Wer eine Lebensmittelallergie hat, muss Zutatenlisten studieren und seinen Speiseplan umstellen. Die eigentliche Herausforderung ist jedoch häufig, die Symptome richtig zu deuten und herauszufinden, was genau Sie nicht vertragen. Wir verraten Ihnen, wie das geht.
Wissenschaftler*innen aus Harvard haben kürzlich 2,7 Millionen Akten amerikanischer Patient*innen ausgewertet. Ihr Ergebnis: Rund vier Prozent der Menschen leiden unter einer Lebensmittelallergie [1]. Für Deutschland gibt es ähnliche Zahlen, laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung haben drei bis vier Prozent der Erwachsenen eine Lebensmittelallergie [2].
Deutlich häufiger sind Lebensmittelunverträglichkeiten – von ihnen sind 15 bis 20 Prozent der Menschen betroffen. Besonders häufig ist weltweit die Laktoseintoleranz [3].
In diesem Artikel erfahren Sie, was bei einer Lebensmittelallergie im Körper passiert, welche Symptome auf eine Allergie hinweisen und wie Sie ihr mit einem Bluttest und Auslassdiäten auf die Schliche kommen. Außerdem: Arten, Symptome und Behandlung von Lebensmittelunverträglichkeiten.
Was ist eine Lebensmittelallergie?
Wenn Sie eine Allergie haben, reagiert Ihr Immunsystem auf einen harmlosen Stoff. Die Stoffe, die Allergien auslösen können, nennt man Allergene. Es handelt sich um unterschiedliche Proteine, die beispielsweise in Pollen vorkommen, in Tierhaaren, dem Kot von Hausstaubmilben und in Lebensmitteln.
Was passiert bei einer Allergie im Körper?
Eine Allergie beginnt damit, dass der Körper bestimmte Antikörper in zu großer Menge produziert. Diese Immunglobuline vom Typ IgE sind jeweils darauf spezialisiert, bestimmte Eindringlinge aus dem Körper fernzuhalten. So bekämpft das Immunsystem zum Beispiel Bakterien, Viren, Parasiten wie Würmer und leider auch die harmlosen Allergene.
Die IgE-Antikörper binden sich an die Mastzellen, Zellen des Immunsystems. Kommt es nun erneut zum Kontakt mit dem Allergen, dockt das Allergen an die IgE-Antikörper an und bringt die Mastzelle dazu, Botenstoffe wie Histamin auszuschütten. Das Histamin fördert Entzündungen und löst dadurch die unterschiedlichen Allergiesymptome aus.
Labore können die erhöhte Zahl von IgE-Antikörpern im Blut feststellen und die Antikörper den entsprechenden Allergenen zuordnen – so funktioniert ein Allergietest per Blutprobe. Wenn eine erhöhte Zahl von Antikörpern im Blut gemessen wird, sprechen Ärzt*innen von einer Sensibilisierung. Wenn zudem auch allergische Beschwerden auftreten, lautet die Diagnose: Allergie [4, 5].
Arten von Lebensmittelallergien
Experten unterscheiden bei Allergien zwischen verschiedenen Typen. Die häufigste Form der Allergie ist der Sofort-Typ, die Allergie Typ I, zu dem auch Lebensmittelallergien gehören.
Dabei tritt die Reaktion direkt auf, nachdem Sie das Allergen zu sich genommen haben. Ein Erdnussallergiker spürt wenige Sekunden bis 20 Minuten nach dem Essen Symptome, wie eine pelzige Zunge und Hautausschlag [6]. Möglich sind auch verzögerte Sofortreaktionen, bei denen es nach vier bis sechs Stunden zu einer weiteren allergischen Reaktion kommt.
Gut zu wissen: Einige Lebensmittelallergien gehen im Erwachsenenalter von ganz alleine zurück. Milch- Ei-, Soja- und Weizenallergien etwa betreffen meist Kinder und verschwinden in 90 Prozent der Fälle wieder. Allergien gegen Nüsse, Fische und Schalentiere bleiben Betroffenen allerdings meist ihr ganzes Leben erhalten [7].
Wie entsteht eine Lebensmittelallergie?
Allergien werden heute als „Volkskrankheit“ bezeichnet. Die Zahl allergischer Erkrankungen hat in den letzten Jahrzehnten immer mehr zugenommen. Wissenschaftler*innen sind sich noch nicht ganz sicher, woran das liegt.
Hygiene-Hypothese: Schützt Schmutz vor Allergien?
Ein verbreiteter Erklärungsansatz ist die Hygiene-Hypothese: Nach dieser Theorie ist unser Immunsystem unterfordert, wenn wir in unseren ersten Lebensmonate nur auf wenig Dreck und Keime stoßen. Die Hypothese beruht auf einer Beobachtung: Allergien kommen in Städten besonders häufig vor und sind bei Kindern, die auf einem Bauernhof aufgewachsen sind, wesentlich seltener [8].
Der Theorie zufolge trifft unser Immunsystem in den hygienischen Umgebungen zu selten auf Fremdkörper wie Krankheitserreger, Würmer und Parasiten. Die Abwehrkräfte haben nichts Sinnvolles zu tun und verwenden ihre Kräfte darauf, sich gegen harmlose Stoffe wie Lebensmittel und Pollen zu wehren – eine Allergie entsteht [2, 8, 10].
Gut zu wissen: Ob wir im Laufe des Lebens eine Allergie entwickeln, entscheidet sich in den ersten Lebensmonaten, vielleicht sogar schon im Mutterleib. Es kommt also darauf an, in welcher Umgebung sich Säuglinge am Anfang ihres Lebens befinden – spätere Urlaube auf dem Bauernhof werden keine Allergien verhindern.
Werden Allergien vererbt?
In der Regel wird niemand mit einer Allergie geboren. Doch Menschen können eine vererbte Veranlagung zur Allergie haben. Sie haben dann ein deutlich höheres Risiko, eine Allergie zu entwickeln. Das gilt für Allergien im Allgemeinen, sprich: Die Kinder von Eltern mit Heuschnupfen sind anfällig für alle Allergien, egal ob gegen Pollen, Tierhaare oder Lebensmittel. Außerdem treten Allergien häufig zusammen mit anderen sogenannte topischen Erkrankungen auf, vor allem Neurodermitis und Asthma [2, 7, 9].
Gut zu wissen: Deswegen kann auch Die Ernährung der Mutter während der Schwangerschaft scheint einen Einfluss darauf zu haben, ob Kinder später eine Allergie entwickeln. Auch scheinen ein Kaiserschnitt und ein hohes Alter der Mutter das Risiko einer Lebensmittelallergie zu erhöhen [7].
Welche Rolle spielt der Darm bei der Allergieentstehung?
Die Darmflora (auch Mikrobiom genannt) beschreibt die Zusammensetzung der Milliarden von Bakterien, die in unserem Darm leben. Dieses Mikrobiom trägt von frühester Kindheit an entscheidend dazu bei, wie sich unser Immunsystem entwickelt. Forschende vermuten, dass unsere moderne Lebensweise sich auf die Darmbakterien auswirkt, und die wiederum einen Einfluss auf die Entstehung von Allergien haben [11].
Eine Studie aus Estland zeigte, dass estländische Kinder, die noch relativ häufig auf Bauernhöfen aufwachsen und viel Zeit draußen verbringen, eine wesentlich bessere Bakterienbesiedlung des Darms haben als Kinder aus Schweden, die seltener auf Bauernhöfen aufwachsen [12].
Schützt Muttermilch vor Allergien?
Damit sich das Immunsystem gesund entwickelt, ist es ideal, wenn Mütter ihren Säugling für mindestens vier Monate stillen und sich dabei vielfältig ernähren.
Noch bis vor wenigen Jahren wurden dabei strenge Ernährungsregeln empfohlen. Um das Allergierisiko des Kindes zu senken, sollten stillende Frauen mal auf Eier, mal auf Nüsse, Milchprodukte oder Weizenprodukte verzichten. Auch rieten Experten davon ab, Babybrei mit glutenhaltigen Getreiden anzurühren. Fisch war ebenso tabu wie zum Teil Sellerie oder Karotten.
Neue Studien haben diese Empfehlungen um 180 Grad gedreht. Sie zeigten, dass Kinder Lebensmittel eher vertragen, wenn sie bereits im Mutterleib oder in der Stillzeit mit ihnen in Kontakt gekommen sind [13]. Das gilt natürlich nur, wenn das Kind nicht schon eine Allergie entwickelt hat!
Gut zu wissen: Hat Ihr Säuglinge eine Lebensmittelallergie, müssen auch Sie als Mutter das entsprechende Lebensmittel während der Stillzeit meiden.
Wie kann man einer Allergie vorbeugen?
Die Entstehung einer Allergie ist ein komplexer Vorgang, den Wissenschaftler*innen noch immer nicht zu hundert Prozent verstanden haben. Verbindliche Tipps, mit denen Sie einer Allergie vorbeugen können, gibt es dementsprechend nicht.
Vermutlich entstehen die Grundlagen für eine Allergie schon im Mutterleib und Säuglingsalter. Ärztlichen Leitlinien geben Empfehlungen, die eine Allergie für Kinder etwas weniger wahrscheinlich machen können. Sie richten sich an „Risikofamilien“, also an Familien, in denen schon allergische Erkrankungen, Neurodermitis oder Asthma vorkommen. Zu den Empfehlungen gehören [14]:
- Mutter und Kind sollten nicht auf Allergene in der Ernährung verzichten, auch der Konsum von Fisch durch die Mutter kann schützend wirken.
- Ab der Schwangerschaft sollten Mütter Tabakrauch meiden.
- Schwangere, Stillende und Kinder sollten nicht mit Schimmelpilzen in Berührung kommen.
- Haustiere sind kein Problem, sie können das Allergierisiko unter Umständen sogar senken – außer das Kind hat bereits ein hohes Risiko, Allergien zu entwickeln. In diesem Fall sollten Sie keine Katze halten.
- Sie sollten sich möglichst wenig Autoabgasen aussetzen
Lebensmittel, die Allergien auslösen
170 Lebensmittel gelten als Allergene, doch die meisten Reaktionen werden durch einige wenige Nahrungsmittel ausgelöst. Die häufigsten Auslöser von Lebensmittelallergien sind Kuhmilch, Eier, Erdnüsse, Nüsse, Soja, Weizen, Fisch und Schalentiere [15, 16].
Kuhmilchallergie
Die Milchallergie ist die häufigste Nahrungsmittelallergie [17]. Sie entwickelt sich in der Regel in der Kindheit und verschwindet meistens im Schulalter wieder. Kuhmilchallergiker*innen reagieren auf alle Milchprodukte, also auch auf Käse, Joghurt, Butter und Sahne, Die meisten Betroffenen sind auch gegen Schafs- und Ziegenmilch allergisch [18,19].
Wichtig: Eine Allergie gegen Kuhmilch ist eine völlig andere Erkrankung als eine Laktoseintoleranz.
Hühnereiallergie
Die Hühnereiallergie ist nach der Kuhmilchallergie die zweithäufigste Lebensmittelallergie im Kindesalter. Auch sie wächst sich bis zum Erwachsenenalter oft heraus [15].
Gut zu wissen: Einige Lebensmittel haben ein niedrigeres Potential, Allergien zu verursachen, wenn Sie sie kochen. Viele Allergiker vertragen zum Beispiel stark erhitzte Milch oder zum Backen verwendete Eier deutlich besser. Erdnüsse wiederum haben sogar ein höheres Allergiepotential, wenn sie geröstet wurden [20-22].
Nussallergie
Bei der Nussallergie unterscheiden Mediziner zwischen Allergien gegen Erdnüsse – die eigentlich Hülsenfrüchte sind – und anderen Nüssen, die sie als Baumnüsse bezeichnen und zu denen Walnüsse und Haselnüsse gehören. Alle Nussallergien neigen dazu, relativ häufig heftige Reaktionen bis hin zum anaphylaktischen Schock auszulösen [23,24].
Fisch- und Schalentierallergie
Eine Fischallergie zeigt sich oft erst im Erwachsenenalter. Betroffene vertragen meist alle Sorten Fisch nicht. Dafür könne die meisten Fisch-Allergiker*innen problemlos Schalentiere essen und umgekehrt.
Eine Schalentierallergie entwickelt sich ebenfalls üblicherweise während des Erwachsenenalters. Zu den Schaltentiere gehören alle Krustentiere, einschließlich Krabben und Hummer, Mollusken (Schnecken), Austern, Jakobsmuscheln und Tintenfische sowie Insekten wie Kakerlaken und Heuschrecken. Da Hausstaubmilben Schalentiere sind, entwickeln Schalentierallergiker häufig auch eine Hausstauballergie [18].
Weizenallergie
Eine Weizenallergie entwickelt sich am häufigsten im Kindesalter und legt sich für gewöhnlich vor dem Erwachsenenalter wieder [7]. 20 Prozent der Weizenallergiker*innen zeigen Kreuzreaktionen zu anderen Getreidesorten wie Gerste, Dinkel und Roggen [18]. Sie sollten aber nicht auf Verdacht auf sämtliches Getreide verzichten – das schränkt Ihre Ernährung viel zu sehr ein. Und Studien zeigen: Nur rund 20 Prozent der Menschen mit Weizenallergie reagieren auch auf Gerste und Roggen [15]. Führen Sie im Zweifelsfall lieber einen Allergietest durch. Am besten stellen Sie durch einen Provokationstest sicher, was Sie wirklich vertragen.
Wichtig: Eine Weizenallergie ist keine Zöliakie! Sie können als Weizenallergiker*in glutenhaltige Lebensmittel verzehren, solange sie keinen Weizen enthalten und Sie auf die anderen Getreidesorten nicht auch allergisch reagieren.
Gewürzallergie
Gewürze kommen in allen möglichen verarbeiteten Lebensmitteln, Kosmetika und Zahnpflegeprodukten vor. Sie müssen allerdings nicht auf der Verpackung gekennzeichnet sein. Das macht es Allergiker*innen schwer, bestimmte Gewürze zu vermeiden. Allerdings sind Gewürzallergien relativ selten. Am häufigsten sind noch Allergien gegen Zimt und Knoblauch, seltener kommen beispielsweise Reaktionen auf schwarzen Pfeffer und Vanille vor [25].
Kreuzallergien
Nicht das ganze Lebensmittel löst eine allergische Reaktion aus, sondern die Allergene darin, bestimmte Proteine. Manchmal ähneln sich verschiedene dieser Proteine so sehr, dass der Körper sie nicht auseinanderhalten kann. In diesem Fall kann es zu einer Kreuzreaktion kommen: Der Körper ist auf ein Allergen sensibilisiert, reagiert aber auch auf das andere.
Das passiert zwischen Lebensmitteln – wer gegen Pfirsiche allergisch ist, reagiert oft auch auf Äpfel. Es kann aber auch vorkommen, dass eine Pollenallergie zur Kreuzreaktion mit Obst, Gemüse und Nüssen führt. Und sogar eine Latexallergie löst häufig Kreuzallergien aus – unter anderem gegenüber Kiwis, Bananen und Avodacos.
Mehr dazu erfahren Sie in unserem Artikel über Kreuzallergien.
Tabelle: Lebensmittel und ihre möglichen Kreuzallergien [15]:
Allergisch gegen |
Kreuzreaktion auf |
Risiko der Kreuzallergie |
Kuhmilch |
Ziegenmilch |
92 Prozent |
Cantaloupe-Melonen |
Wassermelonen, Bananen, Avocados |
92 Prozent |
Shrimps |
Krabben, Hummer |
75 Prozent |
Pfirsiche |
Äpfel, Pflaumen, Kirschen, Birnen |
55 Prozent |
Pollen |
Äpfel, Pfirsiche, Honigmelonen |
55 Prozent |
Lachs |
Schwertfische, Seezungen |
50 Prozent |
Walnüsse |
Paranüsse, Cashews, Haselnüsse |
37 Prozent |
Latex |
Kiwis, Bananen, Avocados |
35 Prozent |
Weizen |
Gerste, Roggen |
20 Prozent |
Symptome der Lebensmittelallergie
Es gibt eine Vielzahl von Symptomen, die auf eine Allergie oder Unverträglichkeit hinweisen können. Manche sind leicht und kaum zu bemerken, andere sind nicht zu übersehen und wieder andere fallen sehr schwer aus, wie der allergische Schock. Lebensmittelallergien betreffen längst nicht immer nur den Mund und den Magen-Darm-Trakt, sondern oft auch die Haut und die Atemwege [2, 6].
Welche Symptome treten bei Lebensmittelallergien auf?
Bei allergischen Reaktionen kommt es häufig zu den folgenden Symptomen:
- Rötungen und Quaddeln auf der Haut (Nesselfieber)
- Durchfall, Erbrechen und Bauchschmerzen
- Brennen in der Mundhöhle, Schwellungen der Schleimhäute und Zunge
- Atemnot bis hin zu allergischem Asthma
- Blutdruckabfall
Anaphylaktischer Schock
Die heftigste Form einer allergischen Reaktion ist der allergische Schock, auch anaphylaktischer Schock genannt. Die Auslöser sind meist Insektengifte, Medikamente und, vor allem bei Kindern, Lebensmittel. Unter den Lebensmitteln sind es wiederum häufig Nüsse, Soja, Schalentiere, Milch und Eier, die einen Schock auslösen.
Beim allergischen Schock werden große Mengen Histamin freigesetzt, was zu einer starken Erweiterung der Blutgefäße führt. Der Blutdruck sinkt dadurch rapide ab, es kommt zu Schwindel, Ohnmacht und im schlimmsten Fall sogar zum Tod.
Ist die Gefahr eines Schocks bekannt, sollten Sie deshalb schnell reagieren, wenn stärkere Allergiesymptome auftreten, und umgehend den Notarzt rufen. Bis der Notarzt eintrifft, sollte der Betroffene in die Schocklage gebracht werden, also sich hinlegen und die Beine hochlagern. Risikopatienten tragen oft auch ein Notfallset mit sich, das einen Adrenalin-Pen enthält. Dieses Notfallmedikament kann dafür sorgen, dass der Schock wieder abklingt [4, 5].
Gut zu wissen: Je nach Stärke einer Allergie genügen manchmal schon kleinste Mengen eines Allergens, um einen allergischen Schock auszulösen – wie die Reste von Nüssen an den Lippen des Partners oder Spuren von Soja an bestimmten Lebensmitteln [4, 5].
Was kann eine Allergie verstärken?
Nur weil Sie eine Allergie haben, reagieren Sie noch nicht automatisch auf das kleinste Anzeichen des Allergens. Es gibt eine sogenannte Reaktionsschwelle, also eine bestimmte Menge des Allergens, ab der es zu Beschwerden kommt. Erdnussallergiker haben zum Beispiel häufig eine sehr niedrige Reaktionsschwelle, bei ihnen genügt schon ein kleiner Krümel Erdnuss, um für eine pelzige Zunge und einen angeschwollenen Hals zu sorgen.
Stress, Sport und Infekte können Ihre Reaktionsschwelle herabsetzen. Dadurch wird es wahrscheinlicher, dass Sie eine allergische Reaktion erleiden.
Sport und Allergien. Während oder direkt nach dem Sport ist das Risiko einer allergischen Reaktion erhöht. Dieses Phänomen hat sogar einen Namen: belastungsinduzierte Anaphylaxie (EIA). Essen Sie direkt vor dem Sport ein Lebensmittel, gegen das Sie allergisch sind, können Sie Nesselsucht und Juckreiz bekommen oder sich benommen fühlen. Sie sollten mindestens in den vier bis fünf Stunden vor jedem Training besonders darauf achten, Allergene zu meiden [26].
Stress und Allergien. Studien zufolge kann Stress die Symptome einer Allergie verschlimmern und häufiger auftreten lassen. Leiden Sie unter einer Allergie und sind häufig gestresst, lohnt es sich also, gezielt Entspannung zu suchen. Dabei helfen können Entspannungstechniken wie Yoga, Autogenes Training und Progressive Muskelentspannung.
Infekte und Allergien. Auch Infekte wie Grippe oder Erkältung können Allergien verstärken. Erhöhte Temperaturen führen zu einer starken Blutzirkulation, was wiederum mehr Allergen ins Blut geraten lässt. Bei Infektionen im Magen-Darm-Trakt kommt erschwerend hinzu, dass eine größere Menge unverdauter Proteine die Schleimhaut durchquert. Dadurch treffen diese Proteine auf das die Zellen des Immunsystems und lösen eher eine allergische Reaktion aus [27].
Unter Wissenschaftler*innenn wird Alkohol als allergieverstärkender Faktor diskutiert. In einigen Fallstudien verschlimmerten sich Allergiesymptome unter Alkoholeinfluss, außerdem ist bei Alkoholiker*innen die Zahl der IgE-Antikörper erhöht. Stichhaltige wissenschaftliche Belege für diese Theorie gibt es aber noch nicht [27].
Lebensmittelallergie testen
Sie vermuten, dass Sie bestimmte Lebensmittel nicht vertragen, weil sich immer nach dem Essen Symptome wie Hautausschläge, eine pelzige Zunge oder Magen-Darm-Beschwerden einstellen? Dann kann es sich lohnen, auf eine Lebensmittelallergie zu testen. Es gibt vier gängige Testarten, mit denen Allergien erkannt werden können [28]:
- Prick-Test
- Bluttest auf IgE-Antikörper
- Eliminationsdiät
- Oraler Provokationstest
Prick- und Bluttest liefern Hinweise auf eine Sensibilisierung gegenüber bestimmten Allergenen. Eliminationsdiät und Provokationstest dienen dazu, herauszufinden, ob hinter der Sensibilisierung auch eine Allergie mit Beschwerden steckt.
Prick-Test
Bei einem Pricktest ritzt eine Ärztin oder ein Arzt Ihnen in Flüssigkeit gelöste Allergene unter die Haut, meist am Unterarm oder Rücken. Bilden sich an einer Stelle Quaddeln, weist das darauf hin, dass gegen das an dieser Stelle eingebrachte Allergen eine Sensibilisierung besteht.
Der Prick-Test liefert schnell erste Ergebnisse und ist nicht schmerzhaft – kann aber im Nachhinein zu starkem Juckreiz führen [14].
IgE-Bluttest auf Allergien
Labore können im Blut nach spezifischen IgE-Antikörpern suchen. "Spezifisch" bedeutet, dass es sich um Antikörper handelt, die auf ganz bestimmte Allergene abgerichtet sind. Solche Lebensmittelallergie-Tests können Sie in einer Arztpraxis durchführen lassen, mittlerweile sind aber auch Testkits für zuhause erhältlich, bei denen Sie sich selbst die Probe entnehmen und sie an ein Labor schicken.
Der Vorteil eines solchen Bluttests ist, dass Sie mit einer Blutprobe die Reaktion Ihres Körpers auf viele verschiedene Lebensmittel untersuchen können. Kommen spezifische Antikörper besonders häufig in Ihrem Blut vor, sind Sie gegen das dazugehörige Allergen sensibilisiert.
Das kann ein Anhaltspunkt sein – es bedeutet allerdings noch nicht, dass Sie eine Allergie haben! Manche Menschen haben eine erhöhte Zahl bestimmter IgE-Antikörper, aber keine allergische Reaktion. Eine gesicherte Allergie-Diagnose dürfen nur Ärzt*innen stellen. Sie verbinden das Ergebnis des IgE-Tests mit einer Anamnese, also dem Abfragen der Symptomen und des Gesundheitszustands.
Eine Allergie liegt nur dann vor, wenn Sie sensibilisiert sind und zudem Beschwerden auftreten, wenn Sie das betreffende Lebensmittel zu sich nehmen. In manchen Fällen sind die Reaktionen bei einer Lebensmittelallergie relativ eindeutig und heftig. In anderen treten die Reaktionen verzögert auf oder sind schwierig zu deuten. Ärzt*innen können in solchen Fällen auch eine Eliminationsdiät empfehlen oder einen Provokationstest durchführen [14].
Eliminationsdiät
Bei einer Eleminationsdiät streichen Sie Lebensmittel, die Sie als Allergieauslöser verdächtigen, aus Ihrem Speiseplan. Eine solche Diät ist häufig die erste Maßnahme, die auch Ärzt*innen verordnen, wenn ein Prick-Test oder Bluttest eine Sensibilisierung ergibt.
Sie sollten die Eliminationsdiät nicht länger als zwei bis vier Wochen durchführen, wenn Sie Lebensmittelallergien auf die Schliche kommen wollen, und immer nur für ein Lebensmittel gleichzeitig. In dieser Zeit sollten bereits erste Effekte erkennbar sein, wenn Sie gegen das Nahrungsmittel allergisch sind – oft sind sogar sehr schnell Veränderungen spürbar [28].
Provokationstest
Der Provokationstests kann eine Nahrungsmittelallergie endgültig bestätigen. Dieser Test muss immer von einer Ärztin oder einem Arzt durchgeführt werden, da das Risiko eines allergischen Schocks besteht. Der Arzt verabreicht Ihnen das Lebensmittel, auf das getestet werden soll, und beobachtet, ob sich Reaktionen einstellen. Kommt es zu keinerlei Symptomen, liegt auch keine Allergie vor.
Lebensmittelallergie behandeln
Lebensmittelallergien lassen sich nicht im eigentlichen Sinne therapieren. Wer sie einmal hat, muss mit ihnen leben, solange sie nicht von alleine wieder verschwinden. Doch Sie können auf Grundlage einer verlässlichen Diagnose die Auslöser meiden, schlimmere Beschwerden mit Medikamenten lindern und sich mit einem Notfallset für den anaphylaktischen Schock wappnen.
Auslöser vermeiden und ausgewogen ernähren
Haben Sie eine Lebensmittelallergie, sollten Sie das betreffende Nahrungsmittel nicht mehr zu sich nehmen – auch nicht in kleinen Mengen. Gerade stark verarbeitete Lebensmittel enthalten oft Zutaten, die man nicht unbedingt erwarten würde. Prüfen Sie deshalb immer die Zutatenlisten von Produkten, vor allem wenn Sie eine starke Allergie haben.
Eine EU-Verordnung verpflichtet Lebensmittel-Hersteller dazu, die 14 häufigsten Auslöser von Allergien und Unverträglichkeiten auf ihren Produkten fett zu kennzeichnen: Glutenhaltiges Getreide, Krebstiere, Eier, Fisch, Erdnüsse, Sojabohnen, Milchprodukte, Schalenfrüchte (Nüsse), Sellerie, Senf, Sesamsamen, Schwefeldioxid und Sulfite, Lupinen, Weichtiere. Die Bezeichnung „Kann Spuren enthalten“ ist nicht geregelt, die Hersteller nutzen sie freiwillig.
Vertragen Sie nur ein, zwei Lebensmittel nicht, ist es oft einfach, sie aus dem Speiseplan zu streichen und zu ersetzen. Gibt es bei Ihnen oder in Ihrer Familie viele Lebensmittelallergien, wird es allerdings schnell kompliziert. Expert*innen empfehlen in einem solchen Fall eine Ernährungsberatung. Darin lernen Sie, wie Sie Allergene umgehen und trotzdem für eine ausgewogene Ernährung sorgen.
Medikamente: Antihistaminika
Die auch als Anti-Allergie-Tabletten bekannten Antihistaminika schwächen die Wirkung des Botenstoffs Histamin ab oder heben sie auf. Auf diese Weise können sie allergische Reaktionen am ganzen Körper zurückgehen lassen. Sie kommen bei Heuschnupfen zum Einsatz, können aber auch leichtere Beschwerden einer Lebensmittelallergie lindern, wie Hautausschläge, Gaumenjucken und Übelkeit. Die gängigsten Wirkstoffe sind Cetirizin und Loratadin, sie sind als Tropfen und Tabletten rezeptfrei in Apotheken erhältlich.
Bei einem allergischen Schock genügt die Wirkung der Antihstaminika allerdings in der Regel nicht. Deswegen haben Menschen mit starker Allergie gegen gefährlichere Allergene wie Nüsse und Schalentiere oft ein Notfallset dabei. Das Notfallset enthält einen Adrenalin-Pen, der in den Oberschenkel injiziert wird, Glukokortikoide und, für Asthmatiker*innen auch ein Inhalations-Spray.
Lebensmittelallergie: Auf einen Blick
Was ist eine Lebensmittelallergie?
Bei einer Lebensmittelallergie bekämpfen unsere Abwehrkräfte harmlose Proteine, die sich in Nahrungsmitteln befinden, sogenannte Allergene. Die Mastzellen unseres Immunsystems schütten Histamin aus, das Entzündungen verursacht und so Beschwerden am ganzen Körper auslösen kann.
Welche Symptome hat eine Lebensmittelallergie?
Eine Lebensmittelallergie kann sich durch Magen-Darm-Beschwerden, Gaumenjucken und eine pelzige Zunge äußern. Häufig sind aber auch Rötungen, Juckreiz und Ausschläge auf der Haut sowie Atemwegsbeschwerden bis hin zum Asthma.
In seltenen Fällen kann es zu einem Abfall des Blutdrucks kommen und zu einem anaphylaktischen Schock.
Welche Lebensmittel lösen eine Allergie aus?
Theoretisch können sehr viele Lebensmittel Allergien auslösen. In der Praxis sind aber einige wenige Nahrungsmittel für mehr als 90 Prozent der Allergien verantwortlich. Dazu gehören Kuhmilch, Eier, Erdnüsse, Nüsse, Soja, Weizen, Fische und Schalentiere.
Wie erkenne ich eine Lebensmittelallergie?
Bei Verdacht auf Lebensmittelallergie können Sie unter anderem einen Bluttest machen. Der Test ermittelt die Anzahl bestimmter IgE-Antikörper im Blut. Ist ein IgE-Wert erhöht, besteht eine Sensibilisierung gegenüber dem mit dem Antikörper zusammenhängenden Lebensmittel.
Meiden Sie das Lebensmittel anschließend zeitweise, um zu prüfen, ob Ihre Beschwerden zurückgehen.
Quellen
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[2] I. C. Keller, „Lebensmittelallergien – die Diagnose ist das A und O - Nicht jede Lebensmittelunverträglichkeit ist eine Allergie“, S. 3.
[3] M. C. E. Lomer, „Review article: the aetiology, diagnosis, mechanisms and clinical evidence for food intolerance“, Aliment. Pharmacol. Ther., Bd. 41, Nr. 3, S. 262–275, 2015.
[4] I. Skypala, „Adverse food reactions--an emerging issue for adults“, J. Am. Diet. Assoc., Bd. 111, Nr. 12, S. 1877–1891, Dez. 2011.
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[11] J. Molloy, K. Allen, F. Collier, M. L. K. Tang, A. C. Ward, und P. Vuillermin, „The Potential Link between Gut Microbiota and IgE-Mediated Food Allergy in Early Life“, Int. J. Environ. Res. Public. Health, Bd. 10, Nr. 12, S. 7235–7256, Dez. 2013.
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[14] „S2-Leitlinie Management IgE-vermittelter Nahrungsmittelallergien“. Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI). 2015
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[25] J. L. Chen und S. L. Bahna, „Spice allergy“, Ann. Allergy Asthma Immunol. Off. Publ. Am. Coll. Allergy Asthma Immunol., Bd. 107, Nr. 3, S. 191–199; quiz 199, 265, Sep. 2011.
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[27] B. Niggemann und K. Beyer, „Factors augmenting allergic reactions“, Allergy, Bd. 69, Nr. 12, S. 1582–1587, Dez. 2014.
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