In unserem cerascreen® Newsblog erklären wir Ihnen jede Woche einen Begriff oder eine wichtige Frage rund um das Coronavirus und die COVID-19-Pandemie. Heute geht es um eine mögliche Immunität.
Es ist eine der entscheidenden Fragen zur Coronavirus-Pandemie: Bin ich immun gegen das Virus, nachdem ich einmal an COVID-19 erkrankt war? Sollten Wissenschaftler diese Frage mit „Ja“ beantworten können, bedeutet das für viele eine Erleichterung: Haben Sie die Krankheit einmal durchgemacht, wären Sie dann für’s Erste vor ihr geschützt. Und Sie könnten vielleicht sogar wieder ohne große Einschränkungen nach draußen gehen.
Noch haben Forscher keine stichhaltigen Beweise für die Immunität und wie man Sie zweifelsfrei nachweisen kann. Doch Antikörper-Tests können möglicherweise einen Hinweis auf die Immunität geben – denn wer an COVID-19 erkrankt, stellt ganz bestimmte Antikörper her, die Labore im Blut nachweisen können.
Mehr erfahren: In unserem Gesundheitsportal finden Sie weitere verständlich aufbereitete Infos rund das Coronavirus und COVID-19. Über die aktuellen Entwicklungen und offiziellen Empfehlungen können Sie sich auch auf der Website des Robert-Koch-Instituts informieren.
Was bedeutet Immunität?
In einer Welt, in der es vor Viren, Bakterien und Co. nur so wimmelt, können wir Menschen nur überleben, weil wir gegen Krankheitserreger immun werden.
Das funktioniert ungefähr so: Wenn wir krank sind, merken sich die Abwehrkräfte den Erreger, zum Beispiel das Virus. Dazu stellen sie unter anderem Antikörper her. Die helfen dabei, Viren wiederzuerkennen, wenn sie erneut in den Körper gelangen. Das Immunsystem ruft dann sofort weitere Abwehrzellen auf den Plan, die den Krankheitserreger bekämpfen.
Auch eine Impfung kann eine Immunität gegen einen Erreger herstellen – sie simuliert den Prozess des Ansteckens und der Immunisierung. So stellt die Impfung die Abwehrkräfte auf den Erreger scharf, ohne dass Sie infiziert sein mussten.
Welche Folgen hat die Immunität?
Je nach Krankheitserreger sorgt die Immunität dafür, dass in Zukunft gar keine Ansteckung mehr möglich ist oder dass es zu deutlich schwächeren Verläufen kommt.
Auf COVID-19 könnte unter Umständen beides zutreffen: Einige Fachleute vermuten, dass das Coronavirus bei einer erneuten Infektion, vielleicht nach mehreren Jahren, nur noch eine einfache Erkältung auslöst [1].
Wie lange hält eine Immunität an?
Wie lange die Immunität anhält, hängt ganz vom Erreger ab. Gegen bestimmte Viren bleiben Sie Ihr Leben lang immun, wenn Sie die Krankheit einmal überstanden haben oder geimpft sind. Dazu gehören etwa Masernviren.
Bei vielen Erkältungsviren lässt die Immunität wiederum nach einiger Zeit nach. Für die Coronaviren, zu deren Familie auch das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 gehört, hält sie in der Regel zwei bis drei Jahre an. Ob diese Zeitspanne auch für COVID-19 gilt, ist allerdings nicht klar, da sich das Virus auch in vielen anderen Hinsichten von den Erkältungsviren unterscheidet.
Eine Möglichkeit, die Pandemie zu beenden, ist die Herdenimmunität. Diesen Zustand haben wir erreicht, wenn mindestens 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung eine Krankheit bereits hatten oder geimpft wurden. Dann sind so viele Menschen immun, dass das Virus beginnt, sich langsamer zu verbreiten. Ohne Impfstoff wird es bis zur Herdenimmunität gegen COVID-19 allerdings Jahre dauern, wenn wir das Gesundheitssystem nicht überlasten wollen [2].
Kann ich mich mit COVID-19 erneut anstecken?
Ob nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 eine Immunität besteht, ist in der Forschung noch nicht endgültig geklärt. Mittlerweile zeigen sich einige Wissenschaftler*innen aber optimistisch.
Beispielsweise haben Forschende aus Toronto, Kanada im Oktober eine Studie dazu veröffentlicht. Darin wiesen sie vier Monate nach der Erkrankung noch eine deutlich erhöhte Zahl von Antikörpern im Blut nach [3].
In einer weiteren aktuellen Studie aus den USA wurden fünf bis sieben Monate nach der Infektion noch Antikörper festgestellt. Diese Studie war auch relativ groß angelegt, mit Daten von fast 6.000 Corona-Betroffenen. Die Studienautor*innen halten es für möglich, dass für mindestens diese Zeitspanne auch eine Immunität gegen das Coronavirus besteht [4].
Zu einem ähnlichen Ergebnis kam auch eine US-Studie von Ende Oktober. Hier fanden die Forscher*innen fünf Monate nach der Infektion noch IgG-Antikörper, die in der Lage sein könnten, das Coronavirus zu bekämpfen [5].
Was spricht für eine Immunität nach COVID-19?
Einige Punkte sprachen schon im Frühjahr dafür, dass es eine Immunität geben könnte: Eine Studien an Affen ermittelte beispielsweise eine Immunität nach einer COVID-19-Infektion [6]. Die Infektionsforscher des Robert-Koch-Instituts halten das Risiko einer erneuten Infektion deswegen für „sehr gering“. Und der Virologe Christian Drosten äußerte im Coronavirus-Update-Podcast des NDR, dass er davon ausgehe, dass es eine Immunität gibt, die zwei Jahre oder länger anhalten könnte [1], [7].
Selbst wenn eine Immunität nach COVID-19 besteht: Unter Umständen kommt es bei einem Verlauf mit nur leichten oder keinen Symptomen nicht im gleichen Maße dazu. In Studien konnten immer wieder bei einem Teil der Corona-Betroffenen keine neutralisierenden Antikörper festgestellt werden – die Zahlen reichen hier von sechs bis 41 Prozent der Untersuchten. Auch wie langanhaltend die Immunität ist und wie gut sie schützt, könnte von Faktoren wie der Schwere der ursprünglichen Erkrankung abhängen [1].
Was spricht gegen eine Immunität nach COVID-19?
Im Frühjahr 2020 kamen in Medienberichten Zweifel an der Immunität gegen COVID-19. Studien aus China und Südkorea berichteten von Menschen, die schon als genesen galten, bei denen das Coronavirus aber anschließend noch einmal nachgewiesen wurde. Kommt es also doch bei vielen nicht zur Immunität? Das folgerten die Autorinnen und Autoren der Studien tatsächlich nicht! Ihre Vermutung war, dass das Virus in seltenen Fällen im Körper schlummern und erneut aktiv werden könnte.
Andere Experten mutmaßen, dass sich die Ergebnisse aus China und Südkorea mit den gängigen Messmethoden erklären lassen: Diese PCR-Tests weisen ziemlich zuverlässig das Erbgut des Virus in einer DNA-Probe nach, die meist im Rachenbereich entnommen wird. Doch im späten Stadium der Erkrankung befinden sich die Viren oft nicht mehr im Rachenbereich, sondern nur noch in der Lunge. Dann können PCR-Tests negativ ausfallen, obwohl die Krankheit noch nicht überstanden ist. Es könnte also sein, dass in den Studien Betroffene für gesund erklärt wurden, sie die Viren aber noch im Körper hatten – und deswegen ein späterer Test noch einmal positiv ausfiel [8], [9].
Wird es Immunitätsausweise geben?
Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat Regierungen Ende April davon abgeraten, zum jetzigen Zeitpunkt so etwas wie einen „Immunitätsausweis“ einzuführen. Es wird darüber nachgedacht, solche Ausweise an Menschen zu vergeben, die einen positiven Antikörper-Test nachweisen können.
Antikörper-Tests gelten im Moment als die zuverlässigste Methode, um festzustellen, ob bereits eine Infektion mit COVID-19 vorlag. Die Tests, die als zuverlässig gelten, sind in der Regel Blutanalysen im Labor. Ein solcher Test ist auch der cerascreen® Antikörper Test, für den Sie sich selbst zuhause eine kleine Blutprobe entnehmen und sie an ein Diagnostik-Fachlabor senden.
Der WHO zufolge fehlt es aber noch an wissenschaftlichen Beweisen dafür, dass Antikörper-Tests eine Immunität zuverlässig nachweisen können [10]. Sie verweist etwa auf eine Studie, in der nicht bei allen der untersuchten COVID-19-Patientinnen und -Patienten im Nachhinein Antikörper gemessen werden konnten [11].
Gut zu wissen: Menschen, bei denen Antikörper nachgewiesen wurden, sollten der Weltgesundheitsorganisation WHO zufolge weiter die geltenden Hygiene- und Abstandsmaßnahmen beachten [10].
Woran arbeiten die Forscher als nächstes?
Die WHO und andere Fachgesellschaften fordern nach weiteren Studien. Forschungen sollen etwa zeigen [10]:
- Wie zuverlässig die Immunität nach der Erkrankung auftritt.
- Welche weiteren Faktoren neben Antikörpern eine Rolle spielen. Hier kommt etwa die zelluläre Immunantwort in Frage, bei der bestimmte T-Zellen des Immunsystems auf Krankheitserreger anspringen.
- Wie lange die Immunität in der Regel anhält.
Quellen
[1] Robert-Koch-Institut, „Coronavirus SARS-CoV-2 - SARS-CoV-2 Steckbrief zur Coronavirus-Krankheit-2019 (COVID-19)“. https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Steckbrief.html (zugegriffen November 3, 2020).
[2] Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, „Herdenimmunität“. https://www.impfen-info.de/wissenswertes/herdenimmunitaet.html (zugegriffen Mai 05, 2020).
[3] A. S. Iyer u. a., „Persistence and decay of human antibody responses to the receptor binding domain of SARS-CoV-2 spike protein in COVID-19 patients“, Sci. Immunol., Bd. 5, Nr. 52, Okt. 2020, doi: 10.1126/sciimmunol.abe0367.
[4] T. J. Ripperger u. a., „Orthogonal SARS-CoV-2 Serological Assays Enable Surveillance of Low Prevalence Communities and Reveal Durable Humoral Immunity.“, Immunity, Okt. 2020, doi: 10.1016/j.immuni.2020.10.004.
[5] A. Wajnberg u. a., „Robust neutralizing antibodies to SARS-CoV-2 infection persist for months“, Science, Okt. 2020, doi: 10.1126/science.abd7728.
[6] L. Bao u. a., „Reinfection could not occur in SARS-CoV-2 infected rhesus macaques“, bioRxiv, S. 2020.03.13.990226, März 2020, doi: 10.1101/2020.03.13.990226.
[7] NDR, „Das Coronavirus-Update mit Christian Drosten, Folge 36: Die Rolle von Kindern ist nicht geklärt“. /nachrichten/info/36-Die-Rolle-von-Kindern-ist-nicht-geklaert,podcastcoronavirus200.html (zugegriffen Mai 04, 2020).
[8] G. Ye u. a., „Clinical characteristics of severe acute respiratory syndrome coronavirus 2 reactivation“, J Infect, März 2020, doi: 10.1016/j.jinf.2020.03.001.
[9] J. An u. a., „Clinical characteristics of the recovered COVID-19 patients with re-detectable positive RNA test“, Infectious Diseases (except HIV/AIDS), preprint, März 2020. doi: 10.1101/2020.03.26.20044222.
[10] World Health Organisation, „‚Immunity passports‘ in the context of COVID-19“. https://www.who.int/news-room/commentaries/detail/immunity-passports-in-the-context-of-covid-19 (zugegriffen Mai 05, 2020).
[11] „Neutralizing antibody responses to SARS-CoV-2 in a COVID-19 recovered patient cohort and their implications“, S. 20.