Sprache ist eines der wichtigsten Instrumente in unserem Alltag: Wir verständigen uns ganz nebenbei über Worte – und transportieren über den Klang unserer Stimme auch nonverbale Botschaften. Je nachdem, ob wir fröhlich, gestresst oder verärgert sind, verändert sich seine Färbung. Eine heisere Stimme ist ein Alarmsignal. Bringen wir nur noch ein Krächzen hervor, stellen wir fest, wie dringend wir auf die gesprochene Sprache für unsere Kommunikation angewiesen sind.
Streikt die Stimme völlig, wird klar: Sie ist offenbar vollkommen überlastet. Vielleicht fragen Sie sich jetzt: Wie kann ich meine Stimme stärken? Mit Stimmtraining lässt sie sich vorbeugend stabilisieren. Denn hinter den Lauten, die unseren Mund verlassen, steckt ein komplexes System, das in seiner Funktion gestört sein kann – das sich aber eben auch trainieren lässt. Außerdem haben wir SOS-Tipps gegen eine heisere Stimme, die Sie schnell und unkompliziert umsetzen können.
Vor dem Stimmtraining: Grundlagen verstehen
Es kann viele Gründe geben, warum Sie Ihre Stimme häufig fordern: Als Lehrer*in sprechen Sie gegen einen hohen Lärmpegel an, als Elternteil ebenso. Auch bei Präsentationen im Büro ist verbale Stärke gefragt. Eine heisere Stimme ist auch dann eine typische Nebenwirkung, wenn Sie Ihre Lieblingslieder bei einem Konzert laut mitgesungen haben.
Die wortbildenden Laute entstehen im Kehlkopf. Seine Muskulatur sorgt dafür, dass sich die sogenannte Stimmlippe bewegen kann – je nach Ton schließt oder öffnet sie sich, spannt sich oder dehnt sich (so entstehen die hohen Töne). Bei der Kehlkopfmuskulatur funktioniert ein Workout ebenso wie bei anderen Muskelgruppen: Stimmtraining schafft das Bewusstsein für korrektes Sprechen, das die Stimmlippen schont.
Welche Ursachen kann Heiserkeit haben?
Wie entsteht Heiserkeit? Häufig verbirgt sich hinter den Beschwerden eine Überlastung der Stimmlippen. Wer dauerhaft sehr laut oder in einer hohen Stimmlage spricht, überspannt den Bogen wortwörtlich. Liegt eine funktionelle Störung vor, klingt die Stimme rau und kratzig oder versagt gleich ganz. Betroffen sind häufig Menschen, die auch beruflich viel sprechen. Dazu gehören etwa Lehrer*innen, Sprecher*innen oder Schauspieler*innen. Sind ungesunde Gewohnheiten der Grund für die Stimmprobleme, sollten Sie so früh wie möglich gegensteuern und sich je nach Ausprägung professionelle Unterstützung in Form eines Stimmtrainings suchen.
Wann mit Heiserkeit zum Arzt?
Chronisch überlastete Stimmlippen können zum ernsten Gesundheitsproblem werden: Die Stimmlippen stehen dauerhaft unter Spannung, können anschwellen und schließen irgendwann nicht mehr richtig. Schäden an besonders belasteten Stellen können sich in Form sogenannter Stimmlippenknötchen zeigen: Sie beeinträchtigen die Fähigkeit zu schwingen weiter. Werden die Knötchen rechtzeitig behandelt, sind sie reversibel – ansonsten kann eine OP notwendig sein.
Darum gilt: Leiden Sie länger als drei Wochen unter einer kratzigen Stimme oder unter wiederkehrender Stimmproblemen? Dann ist es ratsam, bei Heiserkeit Ursachen ärztlich abklären lassen. Möglicherweise steckt eine Kehlkopfentzündung dahinter. Typische Anzeichen sind Heiserkeit oder Stimmverlust, häufig in Kombination mit trockenem oder bellendem Husten. Hinter der chronischen Form kann sich auch eine Krebsvorstufe verbergen – daher sollten Sie Ihre wiederkehrende oder ständige Heiserkeit unbedingt medizinisch untersuchen lassen.
Erste Hilfe für eine heisere Stimme
Eine heisere Stimme stellt viele Betroffene vor Herausforderungen: Die Kommunikation im Alltag mit Familie und Freunden ist erschwert, telefonieren fast unmöglich. Im beruflichen Kontext wiegen die Nachteile besonders schwer. Eine heisere Stimme kann weniger souverän klingen. Sie wird womöglich als weniger durchsetzungsstark wahrgenommen. Bevor Sie vorbeugend Ihre Stimme trainieren, sollten Sie Maßnahmen gegen akute Beschwerden treffen.
SOS-Tipps gegen Heiserkeit
- Sprechen Sie so wenig wie möglich
- Schonen Sie Ihre Stimme und reden Sie leise
- Vermeiden Sie Flüstern und Räuspern, beides beansprucht die Stimme
- Atmen Sie durch die Nase
- Rauchen Sie nicht
- Sorgen Sie für feuchte Schleimhäute (inhalieren, lüften, viel trinken, Speichelfluss mit Bonbons anregen)
- Reduzieren Sie Ihren Kaffee- und Teekonsum
- Verzichten Sie auf Menthol (z.B. in Kaugummis oder Hustenbonbons) – das ätherische Öl kann die Stimmlippen reizen
Gegen Heiserkeit Hausmittel testen: 3 Ideen
Gegen eine heisere Stimme gibt es viele Hausmittel. Ihre Wirkung ist wissenschaftlich nicht belegt. Daher zählt die eigene Erfahrung, ob sich Ihre heisere Stimme durch Anwendungen wie diese beruhigen lässt:
1. Trinken Sie warmen Kräutertee – und gurgeln Sie auch damit, beispielsweise mit Salbei- oder Kamillentee. Aber Achtung: nicht zu heiß trinken, das kann zu Verletzungen in Mund und Hals führen!
2. Inhalieren Sie den warmen Dampf einer Kochsalzlösung (nicht mehr als ein Gramm Salz pro Liter).
3.Honig langsam auf der Zunge zergehen – ein Teelöffel genügt.
Stimmtraining: In 5 Schritten gute Gewohnheiten etablieren
Ziel eines Stimmtrainings ist es, Ihre Stimme zu stabilisieren und die Stimmlippen beim Sprechen nicht zu belasten. Es hat vor allem einen vorbeugenden Effekt, wenn Sie die folgenden Tipps dauerhaft in Ihren Alltag integrieren. Wenn Sie unter einer chronischen Heiserkeit leiden und ernsthafte Ursachen ärztlich ausgeschlossen sind, kann Ihnen ein Coaching zusätzlich ein tiefergehendes Verständnis vermitteln.
Als Einstieg eignen sich diese 5 Tipps:
1. Finden Sie Ihren Wohlfühlton. Wie hoch oder tief soll ich sprechen? Der Mittelweg ist für die Stimmlippen am entspanntesten. Sie schwingen dann langsam. Doch wie finden Sie diese entspannte und natürliche Stimmlage, von Logopäd*innen auch Wohlfühlton genannt? Ein zustimmender Laut, das Mmh, wenn Sie im Gespräch Ihrem Gegenüber beipflichten, ist hier eine gute Referenz. Wenn Sie in dieser Tonlage sprechen, sind Ihre Stimmlippen entspannt. Ihre Stimme wirkt authentisch und sympathisch.
2. Stimme aufwärmen gegen eine heisere Stimme. Wenn Sie sich fragen: Was kann ich für meine Stimmbänder tun? Dann sollten Sie vor Vorträgen oder Präsentationen Aufwärmübungen zu Ihrer Routine machen. Dazu genügt es, wenn sie in Ihrem Wohlfühlton die Laute mmm, www oder sss summen. Spielen Sie mit den Tonhöhen und beenden Sie Ihre kleine Routine mit einem tiefen Brummton.
3. Nehmen Sie Haltung an, Die Körperhaltung beim Sprechen ist wichtig, den sie verschafft dem Instrument Stimme den nötigen Resonanzraum. Beim Sprechen gilt es, den Brustkorb zu öffnen: geradeaus schauen, Schulterblätter leicht zusammenziehen, gerader Rücken. Im Büro gilt: Verändern Sie immer wieder mal die Sitzposition. Strecken und dehnen Sie sich während kleiner Pausen, lassen Sie die Schultern kreisen.
4. Nutzen Sie die tiefe Bauchatmung. Die tiefe Bauchatmung bewährt sich vor allem bei Vorträgen, weil die damit verbundene Aussprache souverän und entspannt wirkt. Atmen Sie in den Unterbauch. Wenn Sie Ihren Atem dorthin lenken und der Bauch sich spürbar wölbt, nutzen Sie Ihr gesamtes Lungenvolumen. Der Vorteil: Sie legen zwischen Ihren Aussagen automatisch Pausen ein und verleihen Ihren Botschaften damit mehr Gewicht.
5. Machen Sie sich locker. Um die Kehlkopfmuskulatur zu entspannen, eignet sich ein Seufzen oder Gähnen gut. Legen Sie in Sprechpausen Ihre Zunge direkt hinter den Schneidezähnen am Gaumen ab, damit Ihre Kiefermuskulatur locker bleibt: Sie ist mit dem Beckenboden verbunden. Für die Stimme dient er als Atemstütze – und spielt in Übungen zur Lautstärke der Stimme wortwörtlich eine tragende Rolle. Vom Beckenboden geht nämlich die Kraft zu sprechen aus, hier werden Lautstärke und Klang reguliert. Formen Sie die Laute stattdessen unbewusst im Kehlkopf, sprechen Sie höher und angestrengter.
Fazit: Stimmtraining stärkt Ihre Stimme – und Ihre Botschaften
Wenn Sie Ihre Stimme trainieren möchten, sollten Sie ganzheitlich vorgehen: Sie haben hier bereits erfahren, dass eine heisere Stimme in Zusammenhang mit alltäglichen Gewohnheiten stehen kann. Ihren persönlichen Wohlfühlton zu finden, ist nur einer von vielen Schritten zur starken Stimme. Am besten gelingt das mit professioneller Hilfe, zum Beispiel im Rahmen eines Online-Stimmtrainings.