Die Pollen des Beifußblättrigen Traubenkrauts (Ambrosia) gelten als aggressive Allergie-Verursacher. Wegen des Klimawandels breitet sich die Pflanze immer mehr in Europa aus und wird vermutlich für eine längere und schwerere Pollensaison sorgen.
In den USA ist Ambrosia schon lange als Allergieauslöser bekannt. Das Unkraut verursacht dort bei vielen Menschen eine Pollenallergie – mehr als 25 Prozent sollen dagegen sensibilisiert sein – und gilt auch als häufiger Verursacher von allergischem Asthma.
Von Nordamerika wurde die Ambrosia auch nach Europa eingeschleppt, unter anderem durch importiertes Vogelfutter. Es konnte sich dort aber bislang vor allem dort verbreiten, wo es wärmer ist, zum Beispiel im Mittelmeerraum. Durch den Klimawandel findet das Traubenkraut aber auch immer mehr in nördlicheren Gefilden ein Zuhause – und könnte so auch in Deutschland zu einem Problem für Allergiker*innen werden. Die Heuschnupfen-Saison könnte dadurch länger werden und die Symptome schwerer [1].
In unserem Gesundheitsportal finden Sie auch mehr Informationen über die Pollenallergie und Allergie im Allgemeinen.
Was ist Ambrosia?
Genau gesagt geht es bei dem Allergieauslöser um das Beifußblättrige Traubenkraut (Ambrosia artemisiifolia), eine Pflanze aus der Gattung der Traubenkräuter (Ambrosia). Das Kraut gehört zur Familie der Korbblütler und ist damit unter anderem mit Löwenzahn und Margeriten, aber auch mit Salaten wie Endivie und Kopfsalat entfernt verwandt.
Die Ambrosia bildet an länglichen, verästelten Stängeln Körbchen mit gelben Blüten aus. Zur Blütezeit geben die Blüten am frühen Morgen Millionen von winzigen Pollen ab.
Warum ist die Ambrosia so gefährlich?
Der Ambrosia wird ein hohes Allergiepotential zugeschrieben. Das bedeutet zum einen, dass der Kontakt mit der Pflanze häufig eine Allergie verursacht. Zum anderen kann schon eine niedrige Konzentration von Ambrosia-Pollen in der Luft bei Allergiker*innen für Beschwerden sorgen.
Wussten Sie das? In Deutschland gibt es bereits staatliche Programme, die verhindern sollen, dass sich Ambrosia weiter ausbreitet. In Bayern werden beispielsweise seit 2007 die Bestände des Beifußblättrigen Traubenkrauts systematisch erfasst und die Pflanzen gezielt von Feldern, Wiesen und Straßenrändern entfernt. Ein Bericht aus dem Jahr 2013 zeigte allerdings, dass es bis dahin nicht gelungen war, die Verbreitung der Pflanze aufzuhalten. Auch in Baden-Württemberg werden Ambrosia-Vorkommen erfasst und wenn möglich bekämpft [2].
Wann ist die Pollenflugzeit der Ambrosia?
Ein weiteres Problem: Die Ambrosia beginnt dann richtig intensiv zu blühen, wenn der Pollenflug der Gräser langsam nachlässt. Die Hauptblütezeit reicht von August bis September, die Pollen des Beifußblättrigen Traubenkrauts können aber bis in den Oktober hinein fliegen. Besonders betroffen sind Menschen, die auf Beifuß allergisch reagieren. Die beiden Pflanzen sind verwandt und es kann zu Kreuzallergien zwischen ihnen kommen. So sorgt Ambrosia dafür, dass sich für viele Allergiker*innen die Heuschnupfen-Saison verlängert [3].
Ambrosia ist ein relativ klassisches Unkraut. Das Traubenkraut wächst an Straßenrändern und in Gärten, aber auch auf Brachflächen und Schuttplätzen. Wie auch bei Gräsern und Bäumen können die Ambrosia-Pollen aber über viele Kilometer fliegen – sie müssen also nicht direkt neben den Pflanzen leben, um von der Allergie betroffen zu sein [4], [5].
Gut zu wissen: Pollenallergiker*innen können sich beim Deutschen Wetterdienst über die aktuelle Pollenbelastung informieren. Neben den anderen wichtigen Pollen Hasel, Erle, Esche, Birke, Süßgräser, Roggen und Beifuß gehört auch Ambrosia zu den Allergenen, die der Wetterdienst in seine Übersicht aufnimmt [6].
Symptome der Ambrosia-Allergie
Die Ambrosia-Allergie löst die typischen Symptome einer Pollenallergie aus [7].
- Niesen, laufende und verstopfte Nase
- Augenjucken
- Trockener Husten, vor allem nach körperlicher Anstrengung
- Kurzatmigkeit
Wenn es wegen der Allergie zu trockenem Husten kommt oder zu Schmerzen oder Brennen hinter dem Brustbein, dann ist Vorsicht geboten: Es besteht die Gefahr, dass sich ein allergisches Asthma entwickelt – das dann in der Regel chronisch ist. Lassen Sie sich in diesem Fall am besten ärztlich untersuchen und beraten, um dem vorzubeugen [8].
Ambrosia-Allergie erkennen
Eine Allergie gegen Ambrosia wird meistens im Rahmen der Diagnose von Pollenallergie untersucht. Möglich ist hier zum Beispiel der klassische Prick-Test auf der Haut.
Aber auch eine Laboruntersuchung ist möglich. Dabei wird das Blut auf sogenannte IgE-Antikörper analysiert. Haben Sie eine Allergie, bildet Ihr Körper Antikörper gegen das Allergen, also zum Beispiel gegen Ambrosia-Pollen. Die IgE-Antikörper sind spezifisch für das Allergen – das bedeutet, gegen Ambrosia-Pollen werden andere Antikörper produziert als beispielsweise gegen Birkenpollen.
Deswegen können Labore mit der Blutuntersuchung feststellen, auf welche Auslöser Ihr Körper reagiert. Ist die Konzentration der IgE-Antikörper erhöht, sprechen Ärzt*innen aber erstmal von einer Sensibilisierung. Eine Allergie liegt nur vor, wenn Sie auch entsprechende Symptome haben. Die Allergie-Diagnose kann auch nur von Ärzt*innen gestellt werden [9].
Was kann ich gegen Ambrosia-Allergie tun?
Was gegen andere Pollenallergien hilft, hilft auch bei Ambrosia. Haben Sie starke Beschwerden, können Sie Allergietabletten nehmen. Die sogenannten Antihistaminika, die allergische Symptome abmildern, sind rezeptfrei in der Apotheke erhältlich.
Besser noch ist, den Kontakt zu den Allergenen so gut es geht zu vermeiden.
- Meiden Sie während der Pollenflugzeit Stellen, an denen Ambrosia blüht, und am besten generell Wiesen und Felder.
- Lüften Sie morgens und abends, wenn weniger Pollen fliegen.
- Waschen Sie sich abends die Haare und nehmen Sie Kleidung, die Sie draußen getragen haben, nicht mit ins Schlafzimmer.
- Pollenschutzgitter am Schlafzimmerfenster können die Allergene fernhalten.
Ambrosia-Pflanzen entfernen
Wenn Sie in Ihrem Garten oder an Ihrer Straße Ambrosia-Pflanzen entdecken, rupfen Sie das Kraut aus – am besten noch vor der Blütezeit. Tragen Sie auf jeden Fall Handschuhe und entsorgen Sie die Pflanzen in eine Plastiktüte verpackt im Restmüll. Landen die Pflanzen im Kompost oder Biomüll, besteht die Gefahr, dass sie sich weiterverbreiten.
Blüht die Pflanze bereits, sollte diese Aufgabe jemand übernehmen, der nicht allergisch ist. Wenn Sie auf Wiesen oder anderen öffentlichen Flächen größere Mengen Ambrosia entdecken, melden Sie das Ihrem Zuständigen Umweltamt [3].
Quellen
[1] I. R. Lake u. a., „Climate Change and Future Pollen Allergy in Europe“, Environmental Health Perspectives, Bd. 125, Nr. 3, S. 385–391, März 2017, doi: 10.1289/EHP173.
[2] S. Nawrath und B. Alberternst, „Aktionsprogramm Ambrosia-Bekämpfung in Bayern: Ergebnisse aus sechs Jahren Monitoring“, S. 16, 2013.
[3] „Klimawandel und Pollenallergien“, Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit. https://www.bmu.de/themen/gesundheit-chemikalien/gesundheit-und-umwelt/klimawandel-und-gesundheit/allergien/klimawandel-und-pollenallergien/ (zugegriffen 23. Juni 2020).
[4] „Pollenallergie“, European Centre of Allergy Research Foundation (ECARF). https://www.ecarf.org/info-portal/allergien/pollenallergie/ (zugegriffen 9. Juni 2020).
[5] „Allergene Pflanzen“, Universitätsklinikum des Saarlandes - Innere Medizin V - Pneumologie, Allergologie, Beatmungs- und Umweltmedizin. https://www.uniklinikum-saarland.de/de/einrichtungen/kliniken_institute/medizinische_kliniken/innere_medizin_v/patienten_informationen/pollenwarndienst/allergene_pflanzen/ (zugegriffen 9. Juni 2020).
[6] „Wetter und Klima - Deutscher Wetterdienst - Leistungen - Pollenflug-Gefahrenindex“. https://www.dwd.de/DE/leistungen/gefahrenindizespollen/gefahrenindexpollen.html (zugegriffen 4. Juni 2020).
[7] „Heuschnupfen - Symptome“, Allergieinformationsdienst - Helmholtz Zentrum München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt. https://www.allergieinformationsdienst.de/krankheitsbilder/heuschnupfen/symptome.html (zugegriffen 10. Juni 2020).
[8] „Schlimmer, als viele wissen: Heuschnupfen“, AEDA - Ärzteverband Deutscher Allergologen e.V. https://www.aeda.de/presse/pressearchiv/einzelansicht/?tx_ttnews%5Btt_news%5D=234&cHash=0e0d9cc4ddcffa1bf00cccf13c92ef9d (zugegriffen 10. Juni 2020).
[9] „Labortests zur Allergie-Diagnose“, Allergieinformationsdienst - Helmholtz Zentrum München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt. https://www.allergieinformationsdienst.de/diagnose/labortests.html (zugegriffen 11. Juni 2020).