Ein pochender, pulsierender Schmerz, der typischerweise nur auf einer Kopfseite auftritt und den Alltag von Betroffenen extrem stark einschränkt – wer an Migräneattacken leidet, kennt diese Situation.
Auf einen Blick: Migräne
Migräne ist eine Sonderform der Kopfschmerzen, die schätzungsweise zwölf Prozent der weltweiten Bevölkerung betrifft.
Typischerweise äußert sie sich durch einen pochenden oder pulsierenden Schmerz in einer Kopfhälfte und tritt mit Begleiterscheinungen wie Übelkeit und Erbrechen, oder Licht- bzw. Lärmempfindlichkeit auf.
Migräne tritt episodenweise auf und kann durch verschieden Faktoren ausgelöst werden.
Bei einigen Betroffenen kündig sich eine Migräneattacke durch eine sogenannte Aura an.
Welche Symptome treten bei Migräne auf?
Andere Arten von Kopfschmerzen äußern sich häufig durch stechenden und einschnürenden Schmerz. Betroffene von Migräne beschreiben ihre Beschwerden wiederum als einen pochenden, pulsierenden Schmerz, der nur auf einer Seite des Kopfes auftritt.
Bei etwa zehn Prozent ist die sogenannten Aura charakteristisch für Migräneattacken. Unter dieser Aura versteht man eine Art Wahrnehmungsstörung, die vor den Attacken auftritt. Typisch sind Kribbeln, Lähmungen oder das Sehen von Lichtblitzen.
Andere klassische Symptome sind Übelkeit und Erbrechen sowie Lärm- und Lichtempfindlichkeit.
Was sind mögliche Ursachen und Auslöser von Migräne?
Bisher sind die Ursachen von Migräne noch nicht bekannt. Expert*innen vermuten, dass es bei Migräne zu entzündlichen Vorgängen an den Blutgefäßen im Gehirn kommt. Doch auch die Art und Weise, wie Schmerzreize im Gehirn verarbeitet werden, könnte Einfluss darauf haben, ob Migräne entsteht.
Es gibt eine Reihe von Faktoren, die bei Betroffenen eine Migräneattacke hervorrufen oder schwerer ausfallen lassen können. Dazu gehören [1] [2]:
- Stress
- Ein gestörter Schlaf-Wach-Rhythmus
- Hormonveränderungen
- Unregelmäßigkeiten im Tagesablauf
- Bestimmte Nahrungsmittel
- Äußere Reize wie Licht, Lärm, Gerüche
- Wetter- und Höhenveränderungen
Schon gewusst? Auch ein Magnesiummangel kann zu Migräne führen. Der Mangel kann Gefäßverengungen im Gehirn bewirken und so Migräneanfälle begünstigen [3].
Wie wird Migräne diagnostiziert?
Die Migräne kann wegen ihrer typischen Symptome in den allermeisten Fällen leicht diagnostiziert werden. Beim Großteil der Betroffenen kommt es zu pochenden, pulsierenden Schmerzen auf einer Kopfhälfte, die häufig zusammen mit Übelkeit, Erbrechen und Licht- sowie Lärmempfindlichkeit auftreten. Zu wissen, wie lange die Schmerzphasen anhalten, kann Ärzt*innen dabei helfen, andere Kopfschmerzformen auszuschließen [4].
Außerdem kann ein sogenanntes Kopfschmerztagebuch dabei helfen, eine passende Diagnose und Therapie zu finden. Über einen Zeitraum von vier bis sechse Wochen tragen Sie Zeitpunkt, Art, Stärke, Dauer und mögliche Auslöser der Beschwerden in das Tagebuch ein [5].
Vermuten Ärzt*innen eine andere Ursache der Kopfschmerzen, folgen in der Regel weitere Untersuchungen, um den eigentlichen Auslöser zu finden.
Was hilft gegen Migräne?
Migräne kann den Alltag von Betroffenen extrem stark beeinflussen und einschränken. Um das Leben und den Alltag mit Migräne zu erleichtern, gibt es mittlerweile verschiedene Behandlungsmethoden.
Schmerzmitteln wie Ibuprofen, Acetylsalicylsäure, Triptane und Paracetamol können die Beschwerden in vielen Fällen schnell lindern. Besprechen Sie mit Ihren Ärzt*innen welche Schmerzmittel in welcher Dosis für Sie am besten geeignet sind.
Einigen Betroffenen hilft es, während einer Migräneattacke in einem dunklen und ruhigen Raum zu liegen.
Akupunktur gegen Migräne
Seit einiger Zeit wird viel an alternativen Methoden gegen Migräne geforscht, vor allem die Akupunktur. Metastudien zufolge kann sie bei einigen Betroffenen die Migräneanfälle um rund 50 Prozent seltener machen, wenn sie während schmerzfreier Phasen eingesetzt wird. Damit wäre die Akupunktur ähnlich effektiv wie vorbeugende Medikamente, ganz ohne Nebenwirkungen. Die Methode ist allerdings umstritten – unter anderem, weil Langzeitstudien bislang fehlen, sich nicht bei allen Betroffenen eine Wirkung zeigt und noch unklar ist, wie die Akupunktur überhaupt wirkt. In einigen Studien hatte außerdem eine Scheinakupunktur, bei der die Nadeln an zufällige Orte gegeben werden, einen ähnlich großen Effekt wie eine gezielte Akupunktur [6],[7].
In Deutschland zahlen die gesetzlichen Krankenversicherungen die Akupunktur nicht. Sie müssen für die Kosten der Behandlung also selbst aufkommen.
Wie kann man Migräne vorbeugen?
Die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft empfiehlt eine Kombination aus Entspannungstraining, regelmäßigem Sport und einer medikamentösen Therapie, um Migräneattacken vorzubeugen. Eine psychologische Therapie kann besonders bei stressbedingter Migräne Beschwerden um bis zu 40 Prozent reduzieren. Es gibt folgende Therapieansätze, die sich auf die psychischen Ursachen einer Migräne konzentrieren [10] [11]:
- Entspannungsverfahren (progressive Muskelentspannung)
- Kognitive Verhaltenstherapie in Spezialkliniken – besserer Umgang mit Stress
- Biofeedbackverfahren
- Entspannungstherapie in Kombination mit Medikamenten
Was ist Biofeedback?
Das Biofeedbackverfahren soll Menschen helfen, unbewusst ablaufende Prozesse im Körper bewusst wahrzunehmen, beispielsweise wie Muskeln sich anspannen oder die Durchblutung sich ändert. Mittels Signalen, die ein Computer Ihnen sendet, könne Sie lernen, wie Ihr Körper in bestimmten Situationen reagiert. Mit Biofeedback lassen sich auch bestimmte Migräneauslöser identifizieren. Dieses Verfahren wird immer in Kombination mit einer Verhaltenstherapie durchgeführt [12] [13].
Quellen
[1] „Migräne » Ursachen »“. https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/neurologie/erkrankungen/migraene/ursachen (zugegriffen 29. September 2022).
[2] „Migraine“, National Headache Foundation, 25. Oktober 2012. https://headaches.org/2012/10/25/migraine/ (zugegriffen 26. Februar 2019).
[3] A. Mauskop und J. Varughese, „Why all migraine patients should be treated with magnesium“, J Neural Transm, Bd. 119, Nr. 5, S. 575–579, Mai 2012, doi: 10.1007/s00702-012-0790-2.
[4] „Migräne » Diagnostik »“. https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/neurologie/erkrankungen/migraene/diagnostik (zugegriffen 29. September 2022).
[5] „Behandlung von Kopfschmerzen » Kopfschmerzen » Krankheiten » Internisten im Netz »“. https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/kopfschmerzen/behandlung-von-kopfschmerzen.html (zugegriffen 28. September 2022).
[6] Y.-X. Li u. a., „Effectiveness and Safety of Acupuncture for Migraine: An Overview of Systematic Reviews“, Pain Res Manag, Bd. 2020, S. 3825617, 2020, doi: 10.1155/2020/3825617.
[7] K. Linde u. a., „Acupuncture for the prevention of episodic migraine“, Cochrane Database of Systematic Reviews, Nr. 6, 2016, doi: 10.1002/14651858.CD001218.pub3.
[8] P. Sasannejad, M. Saeedi, A. Shoeibi, A. Gorji, M. Abbasi, und M. Foroughipour, „Lavender essential oil in the treatment of migraine headache: a placebo-controlled clinical trial“, Eur. Neurol., Bd. 67, Nr. 5, S. 288–291, 2012, doi: 10.1159/000335249.
[9] S. M. Abd El-Halim, M. A. Mamdouh, S. M. Eid, B. M. M. Ibrahim, D. A. Aly Labib, und S. M. Soliman, „The Potential Synergistic Activity of Zolmitriptan Combined in New Self-Nanoemulsifying Drug Delivery Systems: ATR-FTIR Real-Time Fast Dissolution Monitoring and Pharmacodynamic Assessment“, Int J Nanomedicine, Bd. 16, S. 6395–6412, 2021, doi: 10.2147/IJN.S325697.
[10] Diener u. a., Hrsg., Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie: Herausgegeben von der Kommission „Leitlinien“ der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN), 5. Aufl. Stuttgart: Georg Thieme Verlag, 2012. doi: 10.1055/b-002-37755.
[11] „Psychologie und Kopfschmerz - dmkg.de“. http://www.dmkg.de/patienten/psychologie-und-kopfschmerzen.html (zugegriffen 22. Januar 2019).
[12] „Grundlagen“. https://www.dgbfb.de/index.php/de/bioundneurofeedback/57-grundlagen (zugegriffen 27. Februar 2019).
[13] „Migräne: Schmerzkontrolle durch Biofeedback möglich“. https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/neurologie/ratgeber-archiv/artikel/migraene-schmerzkontrolle-durch-biofeedback-moeglich (zugegriffen 29. September 2022).