Viele Menschen vermeiden den Blick auf die Waage, weil sie fürchten, Gewicht zugenommen zu haben. Auf der anderen Seite leiden viele Menschen unter ihrem Untergewicht und versuchen vergeblich, zuzunehmen. Oder sie wundern sich über einen plötzlichen und ungewollten Gewichtsverlust. Hinter Untergewicht können viele verschiedene Ursachen stecken – manchmal ist es ein Zeichen unseres Körpers dafür, dass ihm etwas fehlt.
Untergewicht: Überblick
- Per Definition spricht man ab einem Body-Mass-Index unter 18,5 von Untergewicht.
- Untergewicht kann viele verschiedene Ursachen haben. Während der Stoffwechsel von einigen Menschen wegen ihrer Gene einfach schneller läuft als bei anderen, sind es bei manchen Lebensmittelunverträglichkeiten, die zu Untergewicht führen. Auch chronisch-entzündliche Darmerkrankungen oder psychische Erkrankungen sorgen in manchen Fällen für einen ungewollten Gewichtsverlust.
- Bei der Behandlung von Untergewicht ist es wichtig, zu Beginn die Ursache des Untergewichts herauszufinden, um einen passenden Weg zu finden, wieder an Gewicht zuzunehmen.
- Auch wenn Sie versuchen, Gewicht zuzunehmen, sollten Sie auf eine ausgewogene Ernährung achten und sich an Lebensmittel halten, die reich an Kalorien und Nährstoffen sind.
Ab wann spricht man von Untergewicht?
Mit dem Body-Mass-Index (BMI) lässt sich abschätzen, ob jemand Über- oder Untergewicht hat. Der BMI wird berechnet aus dem Körpergewicht in Kilogramm zum Quadrat der Körpergröße in Meter. Liegt der BMI unter einem Wert von 18,5, spricht man von Untergewicht [1].
Welche Ursachen können hinter Untergewicht stecken?
Es gibt viele mögliche Gründe für Untergewicht. Obwohl nicht alle Ursachen bedrohlich sind, sollten Sie sich an Ihren Hausarzt oder Ihre Hausärztin wenden, wenn Sie kein Gewicht zunehmen können.
Veranlagung
Beim Thema Gewicht spielt die Veranlagung eine Rolle. Ein langsamer Stoffwechsel kann Menschen, die abnehmen möchten, einen Strich durch die Rechnung machen und den Prozess deutlich verlängern. Andererseits haben Menschen mit einem besonders schnellen Stoffwechsel genau mit dem Gegenteil zu kämpfen – ihnen fällt es oft schwer, nicht abzunehmen [2] [3].
Doch ein schneller Stoffwechsel alleine ist noch kein Grund zur Sorge. Sie können trotzdem genügend Kalorien zu sich nehmen und Ihren Körper durch eine ausgewogene Ernährung mit den notwendigen Vitaminen, Nährstoffen und anderen notwendigen Nährstoffen versorgen. Problematisch wird es erst dann, wenn Sie sich zu wenig Energie und Nährstoffe zuführen und so im Laufe der Zeit eine Mangelernährung entsteht.
Lebensmittelunverträglichkeiten
Unerkannte Lebensmittelunverträglichkeiten sorgen in vielen Fällen dafür, dass Menschen untergewichtig werden und nur schwer zunehmen können. Typische Symptome von Lebensmittelunverträglichkeiten sind [4]:
- Ein Blähbauch nach dem Essen
- Übelkeit
- Durchfall
- Magenschmerzen
Durch diese Symptome vergeht vielen Betroffenen die Lust und Freude am Essen. Wird die Ernährung so zu einem notwendigen Übel, essen Menschen oft zu wenig. Außerdem sorgt Durchfall häufig dafür, dass die Nährstoffe aus dem Essen nicht mehr richtig vom Körper aufgenommen werden können, wodurch es häufig zusätzlich zu Nährstoffmängeln kommt.
Grundsätzlich sind Lebensmittelunverträglichkeiten nicht gefährlich, solange sie bekannt sind und Betroffene vorerst auf die jeweiligen Lebensmittel verzichten. Zu den häufigsten Unverträglichkeiten gehören die Laktoseintoleranz und die Fructoseunverträglichkeit.
Zöliakie
Bei der Zöliakie handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, die Entzündungen der Darmschleimhaut verursacht. Genauer gesagt werden diese Entzündungen durch das Klebeeiweiß Gluten ausgelöst, das von Natur aus in Getreidesorten wie Weizen, Dinkel und Roggen vorkommt. Ist die Darmschleimhaut dauerhaft entzündet, bilden sich die Darmzotten zurück. Ohne diese Darmzotten können die Nährstoffe aus der Nahrung nicht mehr weiter in den Körper transportiert werden. Als Folge daraus entstehen Mangelzustände und das Risiko für Folgeerkrankungen erhöht sich [5].
Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)
Bei einer Schilddrüsenüberfunktion produziert die Schilddrüse zu viele Schilddrüsenhormone. Dieses Ungleichgewicht kann verschiedene Prozesse im Körper durcheinanderbringen, beispielsweise Herzschlag, Blutdruck und Stoffwechsel [6].
Gerät durch eine Schilddrüsenüberfunktion den Stoffwechsel aus dem Gleichgewicht, kommt es häufig dazu, dass Betroffene an Gewicht verlieren und ins Untergewicht rutschen. Grund dafür: Der Überschuss an Hormonen kurbelt den Stoffwechsel an und erhöht somit den Energieverbrauch. Führen wir dem Körper dann weiter die gewohnte Menge an Nahrung zu, reicht das meistens nicht aus. Das dauerhafte Kaloriendefizit kann zu Untergewicht führen.
Chronisch-entzündliche Darmkrankheiten
Das wohl häufigstes Symptom bei chronisch-entzündlichen Darmkrankheiten ist Durchfall.
Menschen, die an Morbus Crohn oder Colitis Ulcerosa erkrankt sind, kämpfen oft mit Untergewicht. Dafür gibt es mehrere Gründe. Durch anhaltende Übelkeit, starke Schmerzen und Durchfall vergeht einigen Betroffenen die Freude und Lust am Essen und sie leiden unter anhaltender Appetitlosigkeit. Durch den ständigen Durchfall passiert es außerdem häufig, dass der Körper nicht ausreichend mit Nährstoffen versorgt wird [7].
Psychische Erkrankungen
Untergewicht ist in vielen Fällen auch die Folge von psychischen Erkrankungen. Häufig sorgen Depressionen oder Angststörungen dafür, dass Betroffene einerseits unter Appetitlosigkeit leiden und ihnen gleichzeitig die Kraft fehlt etwas zu essen. Bei psychischen Erkrankungen wie Anorexie oder Bulimie haben Betroffene häufig Angst davor, Gewicht zuzunehmen und essen bewusst wenig. Durch das dauerhafte Kaloriendefizit verlieren sie in kurzer Zeit viel Gewicht und werden untergewichtig [8].
Im Falle einer psychischen Erkrankung sollten Sie in jedem Fall mit Ihren Ärzt*innen sprechen, um gemeinsam die passende Behandlung zu finden.
Welche Folgen hat Untergewicht?
Untergewicht ist eine große Belastung für unseren Körper und erhöht das Risiko für verschieden Erkrankungen.
Bei leichtem Untergewicht sind die Folgen meistens weniger auffällig und spürbar. Betroffene sind in der Regel schneller müde, abgeschlagen und antriebslos [9].
Meistens geht Untergewicht mit einer mangelnden Nährstoffversorgung einher. Dadurch kann es unter anderem zu Eisen-, Magnesium- und Calciummangel kommen. Typische Mangelerscheinungen wie eingerissenen Mundwinkeln, Infektanfälligkeit oder trockener Haut sind keine Seltenheit.
Außerdem gilt Untergewicht als Risikofaktor für Osteoporose, also Knochenschwund. Der Grund dafür: Untergewichtige Personen haben eine geringere Knochendichte. Auch hierbei spielt die mangelnde Nährstoffversorgung eine Rolle. Für einen gut funktionierenden Knochenstoffwechsel benötigt der Körper genügend Calcium, das wir idealerweise über die Nahrung aufnehmen [10].
Starkes Untergewicht kann bei Frauen auch dafür sorgen, dass die Periode ausbleibt. Das liegt daran, dass der Körper ab einem bestimmten Gewicht nicht mehr genügend Hormone produziert, die den Eisprung auslösen und für einen normalen Menstruationszyklus sorgen [11].
Wie wird Untergewicht behandelt?
Die Behandlung von Untergewicht hängt von der genauen Ursache Untergewichts ab. Handelt es sich um Lebensmittelunverträglichkeiten, Veranlagung, eine Stoffwechselerkrankung, eine chronisch-entzündliche Darmerkrankungen oder eine psychische Erkrankung.
Außerdem ordnen Mediziner*innen Untergewicht zwei verschiedenen Formen zu.
Handelt es sich um sekundäres Untergewicht, steckt dahinter eine Krankheit oder die Nebenwirkung eines Medikaments. Behandeln Sie diese anderen Probleme gemeinsam mit Ihren Ärzt*innen, hilft das in vielen Fällen auch gegen das Untergewicht.
Von primären Untergewicht ist die Rede, wenn Menschen keine zusätzliche Erkrankung haben und Gewicht zunehmen wollen. Ziel der Behandlung ist es hier, das bestehende Energiedefizit mit einer Ernährungsumstellung auszugleichen. In schweren Fällen werden Betroffenen Nährstoffe über eine Nasensonde oder eine Infusion zugeführt [12] .
Wie Sie gesund Gewicht zunehmen können
Genau wie beim Abnehmen benötigen Sie beim Zunehmen viel Geduld. Gemeinsam mit Expert*innen sollten Sie einen Ernährungsplan aufstellen, durch den Sie Schritt für Schritt mehr Kalorien zu sich nehmen. Wichtig hierbei: Es geht nicht nur um die Menge an Kalorien, sondern auch darum, Ihren Körper mit genügend wertvollen Nährstoffen zu versorgen.
Lebensmittel mit einer hohen Kaloriendichte wie Nüsse bieten eine gute Möglichkeit, mehr Kalorien zu sich zu nehmen und dem Körper gleichzeitig etwas Gutes zu tun. Vielen Fällt es auch leichter, die benötigten Kalorien über Getränke aufzunehmen. Hierfür eignen sich Säfte oder Smoothies besonders gut.
Außerdem kann es hilfreich sein, darauf zu achten, wann Sie trinken. Idealerweise sollten Sie etwa 30 Minuten vor einer Mahlzeit nichts mehr trinken, um den Magen nicht mit Flüssigkeit zu füllen und damit ein Sättigungsgefühl hervorzurufen [13] [14].
Quellen
[1] „Body-Mass-Index: Was kann er und was nicht?“, Verbraucherzentrale.de. https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/schlankheitsmittel-und-diaeten/bodymassindex-was-kann-er-und-was-nicht-10441 (zugegriffen 7. Dezember 2022).
[2] #author.fullName}, „Underweight? You may have skinny genes“, New Scientist. https://www.newscientist.com/article/dn20852-underweight-you-may-have-skinny-genes/ (zugegriffen 7. Dezember 2022).
[3] S. Boseley und S. B. H. editor, „Thinness and obesity: it’s in the genes“, The Guardian, 24. Januar 2019. Zugegriffen: 7. Dezember 2022. [Online]. Verfügbar unter: https://www.theguardian.com/society/2019/jan/24/thinness-and-obesity-its-in-the-genes
[4] C. J. Tuck, J. R. Biesiekierski, P. Schmid-Grendelmeier, und D. Pohl, „Food Intolerances“, Nutrients, Bd. 11, Nr. 7, S. 1684, Juli 2019, doi: 10.3390/nu11071684.
[5] C. Schäfer, „Krankheit mit vielen Gesichtern“, S. 4.
[6] „Hyperthyroidism“, American Thyroid Association. https://www.thyroid.org/hyperthyroidism/ (zugegriffen 27. November 2020).
[7] „Morbus Crohn und Colitis ulcerosa: Ursachen und Symptome“, Gesundheitsportal. https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/verdauung/darmerkrankungen/ursachen-symptome.html (zugegriffen 28. Juni 2022).
[8] „Untergewicht: Wenn zu wenig Gewicht die Gesundheit gefährdet“, gesund.bund.de. https://gesund.bund.de/untergewicht (zugegriffen 7. Dezember 2022).
[9] NDR, „Untergewicht erkennen und behandeln“. https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Untergewicht,untergewicht100.html (zugegriffen 7. Dezember 2022).
[10] „Risikofaktoren für Osteoporose im Überblick | osteoporose.de“. https://www.osteoporose.de/osteoporose/risikofaktoren (zugegriffen 7. Dezember 2022).
[11] „Magersucht: Ausbleiben der Regelblutung kann dauerhaft verbleiben: www.frauenaerzte-im-netz.de“. https://www.frauenaerzte-im-netz.de/aktuelles/meldung/magersucht-ausbleiben-der-regelblutung-kann-dauerhaft-verbleiben/ (zugegriffen 7. Dezember 2022).
[12] „Untergewicht“, Gesundheitsportal. https://www.gesundheit.gv.at/leben/ernaehrung/gewicht/untergewicht.html (zugegriffen 7. Dezember 2022).
[13] A.-M. D. A. GmbH, „Untergewicht: In fünf Schritten zum Wunschgewicht“, Pharmazeutische Zeitung online. https://www.pharmazeutische-zeitung.de/ausgabe-142018/untergewicht-in-fuenf-schritten-zum-wunschgewicht/ (zugegriffen 7. Dezember 2022).
[14] „Underweight? Healthy tips for adding pounds“, Mayo Clinic. https://www.mayoclinic.org/healthy-lifestyle/nutrition-and-healthy-eating/expert-answers/underweight/faq-20058429 (zugegriffen 7. Dezember 2022).