einzudringen. Es kann zu Scheidenentzündungen und Infektionen der Gebärmutter oder Eilleiter kommen [7] [8].
Bakterielle Vaginose in der Schwangerschaft
Obwohl eine bakterielle Vaginose in den meisten Fällen ohne weitere Komplikationen verläuft, sollten Schwangere einen Verdacht möglichst schnell abklären.
Durch die Fehlbesiedlung der Scheide können entzündungsfördernde Stoffe entsehen und im schlimmsten Fall zu vorzeitigem Blasensprung, frühzeitigen Wehen oder einer Frühgeburt führen [9].
Wie sehen Diagnose und Behandlung einer bakteriellen Vaginose aus?
Bei vielen Betroffenen unterscheiden sich die Symptome einer bakteriellen Vaginose und eines Scheidenpilzes kaum.
Um eine bakterielle Vaginose festzustellen, entnehmen Frauenärzt*innen eine Probe des Scheidensekrets. Ein Labor prüft die Probe auf den pH-Wert und bestimmt, welche Bakterien darin enthalten sind. Ein pH-Wert über 4,5 ist ein erster Hinweis. Kommt es zu einem Ungleichgewicht des Scheidenmilieus, ist in den meisten Fällen auch die Konzentration der Gardnerella-Bakterien stark erhöht.
Bei einer bakterielle Vaginose verschreiben die meisten Frauenärzt*innen ein Antibiotikum, das Betroffene als Tablette, Zäpfchen oder Vaginalcreme einnehmen. Inwiefern Milchsäurebakterien eine Bakterielle Vaginose heilen können, ist bisher noch nicht bekannt [10].
Während der Behandlung sollten Sie auf Geschlechtsverkehr verzichten. Ein wichtiger Hinweis: Viele Cremes, die zu Behandlung einer bakteriellen Vaginose verwendet werden, können das Latex von Kondomen auflösen [7].
Gut zu wissen: Weder die Bakterielle Vaginose noch der Scheidenpilz zählen zu den sexuell übertragbaren Krankheiten, kurz STD oder STI. Trotzdem können beide Krankheiten durch Geschlechtsverkehr begünstigt werden. Bakterien, die eine bakterielle Vaginose auslösen können, kommen auch im männlichen Intimbereich vor. Außerdem kann sich der Hefepilz Candida albicans auch auf der Penisspitze ansiedeln und beim Geschlechtsverkehr übertragen werden.
Auf einen Blick: Bakterielle Vaginose
Bei einer bakteriellen Vaginose kommt es zu einem Ungleichgewicht der natürlichen Bakterienbesiedlung der Scheide. Die hauptsächlich in der Scheide vorkommenden Milchsäurebakterien werden von „schlechten“ Bakterien wie den sogenannten Gardnerellen zurückgedrängt.
Typische Symptome sind häufig auftretender, dünnflüssiger oder schaumiger Ausfluss. Besonders nach Geschlechtsverkehr oder während der Regelblutung kann der Ausfluss einen fischartigen Geruch annehmen. Außerdem kann es zu Juckreiz und Hautirritationen im Intimbereich kommen.
Um einer bakteriellen Vaginose vorzubeugen, sollten Sie auf übertriebene Intimhygiene verzichten und bei wechselnden Partner*innen Kondome benutzen.
Quellen
[1] „Bakterielle Scheideninfektion“, gesundheitsinformation.de. https://www.gesundheitsinformation.de/bakterielle-scheideninfektion.html (zugegriffen 15. August 2022).
[2] „Bakterielle Vaginose (BV) - Gynäkologie und Geburtshilfe“, MSD Manual Profi-Ausgabe. https://www.msdmanuals.com/de-de/profi/gyn%C3%A4kologie-und-geburtshilfe/vaginitis-zervizitis-und-pelvic-inflammatory-disease/bakterielle-vaginose-bv (zugegriffen 15. August 2022).
[3] „Bakterielle Vaginose »“. https://www.frauenaerzte-im-netz.de/erkrankungen/bakterielle-vaginose/ (zugegriffen 15. August 2022).
[4] „Bacterial vaginosis vs. yeast infection: How to tell“, 14. April 2020. https://www.medicalnewstoday.com/articles/bacterial-vaginosis-vs-yeast-infection (zugegriffen 24. August 2022).
[5] C. A. Spiegel, „Bacterial vaginosis.“, Clin. Microbiol. Rev., Bd. 4, Nr. 4, S. 485–502, Okt. 1991.
[6] R. J. Joseph u. a., „Finding a Balance in the Vaginal Microbiome: How Do We Treat and Prevent the Occurrence of Bacterial Vaginosis?“, Antibiotics, Bd. 10, Nr. 6, S. 719, Juni 2021, doi: 10.3390/antibiotics10060719.
[7] P. Bagnall und D. Rizzolo, „Bacterial vaginosis: A practical review“, JAAPA, Bd. 30, Nr. 12, S. 15–21, Dez. 2017, doi: 10.1097/01.JAA.0000526770.60197.fa.
[8] J. P. Jain u. a., „Factors in the HIV risk environment associated with bacterial vaginosis among HIV-negative female sex workers who inject drugs in the Mexico-United States border region“, BMC Public Health, Bd. 18, S. 1032, Aug. 2018, doi: 10.1186/s12889-018-5965-9.
[9] „Bakterielle Vaginose » Krankheitsbild »“. https://www.frauenaerzte-im-netz.de/erkrankungen/bakterielle-vaginose/krankheitsbild/ (zugegriffen 24. August 2022).
[10] „Welche Behandlungen helfen bei bakterieller Vaginose?“, gesundheitsinformation.de. https://www.gesundheitsinformation.de/welche-behandlungen-helfen-bei-bakterieller-vaginose.html (zugegriffen 24. August 2022).