Ein Prozent der Bevölkerung muss ein Leben lang auf Brot, Pasta und süßes Gebäck verzichten. Alles, was Gluten enthält, führt bei ihr schon in kleinsten Mengen zu einer Entzündung: Die Zöliakie, eine Autoimmunerkrankung, verlangt den Betroffenen eine strenge glutenfreie Kost ab.
Ein Gramm Mehl ist mit dem Auge kaum sichtbar – und kann dennoch für Menschen mit Zöliakie schon zu viel sein. Betroffene vertragen nur zehn bis 50 Milligramm Gluten am Tag, ohne dass sich Symptome zeigen. Ein gesunder Erwachsener nimmt täglich das Tausendfache an Gluten zu sich [1]. Das Studieren der Inhaltslisten, getrennte Kochutensilien und ein stets wachsames Auge für versteckte Glutenfallen in Lebensmitteln ist für Zöliakie-Erkrankte ein Muss. Denn die Zöliakie ist eine Krankheit, bei der nur eine strikte Ernährungsumstellung zu weniger Beschwerden führt. Medikamente gibt es derzeit keine.
Neben „zuckerfrei“, „milchfrei“ und „kohlenhydratarm“ ist „glutenfrei“ zum Synonym für eine gesunde Ernährung geworden. Die Bandbreite an glutenfreien Produkten in den Supermärkten hat sich in den vergangenen Jahren vervielfacht. Zur Freude der Zöliakie-Erkrankten. Doch was steckt dahinter? Ist Gluten tatsächlich schlecht für uns und müssen wir es aus der Ernährung streichen? Welche Getreide sind glutenfrei, wo stecken die Glutenfallen und was muss ich alles über die Autoimmunerkrankung wissen?
Was ist die Zöliakie?
Die Zöliakie wird auch Glutenunverträglichkeit genannt. Es gibt keine Medikamente, die einzige Therapie ist eine lebenslange streng glutenfreie Ernährung. Und die ist schwer einzuhalten: Trotz der unangenehmen Beschwerden und dem Risiko schwerer Folgeerkrankungen schaffen es 50 bis 70 Prozent der Zöliakie-Erkrankten nicht, sich hundertprozentig glutenfrei zu ernähren [10].
Was passiert bei der Zöliakie im Körper?
Die Zöliakie, auch Sprue oder Glutenunverträglichkeit genannt, ist eine unheilbare Autoimmunerkrankung, die Entzündungen in der Darmschleimhaut verursacht. Unser Darm ist mit Falten, sogenannten Zotten, ausgekleidet. Die Zotten funktionieren ein wenig wie Fangarme. Sie ziehen Nährstoffe aus der Nahrung und schleusen sie in unseren Körper. Bei einer Zöliakie löst das Klebereiweiß Gluten Entzündungen an der Darmschleimhaut aus. Bestehen diese Entzündungen dauerhaft, bilden sich die Darmzotten zurück [13].
Gut zu wissen: Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten – am häufigsten beginnt sie zwischen dem ersten und achten und dem 20. und 50. Lebensjahr. Frauen leiden doppelt so häufig unter der Autoimmunerkrankung wie Männer [11, 12].
Zöliakie-Erkrankte leiden häufig an Nährstoffmangel und Vitaminmangel, da der geschädigte Darm die Vitamine und Mineralien aus der Nahrung schlechter aufnehmen kann. Die gestörte Nährstoffaufnahme kann zu Folgeerkrankungen führen, wie Gewichtsverlust, Knochenschmerzen bis hin zur Osteoporose und starkem Nährstoffmangel [14]. Je nach Schwere der Krankheit tritt zusätzlich häufig eine Laktoseintoleranz und/oder eine Fructoseunverträglichkeit auf.
Sind Sie von Zöliakie betroffen, sollten Sie Ihre Nährstoffversorgung besonders im Blick haben. Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten empfiehlt, auf folgende Werte zu achten [15]:
- Eisen (Ferritin)
- Vitamin B12 (im Blut)
- Zink
- TSH-Hormon (die Schilddrüse betreffend) und
- Vitamin D (25-OH-Cholecalciferol).
Wie entsteht die Zöliakie?
Bis jetzt gibt es nur Theorien: Erbliche Faktoren, Infektionen in den ersten vier Lebenswochen, geringes Geburtsgewicht, mütterliches Rauchen während der Schwangerschaft und Kaiserschnitt können das Risiko einer Zöliakie erhöhen. Ernährung und Umweltfaktoren scheinen die Entwicklung der Krankheit ebenfalls zu beeinflussen - inwiefern, ist bislang nicht vollständig geklärt [12].
Wussten Sie, dass die Deutsche Gesellschaft für Kinderheilkunde glutenhaltige Lebensmittel für Säuglinge erst ab dem 4. Lebensmonat empfiehlt [16]?
Was ist Gluten?
Gluten ist ein Klebereiweiß, das für die Elastizität von Getreide (wie Weizen, Gerste und Roggen) verantwortlich ist. Ohne Gluten könnten wir keinen Teig herstellen. Es wird auch häufig zu anderen Lebensmitteln wie Salatsoßen, Würzmitteln und Wurstwaren hinzugefügt, um ihre Stabilität und Struktur zu verbessern. Weizen hat den höchsten Glutengehalt [4].
Tabelle: Welches Getreide enthält Gluten?
Glutenhaltige Lebensmittel (von Natur aus) [5] |
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Getreidesorten |
Weizen, Dinkel, Roggen, Gerste, Grünkern, Triticale (Weizen-Roggen-Kreuzung), Kamut, Einkorn |
Aus Getreide hergestellte Lebensmittel |
Mehl, Grieß, Graupen, Stärke, Flocken, Paniermehl, Teigwaren |
Was sind Symptome einer Zöliakie?
Bei Menschen mit einer Zöliakie treten folgende Symptome auf, wenn sie glutenhaltige Nahrungsmittel essen [14]:
- fettige Durchfälle, Verstopfung, Bauchschmerzen, Erbrechen, Blähungen
- Krankheitsgefühl, Leistungsschwäche
- Appetitlosigkeit oder starke Hungergefühle.
Lesen Sie in unserem Gesundheitsportal noch mehr über die Symptome der Zöliakie.
Gut zu wissen: Die Beschwerden einer Zöliakie treten nicht zwangsläufig direkt nach einer glutenhaltigen Mahlzeit auf. Das bedeutet aber keineswegs, dass die glutenfreie Ernährung aufgegeben werden darf. Die unspezifischen Symptome und die spät eintretenden spürbaren (!) Beschwerden – manchmal sogar erst nach Jahren – erschweren das Erkennen der Krankheit zunehmend [12].
Was tun bei Zöliakie?
Haben Sie die Diagnose „Zöliakie“ erhalten, ist eine dauerhafte glutenfreie Ernährung der einzige Weg, um die Entzündungen im Darm einzudämmen. Die Darmschleimhaut kann sich ohne Gluten wieder erholen und die Beschwerden nehmen ab – bis hin zur Beschwerdefreiheit. Eine Heilung der Krankheit ist nicht möglich: Das Immunsystem besitzt sogenannte Gedächtniszellen, die bei glutenhaltigen Lebensmitteln immer wieder eine Entzündung auslösen [12].
Acht Alltagstipps für eine sichere glutenfreie Ernährung [5]
- Reinigen Sie Arbeitsflächen, Back- und Kochutensilien gründlich
- Verwenden Sie Kochlöffel und Schneidebretter aus Kunststoff
- Nutzen Sie separate Toaster/Toastertaschen
- Benutzen Sie eine eigene Fritteuse
- Halten Sie Spül-, Hand- und Geschirrtücher frei von Mehlspuren
- Überprüfen Sie immer die Zutatenliste von verarbeiteten Produkten
- Bevorzugen Sie verpackte Lebensmittel
- Backen Sie Brot am besten selbst
Wurde bei Ihnen eine Zöliakie diagnostiziert und benötigen Sie Hilfe bei der Ernährungsumstellung? Lassen Sie sich von qualifizierten Ernährungsfachkräften beraten. Bei einem Ernährungscoaching für Allergien und Unverträglichkeiten bekommen Sie alle wichtigen Informationen und die richtige Unterstützung!
Zöliakie und erhöhtes Krebsrisiko?
Berichten zufolge ist eine Zöliakie mit einem erhöhten Krebsrisiko verbunden, besonders im Verdauungs-Trakt, der Speiseröhre und im Darm [17]. Das liegt an der dauerhaft entzündeten Darmschleimhaut, die zu abnormalen Veränderungen der Zellen führen kann. Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass eine streng glutenfreie Ernährung das Krebsrisiko wieder normalisiert. Bei glutenfreier Ernährung besteht somit kein erhöhtes Risiko [14].
Übrigens: Eine Zöliakie sollte niemals unbehandelt bleiben, sondern frühzeitig entdeckt und therapiert werden. Es empfehlen sich regelmäßige Krebsvorsorgeuntersuchungen, um mögliche Veränderungen von Zellen frühzeitig zu erkennen [10].
Zöliakie - Test und Diagnose
Wenn Sie den Verdacht hegen, Sie könnten unter einer Zöliakie leiden, sollten Sie einen Zöliakie-Test machen, bevor Sie Ihre Ernährung auf glutenfrei umstellen. Bei einem solchen Test werden Antikörper im Blut bestimmt, die sogenannten Gewebs-Transglutaminase-IgA (tTG-IgG)- und Endomysium-IgA-Antikörper. Wird eine erhöhte Zahl von Antikörpern nachgewiesen, führt Ihr Arzt oder Ihre Ärztin anschließend eine sogenannte Dünndarmbiopsie durch. Dabei wird eine Gewebeprobe entnommen – die gibt Ihnen eine endgültige Absicherung [15].
Wichtig: Die Antikörper-Bestimmung funktioniert nur, wenn Sie sich noch glutenhaltig ernähren. Wenn Sie bereits eine glutenfreie Kost begonnen haben, sollten Sie vor einem Test eine Glutenbelastung durchführen, also über wenige Wochen geringe Mengen Gluten verzehren [15].
Ärzt*innen-Leitlinien weisen darauf hin, dass es für die Diagnose einer Zöliakie keinen einzelnen beweisenden Test gibt. Es sind die drei Schritte Anamnese (Krankengeschichte), Antikörperbestimmung und Dünndarmbiopsie notwendig, um von einer diagnostizierten Zöliakie sprechen zu können [18–20]. Folgende Tests sind zur Diagnostik der Zöliakie nicht geeignet und sollen nicht verwendet werden: Antikörper gegen natives Gliadin, Speichel- und Stuhltests [15].
Beschwerden, aber keine diagnostizierte Zöliakie?
Ergeben die Tests keine Zöliakie, die Beschwerden bleiben aber bestehen, kommen eine Nicht-Zöliakie-Weizensensitivität und eine Weizenallergie in Frage. Beides sind Erkrankungen, die in Zusammenhang mit Gluten stehen.
Eine Nicht-Zöliakie-Weizensensitivität, auch Gluten-Intoleranz genannt, beschreibt eine Unverträglichkeit auf Weizen. Sie betrifft die Menschen, die keine diagnostizierte Zöliakie und Weizenallergie haben, aber dennoch starke Reaktionen auf Weizen zeigen. Ob diese Form von Unverträglichkeit tatsächlich existiert, konnte bisher von der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI) nicht eindeutig festgestellt werden [8].
Gut zu wissen: Eine Studie aus Norwegen untersuchte 20 Menschen, die glaubten, an einer Nicht-Zöliakie-Weizensensitivität zu leiden. Nur bei vier Teilnehmern konnte die Diagnose Nicht-Zöliakie-Weizensensitivität bestätigt werden. Bei den übrigen Teilnehmern vermuteten die Forscher andere Bestandteile der Nahrung als Verursacher der Symptome [21].
Eine weitere mögliche Erklärung ist die seltene Weizenallergie. Sie ist eine Allergie auf Weizen (IgE-vermittelte Immunreaktion) im klassischen Sinne und betrifft nur rund 0,1 Prozent der Bevölkerung [22].
Glutenfreie Ernährung – Fakten und Mythen
Das Angebot an glutenfreien Broten, Nudeln und Frühstücksflocken wächst ständig. Das erweckt den Eindruck, dass entweder die Zahl der Glutensensiblen stark ansteigt oder die Lebensmittelindustrie es geschafft hat, den neuesten Ernährungstrend zu erschaffen. Denn auch die Umsatzzahlen glutenfreier Produkte in Deutschland steigen jährlich an.
Nach aktuellen Einschätzungen nehmen glutenbedingte Störungen tatsächlich zu – insbesondere steigt die Zahl der Zöliakie-Erkrankten. Wir Menschen essen seit tausenden von Jahren Getreide. Also erscheint es seltsam, dass es uns erst seit den letzten Jahrzehnten Probleme bereitet.
Einige Expert*innen denken, dass die Veränderungen des Getreides, insbesondere des Weizens, schuld ist. Die Varianten, die wir heutzutage essen, sind so gezüchtet, dass sie ein Vielfaches des Glutens enthalten, das im Urkorn steckte [2].
Andere stellen die populäre These auf, dass unsere Darmgesundheit durch einen Mangel an „guten“ Bakterien aus dem Gleichgewicht gerät. Darm und Immunsystem spielen demnach verrückt und die Zahl der Allergien und anderer Nahrungsmittelunverträglichkeiten steigt. Verursacht werde das durch unsere „Hygienemaßnahmen“ im Alltag sowie die Einnahme von Antibiotika, die die Bakterienbesiedlung im Darm verändern [3].
Wie gesund ist glutenfreie Ernährung wirklich?
Der Verzicht auf Gluten ist für viele ein Symbol für eine gesündere Ernährung geworden. Doch die meisten Menschen nehmen den Großteil ihrer nötigen Ballaststoffe und Vitamine über glutenhaltige Getreideprodukte zu sich. Schaut man auf die Inhaltsliste glutenfreier Getreideprodukte, stellt man fest, dass viele aus nährstoffarmem und raffiniertem Getreide und weißem Reismehl, Mais, Stärke, Kartoffelstärke oder Tapiokastärke hergestellt werden. Manche glutenfreien Produkte werden zwar mit Ballaststoffen und Vitaminen angereichert, sind dann aber auch teuer [6].
Einzelne Inhaltsstoffe im Vergleich bei glutenfreien und glutenhaltigem Mehl
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Ballaststoff- gehalt |
Mineral- stoffe |
Vitamin B1, B2, B6 |
Reismehl |
/ |
0,6 g |
290 µg |
Weizenmehl (Typ 550) |
4,3 g |
0,5 g |
210 µg |
Dinkelvollkorn-mehl |
8,4 g |
1,9 g |
775 µg |
Quelle: Lebensmitteltabelle für die Praxis (2011)
Achtung: Menschen, die ohne Rücksprache mit Expert*innen ihre Ernährung aufgrund von Magen-Darm-Beschwerden oder ähnlichem auf glutenfrei umstellen, übersehen dadurch eventuell die Symptome andere Erkrankungen, die den Magen-Darm-Trakt betreffen. Wie etwa Morbus Crohn, der ebenfalls das Verdauungssystem betrifft, jedoch anders behandelt werden muss.
Höhere Schwermetallbelastung durch glutenfreie Ernährung
Reis, eine gängige glutenarme Beilage, kann sehr viel Arsen und Quecksilber enthalten – Schwermetalle, die in großen Mengen schädlich sind. Daher sollten Sie die Auswahl glutenfreier Getreide nutzen und Reis nur als gelegentlichen Kohlenhydratersatz sehen [7]. Eine Studie aus Minnesota wertete Daten der Nationalen Erhebung über Gesundheit und Ernährung (NHANES) von 2009 bis 2012 aus und kam zu dem Ergebnis: Personen, die sich glutenfrei ernähren, haben eine deutlich höhere Gesamt-Arsen-, Quecksilber-, Blei- und Cadmium-Belastung im Vergleich zu den Personen, die Gluten nicht meiden [7].
Tipp: Lesen Sie in unserem Gesundheitsportal alles über Schwermetallvergiftung im Allgemeinen sowie über Arsenvergiftung und Quecksilbervergiftung.
Wann macht eine glutenfreie Ernährung Sinn?
Eine glutenfreie Ernährung macht in der Regel erst dann Sinn, wenn eine Zöliakie diagnostiziert wurde. Ist dies nicht der Fall und Sie haben dennoch Verdauungsprobleme – besonders nach dem Verzehr glutenhaltiger Lebensmittel – sollten Sie eine sogenannte Auslassdiät (Eliminationsdiät) in Betracht ziehen. Unter ärztlicher Aufsicht können Sie mit der Diät feststellen, ob eine glutenfreie Ernährung langfristig helfen könnte. Allergien, wie eine Weizenallergie, können aber auch der Verursacher Ihrer Beschwerden sein.
Ein genereller Verzicht auf Gluten hat für gesunde Menschen keinen Vorteil. Dieser Mythos hält sich hartnäckig, da einige Menschen über eine bessere allgemeine Gesundheit berichteten, nachdem sie ihre Ernährung auf glutenfrei umgestellt haben. Möglicherweise fühlt man sich für eine Weile besser – aber das muss nicht am Gluten liegen: Durch die Umstellung fällt unter anderem auch viel ungesundes Gebäck weg [7].
Gut zu wissen: Ein Positionspapier der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie spricht sich gegen eine glutenfreie Kost aus, wenn sie nicht medizinisch begründet ist [8].
Was ist eine glutenfreie Ernährung?
Glutenfrei essen ist für den einen eine Lebenseinstellung, für Zöliakie-Erkrankte eine lebenslange Notwendigkeit. 10 bis 50 Milligramm Gluten am Tag werden von Betroffenen meist symptomfrei toleriert. Zum Vergleich: Eine Scheibe Brot enthält etwa ein Gramm Gluten, ein gesunder Erwachsener nimmt täglich rund 13 Gramm Gluten zu sich [1].
Gut zu wissen: Lebensmittel mit dem Aufdruck „glutenfrei“ dürfen maximal 20 Milligramm Gluten pro Kilogramm Produkt enthalten. Dieser Wert gilt EU-weit.
Welche Lebensmittel sind glutenfrei?
Glutenfreie Lebensmittel [5] |
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Von Natur aus und in unverarbeitetem Zustand |
Obst und Gemüse; Kartoffeln; Salate; Milch und Milchprodukte; Öle, Butter; Fleisch, Fisch, Tofu und Meeresfrüchte; Zucker, Honig, Konfitüre, Marmelade, Ahornsirup; Nüsse, Kastanien und Hülsenfrüchte; reine Gewürze und Kräuter; Eier |
Getreidesorten |
Reis, Mais, Wildreis, Amaranth, Quinoa, Hirse, Goldhirse, nicht kontaminierter Hafer und Buchweizen |
Glutenfreies Mehl aus Mandeln, Buchweizen, Amaranth, Kichererbsen und Reis:
Sind Haferflocken glutenfrei?
Hafer und die daraus hergestellten Haferflocken sind von Natur aus glutenfrei. Dennoch birgt das Getreide Gefahren für Zöliakie-Erkrankte. Durch den Anbau und die Verarbeitung von Hafer kommt es häufig mit anderen glutenhaltigen Getreidesorten in Berührung und kann somit Rückstände enthalten. Diese Rückstände stellen allerdings nur für Menschen mit Zöliakie ein Problem dar. Betroffene können auf den Aufdruck "glutenfrei" achten - Produkte mit diesem Aufdruck dürfen auch keine Spuren von Gluten enthalten [9].
Versteckte Glutenfallen im Essen
Tabelle: Lebensmittel, die Gluten enthalten können[5] |
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· Fertigsuppen, gebundenen Soßen · Fertiggerichte · Pommes frites, Kroketten, Kartoffelpuffer · Pudding · Nuss-Nougat-Cremes · Milchprodukte mit Frucht · Trockenobst · Schmelz-, Schimmel- und Kräuterkäse |
· Süßigkeiten, Chips, Flips und Co. · Light-Produkte · Kaffeeersatzgetränke · Gewürzmischungen · Ketchup, Senf · Medikamente · Bier
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Vorsicht bei Sushi! Es können glutenhaltige Zutaten (z.B. Surimi, Wasabizubereitung, Sushi-Essig, Sojasoße) im Sushi enthalten sein. Die als Vorspeise servierte Miso-Suppe kann fermentierte Gerste enthalten. Fragen Sie in der Küche nach [5].
Vorsicht bei Frittiertem, wie Pommes frites! In der Fritteuse können sich Rückstände von glutenhaltigen Lebensmitteln befinden. Fragen Sie auch hier in der Küche nach, ob eine separate Fritteuse verwendet wird [5].
Vorsicht bei Couscous und Bulgur! Der vorgegarte Grieß besteht in Deutschland oftmals aus Weizen [5].
Zöliakie und glutenfreie Ernährung: Auf einen Blick
Was ist eine Zöliakie?
Die Zöliakie ist eine Autoimmunerkankung, bei der es zu Entzündungen in der Darmschleimhaut kommt, sobald glutenhaltige Produkte gegessen werden.
Was ist Gluten?
Gluten ist ein Klebereiweiß, das in Getreide (wie Weizen, Gerste und Roggen) vorkommt und für die Elastizität der Lebensmittel und deren zähe Textur verantwortlich ist.
Was ist eine glutenfreie Ernährung?
Eine Beschwerdefreiheit kann nur durch eine strenge, lebenslange glutenfreie Kost erreicht werden. Industriell hergestellte glutenfreie Produkte enthalten oft nährstoffarme und raffinierte Getreidesorten. Daher sollten Betroffene Gebrauch von Lebensmitteln machen, die von Natur aus glutenfrei sind.
Bei Menschen ohne Zöliakie oder Weizenallergie hat eine glutenarme Kost keinen gesundheitlichen Vorteil.
Was sind die Risiken einer Zöliakie?
Aufgrund der beschädigten Darmschleimhaut leiden Zöliakie-Erkrankte häufig an Nährstoffmangel und Intoleranzen. Bleibt die Zöliakie unbehandelt, sind Folgeerkrankungen möglich.
Wie wird eine Zöliakie diagnostiziert?
Die drei Schritte, um eine Zöliakie zu diagnostizieren, sind: Anamnese, Messung von Antikörpern und eine Dünndarmbiopsie.
Quellen
[1] Schek, Alexander., Ernährungslehre kompakt. Sulzbach im Taunus : Umschau Zeitschriftenverlag GmbH, 2013. .
[2] „Interview - Univ. Prof. Harald Vogelsang - Glutensensitivität - Gluten - Weizen - Zöliakie“. http://www.aerztezeitung.at/archiv/oeaez-2014/oeaez-12-25012014/interview-univ-prof-harald-vogelsang-glutensensitivitaet-gluten-weizen-zoeliakie.html (zugegriffen Okt. 16, 2018).
[3] E. Nistal u. a., „Differences in faecal bacteria populations and faecal bacteria metabolism in healthy adults and celiac disease patients“, Biochimie, Bd. 94, Nr. 8, S. 1724–1729, Aug. 2012, doi: 10.1016/j.biochi.2012.03.025.
[4] F. Massholder, „Gluten: Lebensmittelinhaltsstoffe: Definition, Warenkunde, Lebensmittelkunde“. https://www.lebensmittellexikon.de/k0000210.php (zugegriffen Okt. 01, 2018).
[5] „DZG - Übersicht zur Auswahl glutenfreier Lebensmittel“. https://www.dzg-online.de/uebersicht-zur-auswahl-glutenfreier-lebensmittel.963.0.html (zugegriffen Okt. 02, 2018).
[6] B. Vasagar und M. Leonard, „US perspective on gluten-related diseases“, Clinical and Experimental Gastroenterology, S. 25, Jan. 2014, doi: 10.2147/CEG.S54567.
[7] S. L. Raehsler, R. S. Choung, E. V. Marietta, und J. A. Murray, „Accumulation of Heavy Metals in People on a Gluten-Free Diet“, Clin. Gastroenterol. Hepatol., Bd. 16, Nr. 2, S. 244–251, Feb. 2018, doi: 10.1016/j.cgh.2017.01.034.
[8] „Nicht-Zöliakie-Gluten-Überempfindlichkeit: Unklare Ätiologie und fehlende Diagnosekriterien“. Zugegriffen: Okt. 11, 2018. [Online]. Verfügbar unter: https://www.ernaehrungs-umschau.de/fileadmin/Ernaehrungs-Umschau/pdfs/pdf_2018/09_18/EU09_2018_M483.pdf.
[9] „hafer_in_der_glutenfreien_ern__hrung_faq_1.pdf“. Zugegriffen: Okt. 02, 2018. [Online]. Verfügbar unter: https://www.dzg-online.de/files/hafer_in_der_glutenfreien_ern__hrung_faq_1.pdf.
[10] G. Rogler und C. P. Braegger, „Klinische und epidemiologische Aspekte der Zöliakie“. Rosenfluh, 2010, doi: 10.5167/uzh-42823.
[11] D. L. Jacobson, S. J. Gange, N. R. Rose, und N. M. Graham, „Epidemiology and estimated population burden of selected autoimmune diseases in the United States“, Clin. Immunol. Immunopathol., Bd. 84, Nr. 3, S. 223–243, Sep. 1997.
[12] „DZG - Das Krankheitsbild“. https://www.dzg-online.de/das-krankheitsbild.364.0.html (zugegriffen Sep. 27, 2018).
[13] C. Schäfer, „Krankheit mit vielen Gesichtern“, S. 4.
[14] „The National Institutes of Health (NIH) Consensus Development Program: NIH Consensus Development Conference on Celiac Disease“. https://consensus.nih.gov/2004/2004CeliacDisease118html.htm (zugegriffen Okt. 09, 2018).
[15] J. Felber u. a., „Ergebnisse einer S2k-Konsensuskonferenz der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselerkrankungen (DGVS) gemeinsam mit der Deutschen Zöliakie-Gesellschaft (DZG) zur Zöliakie, Weizenallergie und Weizensensitivität“, Zeitschrift für Gastroenterologie, Bd. 52, Nr. 07, S. 711–743, Juli 2014, doi: 10.1055/s-0034-1366687.
[16] H. Kasper, Ernährungsmedizin und Diätetik, 12. Aufl. Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2014.
[17] Y. Han, W. Chen, P. Li, und J. Ye, „Association Between Coeliac Disease and Risk of Any Malignancy and Gastrointestinal Malignancy: A Meta-Analysis“, Medicine (Baltimore), Bd. 94, Nr. 38, S. e1612, Sep. 2015, doi: 10.1097/MD.0000000000001612.
[18] S. Husby u. a., „European Society for Pediatric Gastroenterology, Hepatology, and Nutrition Guidelines for the Diagnosis of Coeliac Disease“:, Journal of Pediatric Gastroenterology and Nutrition, Bd. 54, Nr. 1, S. 136–160, Jan. 2012, doi: 10.1097/MPG.0b013e31821a23d0.
[19] A. Rubio-Tapia, I. D. Hill, C. P. Kelly, A. H. Calderwood, und J. A. Murray, „ACG Clinical Guidelines: Diagnosis and Management of Celiac Disease“, The American Journal of Gastroenterology, Bd. 108, Nr. 5, S. 656–676, Mai 2013, doi: 10.1038/ajg.2013.79.
[20] A. Fasano und C. Catassi, „Celiac Disease“, New England Journal of Medicine, Bd. 367, Nr. 25, S. 2419–2426, Dez. 2012, doi: 10.1056/NEJMcp1113994.
[21] H. F. Dale, J. G. Hatlebakk, N. Hovdenak, S. O. Ystad, und G. A. Lied, „The effect of a controlled gluten challenge in a group of patients with suspected non‐coeliac gluten sensitivity: A randomized, double‐blind placebo‐controlled challenge“, Neurogastroenterology & Motility, Bd. 30, Nr. 8, Aug. 2018, doi: 10.1111/nmo.13332.
[22] M. Pietzak, „Celiac Disease, Wheat Allergy, and Gluten Sensitivity: When Gluten Free Is Not a Fad“, Journal of Parenteral and Enteral Nutrition, Bd. 36, Nr. 1_suppl, S. 68S-75S, Jan. 2012, doi: 10.1177/0148607111426276.