Eine Gräser-Allergie kann Sie in Ihrem Alltag sehr stark einschränken. Für Außenstehende wirkt es oftmals wie ein einfacher Schnupfen, doch in keinem Fall sollten Sie Ihre Allergie auf die leichte Schulter nehmen, da sie langfristige Erkrankungen hervorrufen kann.
Im Sommer findet das Leben endlich wieder draußen statt: Urlaub, Badesee, Eisdiele, Ausflüge ins Grüne. Doch nicht alle können den Sommer gleichermaßen genießen. Für Menschen mit einer Gräser-Allergie beginnt besonders ab Mai die Saison für Schniefnase und tränende Augen. Diese allergischen Reaktionen können den Alltag stark beeinflussen und einschränken.
Lesen Sie in diesem Artikel, was eine Gräser-Allergie ausmacht, mit welchen Symptomen die Betroffenen zu kämpfen haben und wie Sie mit kleinen Veränderungen im Alltag die anhaltenden Beschwerden lindern können.
Was ist eine Gräser-Allergie?
Verschiedene Gräser können unangenehme Symptome wie anhaltenden Schnupfen und Juckreiz in Augen oder Rachen hervorrufen.
Aber wann spricht man von einer Gräser-Allergie? Im weitesten Sinne bezeichnet eine Allergie eine Störung des Immunsystems. Auf diese Störung reagiert das Immunsystem mit Symptomen wie tränenden oder juckenden Augen, anhaltend verstopfter Nase, Niesreiz oder Atemnot.
Bei einer Gräser-Allergie stuft das Immunsystem Gräserpollen als gefährlich ein und geht in Alarmbereitschaft, um den Eindringling zu bekämpfen. Beim Kontakt des Immunsystems mit der vermeintlichen Gefahrenquelle, also den allergieauslösenden Pollen, bilden sich allergenspezifische Antikörper vom Typ Immunoglobulin E (IgE). Diese IgE-Antikörper lösen bei jedem folgenden Kontakt mit Pollen eine allergische Reaktion aus [1].
Welche Gräser lösen Allergien aus?
Personen mit einer Gräser-Allergie sollten sich vor allem vor sogenannten Süßgräsern in Acht nehmen, weil diese als häufige Auslöser für allergische Reaktionen bekannt sind. Zu den Gräsern mit dem höchsten Allergiepotenzial zählen beispielsweise [2]:
- Ruchgras
- Knäuelgras
- Weidelgras
- Wiesenlieschgras
- Wiesenrispengras
Wann tritt eine Gräser-Allergie auf?
Bei einer Gräser-Allergie sind die in den Gräsern vorhandenen Pollen die Auslöser der Symptome. Wann und wie stark die Symptome auftreten, hängt von der Pollenkonzentration in der Luft ab. Beeinflusst wird sie insbesondere von Blütezeit und Dauer, aber auch der jeweiligen Wetterlage [3].
Schon gewusst? Auch beim Thema Gräser-Allergie spielt der Klimawandel eine wichtige Rolle. Durch die Klimaerwärmung kommt es zu verfrühten Blütezeiten. Dadurch verlängert sich die Pollenflug-Saison [4].
Pollenflugzeiten der Gräser
Diese Symptome treten in der Regel in der sogenannten Pollensaison auf. Beginnend Ende April bis Anfang Mai, erreichen die Gräser ihre Hauptblüte in den Monaten Mai bis Juni. Ende August bis Anfang September nimmt die Pollenbelastung schließlich wieder ab und die Betroffenen können wieder durchatmen - es sei denn, in Ihrer Region hat sich bereits das Beifußblättrige Traubenkraut ausgebreitet, das die Ambrosia-Allergie verursacht und bis in den Herbst hinein blühen kann.
Um zu wissen, zu welchem Zeitpunkt die Gräser, auf die Sie allergisch reagieren ihre Hauptblütezeit haben, ist ein Blick in einen speziellen Pollenkalender oft ratsam.
Wo wachsen die meisten Gräser?
Draußen können Betroffene den Gräsern und Pollen unmöglich entkommen. Besonders in den Frühlingsmonaten von April bis Juni befinden sich überdurchschnittlich viele Pollen in der Luft, was Allergiker*innen in ihren alltäglichen Aktivitäten stark einschränkt.
Die größte Schwierigkeit bei einer Gräser-Allergie: Das Pollenvorkommen beschränkt sich nicht auf gewisse Orte. Im Umkehrschluss bedeutet das also, dass es in der Tat schwierig ist, sie zu meiden. Als einfache Regel für Allergiker*innen: wenn möglich einen möglichst großen Bogen um Wiesen, Weiden und Parks machen. Hier wachsen oft vermehrt Gräser wie Wiesenliesch- und Weidelgras.
Vorsicht ist auch in direkter Wassernähe geboten. Das dort wachsende Schilf ist bekannter Allergieauslöser [5].
Welche Symptome treten auf?
Wie der Name indirekt schon sagt, zeichnet sich der Heuschnupfen durch Symptome wie Fließschnupfen, verstopfter Nase, Niesreiz oder auch tränenden und juckenden Augen aus. Weitere, unspezifische Symptome können die Betroffenen im Alltag weiter einschränken. Beispiele hierfür sind:
- Schlafstörungen
- Müdigkeit
- Kopfschmerzen
- Konzentrationsschwäche
- Verminderte Leistungsfähigkeit
Vorsicht ist besonders dann geboten, wenn der anhaltende Schnupfen eine Entzündung der Nasenschleimhaut verursacht. Breitet sich diese Entzündung nämlich weiter auf die unteren Atemwege aus, sprechen Mediziner*innen von einem „Etagenwechsel“. Eine mögliche Folge ist allergisches Asthma [6].
Deshalb gilt: Wenn Sie eine Pollenallergie frühzeitig erkennen und behandeln lassen, können Sie Ihre Symptome schnell lindern und gleichzeitig langfristigen Schäden entgegenwirken.
Wie wird eine Gräser-Allergie nachgewiesen?
Wenn Sie zur Pollensaison unter typischen Heuschnupfen-Symptomen leiden, liegt die Vermutung nahe, dass eine Gräser-Allergie dahintersteckt. Eine genauere Diagnose kann Ihnen dabei helfen, das zu bestätigen und vor allem auch herauszufinden, auf welche Arten von Pollen Sie reagieren.
Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten. Ärzt*innen können zum Beispiel einen Prick-Test auf der Haut durchführen oder eine Blutprobe nehmen und sie im Labor untersuchen lassen. Vergleichbare Labortests gibt es mittlerweile auch als Testkits für Zuhause, für die Sie sich selbst Blut entnehmen, in der Regel aus dem Finger.
Wichtig: Solche Tests sagen Ihnen immer nur, ob eine Sensibilisierung gegen das Allergen vorliegt, also ob Ihr Immunsystem mit IgE-Antikörpern darauf reagiert. Eine Allergie liegt nur dann vor, wenn zusätzlich auch Symptome auftreten. Die endgültige Diagnose dürfen nur Ärzt*innen stellen.
Wie kann eine Gräser-Allergie behandelt werden?
Wie eine Gräser-Allergie behandelt wird, ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Neben der Stärke der Allergie spielen Alter, anderweitige Erkrankungen und Lebensumstände wie eine Schwangerschaft eine Rolle.
Medikamente und Immuntherapie
In der Regel werden Medikamente zur Behandlung einer Gräser-Allergie verwendet, meist sogenannte Antihistaminika. Viele Patient*innen sind damit aber unzufrieden, weil die Wirksamkeit oft gering ist und unangenehme Nebenwirkungen auftreten können [7].
Als weitere, vielversprechende Behandlung gilt die Immuntherapie. Hierbei wird Patient*innen über einen Zeitraum von bis zu drei Jahren das verdünnte Allergen immer wieder zugeführt. Im Laufe der Behandlung wird die Dosis erhöht und so das Immunsystem immer mehr an den fremden Stoff gewöhnt. Ziel ist es die Symptome langfristig zu lindern. Die Immuntherapie funktioniert aber nicht bei allen Menschen gleich gut - Wissenschaftler*innen sind noch dabei, die Methoden weiter zu verbessen [3],[8],[9].
Kreuzallergien
Als wären die andauernd verstopfte Nase, der ständig auftretende Niesreiz und die juckenden Augen nicht schon beschwerlich genug, kann es bei einem Teil der Heuschnupfen-Patient*innen zu Reaktionen auf bestimmte Nahrungsmittel kommen. Wer unter Heuschnupfen leidet und nach dem Verzehr von Lebensmitteln ebenfalls allergisch reagiert, könnte möglicherweise an einer Kreuzallergie leiden.
Im Falle der Gräser-Allergie kommt es häufig zu Kreuzreaktionen mit Tomaten, Honigmelonen und bestimmten Hülsenfrüchten. Auch Weizen-, Roggen- oder Maismehl können Symptome hervorrufen, da einige Getreidesorten zur Gruppe der Gräser zählen [10].
Gräser-Allergien auf einen Blick
Besonders in den Monaten April bis September kommt es zu einer überdurchschnittlichen Pollenkonzentration in der Luft. In diesem Zeitraum werden Menschen mit einer Gräser-Allergie durch anhaltende Symptome wie juckende oder tränende Augen, verstopfte Nase oder einem ständigen Niesreiz geplagt. Doch auch unspezifische Symptome wie Schlafstörungen, Müdigkeit oder Konzentrationsstörungen können in der Blütezeit zum Alltag von Allergiker*innen dazugehören.
Sie sollten die Beschwerden nicht auf die leichte Schulter nehmen, da es in gewissen Fällen zu ernsthaften gesundheitlichen Schäden kommen kann. Rutscht die Entzündung aus der Nase einen Stock tiefer und setzt sich in den Atemwegen ab, sprechen Mediziner vom sogenannten „Etagenwechsel“. In der Folge kann es zu allergischem Asthma kommen. Es gilt also: Eine frühzeitige Behandlung und angepasstes Verhalten können Sie vor Unannehmlichkeiten bewahren. Sie können dazu dafür sorgen, dass möglichst wenig Pollen in ihre Wohnung kommen und Ihre Beschwerden mit Medikamenten lindern.
Quellen
[1] „Entstehung von Allergien - Allergieinformationsdienst“. https://www.allergieinformationsdienst.de/immunsystem-allergie/entstehung-von-allergien.html (zugegriffen 4. April 2022).
[2] „Gräserpollen - Allergie & Blütezeit“, WetterOnline. https://www.wetteronline.de/gesundheit/pollenarten/graeser (zugegriffen 11. April 2022).
[3] „Heuschnupfen: Symptome im Überblick“. https://www.ratgeber-allergie.com/heuschnupfen-symptome.html (zugegriffen 4. April 2022).
[4] „Klimawandel und pollenbedingte Allergien“, gesund.bund.de. https://gesund.bund.de/klimawandel-und-allergie (zugegriffen 5. April 2022).
[5] „Schilf auch ein Auslöser für Allergien auf Gräser“. https://www.daab.de/blog/2017/09/schilf-auch-ein-ausloeser-fuer-allergien-auf-graeser/ (zugegriffen 11. April 2022).
[6] „Symptome - Allergieinformationsdienst“. https://www.allergieinformationsdienst.de/krankheitsbilder/heuschnupfen/symptome.html (zugegriffen 11. April 2022).
[7] „Pollenwissen-to-go: Die Pollensaison hat begonnen, ich habe Heuschnupfen, möchte aber möglichst wenig Medikamente einnehmen: Gibt es Alternativen, um mich zu schützen?: Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst“. https://www.pollenstiftung.de/news/eintrag/2022-03-30-pollenwissen-to-go-die-pollensaison-hat-begonnen-ich-habe-heuschnupfen-moechte-aber-moeg.html (zugegriffen 5. April 2022).
[8] „Hyposensibilisierung (spezifische Immuntherapie) bei Heuschnupfen“, gesundheitsinformation.de. https://www.gesundheitsinformation.de/hyposensibilisierung-spezifische-immuntherapie-bei-heuschnupfen.html (zugegriffen 5. April 2022).
[9] D. Di Bona, A. Plaia, V. Scafidi, M. S. Leto-Barone, und G. Di Lorenzo, „Efficacy of sublingual immunotherapy with grass allergens for seasonal allergic rhinitis: a systematic review and meta-analysis“, J. Allergy Clin. Immunol., Bd. 126, Nr. 3, S. 558–566, Sep. 2010, doi: 10.1016/j.jaci.2010.06.013.
[10] R. Ogino, Y. Chinuki, T. Yokooji, D. Takizawa, H. Matsuo, und E. Morita, „Identification of peroxidase-1 and beta-glucosidase as cross-reactive wheat allergens in grass pollen-related wheat allergy“, Allergol. Int. Off. J. Jpn. Soc. Allergol., Bd. 70, Nr. 2, S. 215–222, Apr. 2021, doi: 10.1016/j.alit.2020.09.005.